„Die Evangelische Kirche ist in dieser Region zuhause: Sie hat das Revier seit seiner Entstehung mit geprägt, seinen Wandel begleitet und mitgestaltet, ja hat selbst Anteil an seinen Veränderungen“, erklärte Alfred Buß, Präses der EKvW. „Von Anfang an waren Kirchtürme geistliche Landmarken im Ruhrgebiet. Und jeder Kirchturm steht für Menschen, die hier ihren Glauben lebten und leben. Aus Glauben haben sie ihren Alltag bewältigt, aber auch ihre Umgebung gestaltet“, so der Präses weiter. Gelebter Glaube sei immer schon Teil der Kultur. Er reagiere auf kulturelle Entwicklungen, setze aber auch aktiv solche in Gang. „Kirchengemeinden haben hier im Ruhrgebiet gesellschaftliche Verantwortung übernommen und sich als Kulturträger etabliert – in guten wie in schlechten Zeiten“, sagte der leitende Theologe der westfälischen Landeskirche. So habe das Kulturhauptstadt-Motto „Kultur durch Wandel – Wandel durch Kultur“ die Evangelische Kirche im Revier unmittelbar angesprochen. Ziel sei es nun, ein „kulturell engagiertes, repräsentatives und nachhaltiges Profil der Evangelischen Kirche und ihrer Kulturarbeit in der Region einzubringen.“ Nur folgerichtig sei es daher gewesen, ein gemeinsames Evangelisches Kulturbüro einzurichten, das die Ideen und Projektvorschläge bündeln und vernetzen soll.
Leiter des Evangelischen Kulturbüros sind der rheinische Pfarrer Andreas Volke und sein westfälischer Kollege Andreas Isenburg. Für sie war die Auftaktveranstaltung ein erster, doch wichtiger Schritt auf diesem Weg – und ein sehr ermutigender noch dazu. Rund 150 Gäste aus Kultur, Politik und Kirche nutzten die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die geplanten Schritte bis zum Kulturhauptstadtjahr sowie über erste Projekte und Vorhaben zu informieren. Beispiele dafür sind die geplante Veranstaltungsreihe „Engel der Geschichte“ in den großen Citykirchen, das „Orgelfestival Ruhr“, eine ruhrgebietsweite „Nacht der offenen Kirchen“ oder auch die Idee, Pilgerwege durch das Ruhrgebiet anzulegen.
Für Dr. Petra Bahr, die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist evangelisches Kulturengagement kein Ausnahmezustand, sondern Kernbestand des kirchlichen Lebens. Es sei traditionsbewusst, aber nicht traditionsversessen. „Die evangelische Kirche als Kirche der Freiheit lässt anderen ihre Freiheit.“ Ohne Risiko sei Kultur nicht zu haben. Sie erzeuge auch Konflikte, aber „es geht nicht um einen Kampf der Kulturen, sondern um einen Kampf um die Kultur“. Die beiden Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, Dr. Fritz Pleitgen und Professor Dr. Oliver Scheytt, schilderten ihre Visionen von der Kulturhauptstadt Ruhrgebiet: Pleitgen sprach von „Europas neuer Metropole“, Scheytt zeigte sich überzeugt, dass es gelingen werde, die Kirchen zu neuen Orten der Begegnung zu machen. „Die Kirchen sind unsere besten Partner, wenn es darum geht, das Unmögliche zu denken“, sagte Scheytt.