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„Der Tod behält nicht das letzte Wort“

Bischof Huber würdigt Paul Gerhardt beim Johannis-Empfang

(lifePR) (Hannover, )
Heute würde man ihn einen Popstar nennen, sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, über Paul Gerhardt(1607-1676). Huber würdigte Gerhardt in seiner Rede zum 400. Geburtstag des protestantischen Liederdichters beim diesjährigen Johannis-Empfang der EKD in Berlin. Gerhardts Lieder gehörten „neben Grimms Märchen und Luthers Bibelübersetzung zu den bekanntesten Texten deutscher Sprache überhaupt“. Sie hätten Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Max Reger, und Schriftsteller wie Matthias Claudius und Theodor Fontane angeregt und beschäftigt. All’ diese Lieder „künden nicht von Verzweiflung, sondern von Vertrauen“, betonte der Ratsvorsitzende, der seiner Rede die Liedzeile „Hoff und sei unverzagt!“ als Überschrift voran stellte.

„Das Wort ‚unverzagt’ hat es Paul Gerhardt angetan“, unterstrich Huber, der in diesem Begriff ein Leitmotiv „für ihn wie für uns“ ausmachte. Und das, obwohl der Dichter „in grausigen Zeiten“ lebte: Drei Jahrzehnte, von seinem elften bis zu seinem 41. Lebensjahr verbrachte er im Krieg. „Nach dem Krieg sind auch die Seelen der Menschen versehrt. Im Alltag der Katastrophe hat sich die Gottvergessenheit breit gemacht. Paul Gerhardt will deswegen mehr als eine Waffenruhe. Er möchte auch Frieden zwischen Gott und den Menschen“, beschrieb der Ratsvorsitzende die Situation, in der Gerhardt dichtete. Das Sterben – das durch die Pest auch nach dem Krieg zum Alltag der Menschen gehörte – sei für Gerhardt „ein Übergang“ gewesen. Der Tod werde nicht verharmlost, er behalte seinen Schrecken. „Doch er behält nicht das letzte Wort.“ Huber betonte: „Paul Gerhardt vermittelt ein Vertrauen zu Gottes Güte, das an der Kränkung, die jedes menschliche Herz erfährt, nicht zerschellt.“

Der Ratsvorsitzende erinnerte auch an die Opposition Gerhardts gegen den preußischen Kurfürsten Johann Sigismund, der 1613 von der lutherischen zur reformierten Konfession gewechselt war. In dem vom Kurfürsten damals anberaumten Religionsgespräch sei es unter den Bedingungen jener Zeit darum gegangen, „dass es sich auch dann um einen Dialog, ein Religionsgespräch handelt, wenn man nicht in allen Dingen einer Meinung ist“. Eine Einsicht, so Huber, „die uns auch bei heutigen Dialogen nicht ganz unbekannt ist“.

Nachdem die führenden Lutheraner außer Landes gegangen oder mundtot gemacht worden seien, habe Paul Gerhardt als Kopf der Opposition gegolten. Um dessen Absetzung von seiner Stelle in Berlin habe es viel Streit gegeben, bis er 1669 schließlich als Propst nach Lübben gezogen sei. Huber resümierte: „Mittenwalde, Berlin, Lübben: Aus heutiger Sicht nimmt diese Berufsbiografie vorweg, was wir unverdrossen erstreben – die Zusammengehörigkeit von Brandenburg und Berlin.“

Seine Glaubenszuversicht und seine Kritik an der Obrigkeit habe Gerhardt mit offener Sozialkritik verbunden. „Seine Lieder wollten dazu helfen, dass Menschen sich auch in Armut und Leid nicht selbst aufgeben“, erläuterte der Ratsvorsitzende. Dort, wo es um Gottes Zusagen gehe, die das Herz fest machen, schlage Paul Gerhardts Herz. Huber unterstrich, dass das Paul-Gerhardt-Jahr eine ungeheure Chance dazu sei, auf das zu hören, „was das Herz fest macht“. „Dazu helfen die Lieder Paul Gerhardts, die bekannten wie die unbekannten.“
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