Der Mainzer Bischof habe sein Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in einer Zeit angetreten, in der die scheinbar unveränderlichen Rahmenbedingungen des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs galten. Damals seien die Hoffnungen auf ein wiedervereinigtes Deutschland in den Herzen vieler Menschen tief vergraben gewesen. Das hat sich bald darauf grundlegend geändert und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sei „seither zum Gesicht und zur Stimme der römisch-katholischen Kirche im wiedervereinigten Deutschland geworden“. Karl Kardinal Lehmann habe sich durch seine verlässliche Arbeit, seine geistliche Ausstrahlungskraft und seine souveräne Repräsentanz der römisch-katholischen Kirche großen Respekt und Achtung nicht nur in seiner Kirche und bei den evangelischen Christen, sondern bei allen Menschen in Deutschland erworben.
Wolfgang Huber erinnert, dass Kardinal Lehmann in den bisher zwanzig Jahren mit Bischof Martin Kruse, Landesbischof Klaus Engelhardt, Präses Manfred Kock und ihm selbst vier Ratsvorsitzende gegenüber standen, die in ihrer Unterschiedlichkeit und in der Verschiedenheit der jeweiligen Herausforderungen im langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz einen für die Belange der evangelischen Kirche verständnisvollen und menschlich zugewandten Partner erlebt haben und erleben: „Die Zahl der gemeinsam besetzten Podien und Diskussionsrunden, der gemeinsamen ökumenischen Gottesdienste und Diskussionsforen sind wahrscheinlich nur mit einer intensiven Fleißarbeit zu zählen. Und auch wenn sich die Themen in diesen zwanzig Jahren immer wieder neu und anders stellten, so ist doch das Gemeinsame unserer Grundhaltungen im Gegenüber zur Gesellschaft immer wieder als stabile und belastbare Basis des gemeinsamen Handelns deutlich geworden.“
In diesen zwanzig Jahren haben sich die ökumenischen Hoffnungen und Perspektiven verschoben, schreibt der Ratsvorsitzende: Manche Hoffnung, die vor zwanzig Jahren stark und prägend gewesen sei, werde nun mit größerer Zurückhaltung formuliert. Gleichwohl sei in dieser Zeit deutlicher geworden, wie sehr die römisch-katholische Kirche und die Evangelische Kirche in Deutschland vor gemeinsame missionarische Herausforderungen gestellt sind. Wolfgang Huber ist sich gewiss, dass die beiden Kirchen und ihre Vorsitzenden auch in Zukunft bei allen Unterschieden im Geist guter Gemeinschaft weiterhin Sorge tragen für die Verkündigung des Evangeliums in Deutschland.