Seit April letzten Jahres hatten Bauarbeiter und Bagger das Gelände in Villigst fest im Griff. Das Gebäudeensemble, im Kern eine klassizistische Schlossanlage von 1819, wurde grundlegend saniert, modernisiert und erweitert. Denkmalpflegerische Gesichtspunkte mit den Ansprüchen eines modernen Tagungshauses zu verbinden – das war für Landeskirchenbaudirektor Reinhard Miermeister und sein Team „eine besondere Herausforderung“.
Beten und Arbeiten
So ist eine großzügige gläserne Eingangshalle entstanden, ein helles Foyer als Übergang von außen nach innen. Errichtet wurde auch eine Kapelle, die hundert Personen Platz bietet und den bisherigen Andachtsraum im Keller ersetzt. „Zu einem evangelischen Tagungs- und Begegnungszentrum gehört beides“, erklärt Landeskirchenrat Friedhelm Wixforth, der als Dezernent für Haus Villigst Verantwortung trägt: „Bildungshandeln, gesellschaftliches Engagement ebenso wie geistliches Leben.“ Auf traditionsreicher Grundlage sei hier etwas Neues entstanden, das diese beiden Seiten verbindet: „Ein ansprechendes Zentrum zum Beten und Arbeiten. Ein Forum des Dialogs, das die Möglichkeiten moderner Tagungstechnik ebenso bietet wie den Raum für Stille, Besinnung, Meditation.“
Rückbau gestaltet
2004 hatte die Kirchenleitung beschlossen, die beiden Häuser in Schwerte und Iserlohn auf einen Standort zu konzentrieren. Mit der Entscheidung, Haus Villigst zu einem exzellenten Bildungs- und Begegnungszentrum zu machen, haben die Verantwortlichen den notwendigen Rückbau gestaltet und einen unübersehbaren Schwerpunkt gesetzt. Wixforth: „Die große Tradition der Evangelischen Akademie, die mit dem Namen Iserlohn verbunden ist, werden wir in Schwerte fortführen. Alle Voraussetzungen dafür sind geschaffen.“
Dachstuhl war marode
Zeitlich und finanziell fast genau nach Plan verlaufen sind die Bauarbeiten: Beginn war im April letzten Jahres, am 1. und 2. September ist die Öffentlichkeit zum Tag der offenen Tür und zu einem Familiengottesdienst eingeladen. Die vorgesehenen sieben Millionen Euro Baukosten werden voraussichtlich um eine halbe Million Euro überschritten – inbegriffen ist darin der zunächst nicht vorgesehene Ausbau des Dachgeschosses über dem neuen Haupteingang. Der Dachstuhl erwies sich als völlig marode und musste grundlegend saniert werden. Die Planer vom landeskirchlichen Baureferat in Bielefeld nutzten dies, um hier neue Räume für das Institut für Kirche und Gesellschaft zu schaffen. Enthalten in den Gesamtkosten ist die neue Kapelle, eine Holz-Lehm-Konstruktion, mit knapp 500.000 Euro. Ihre Ausstattung konnte größtenteils aus Spenden, 30.000 Euro, bezahlt werden. Finanziert wird das gesamte Projekt voraussichtlich aus Verkaufserlösen: 3,8 Millionen kommen durch die Veräußerung eines Studentenwohnheims in Münster und eines Hauses in Berlin zusammen. Der Rest soll durch den Verkauf von Haus Ortlohn abgedeckt werden.
Keine Arbeitsplatzverluste
Der Abschied von Haus Ortlohn ist schmerzlich, die Schließung für die Stadt Iserlohn ein herber Verlust, räumte Landeskirchenrat Wixforth ein. Aber: „Auch wenn viele mit Wehmut zurück blicken – es ist kein Blick zurück im Zorn.“ Das Ziel, dass keiner der Beschäftigten seinen Arbeitsplatz verliert, konnte erreicht werden: durch natürliche Veränderungen, durch Ruhestandsregelungen und Übernahmen.
Zu einem kirchlich-kulturellen Begegnungszentrum gehören:
-Ein repräsentativer Ort für Veranstaltungen der Landeskirche
-Das Aus-, Fort- und Weiterbildungszentrum der EKvW: für 2000 Pfarrer, für 15.000 Religionslehrer, für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche.
-Das Dialogzentrum Kirche und Gesellschaft: Unter seinem Dach treffen sich maßgebliche gesellschaftliche Gruppen zum Gespräch mit Vertretern der Kirche, zu Fachtagungen über theologisch-gesellschaftliche Fragen und Bildungsthemen, zu Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Verbänden, Initiativen oder Arbeitskreisen.
-Ein kirchlich-kulturelles Zentrum, ein Raum für Besinnung, Andacht, Gottesdienst. Hier können auch neue gottesdienstliche Formen ausprobiert werden, zum Beispiel Schul-, Jugendgottesdienste, kirchenmusikalische Workshops...
-Zum kulturellen Profil gehören Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, offene Veranstaltungen. Und nicht zuletzt gehört dazu: ein Ort der Ruhe, Stille, Meditation, zum seelischen Durchatmen, wo Besucher und Mitarbeiter außerdem ein tägliches Angebot wahrnehmen können.
Institute, Ämter und Werke der Evangelischen Kirche von Westfalen ab 2008 in Haus Villigst
-Institut für Kirche und Gesellschaft mit:
-Evangelische Akademie
-Männerarbeit
-Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
-Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung
-Pädagogisches Institut
-Amt für Jugendarbeit mit dem Diakonischen Jahr
-Evangelisches Studienwerk e.V.
-Frauenreferat (ab 2008)
Zahlen und Fakten:
-150 Betten in 95 Zimmern
-24 Tagungsräume für bis zu 500 Personen