„Minderheitskirchen haben eine Vorreiterrolle für Alternativen“, betonte Professor Dr. René Krüger, Rektor der Theologischen Hochschule in Buenos Aires: „Sie können eine Anwaltsfunktion für schwache Glieder der Gesellschaft und für ausgegrenzte Minderheiten übernehmen.“ Die Länder Lateinamerikas litten unter der „Auflösung der Ansätze eines Wohlfahrtsstaates, der Zerschlagung der Mittelschicht und einer nicht zu lösenden Auslandsverschuldung“, so Krüger. Dieser Herausforderung begegne die Evangelische Kirche am La Plata durch eine ökumenische, diakonische und missionarische Öffnung. Aus christlich-theologischer Perspektive kritisierte der Rektor der Hochschule eine neoliberale Globalisierung, die die Lebensgrundlagen vieler Menschen systematisch zerstöre. Theoretische Kritik am neoliberalen System wie auch praktisches Eintreten für Menschenrechte gehörten in diesem Zusammenhang zur Mission der evangelischen Kirchen.
Auf akute Menschenrechtsverletzungen am la Plata in Lateinamerika wies Dr. Arturo Blatezky hin, der als Pfarrer der Evangelischen Kirche am La Plata zugleich die ökumenische Menschenrechtsbewegung in Argentinien leitet. Seit der Militärdiktatur in den siebziger Jahren gebe es über 30.000 verschwundene Personen in Argentinien, darunter schätzungsweise tausend Deutschstämmige, berichtete er. „Die Aufarbeitung dieser Vergangenheit sowie der Einsatz für rechtlichen Ausgleich ist ein Schwerpunkt unserer kirchlichen Menschenrechtsarbeit,“ betonte Blatezky. Hinzu seien neue Aufgaben gekommen: Projekte, die Gewalt an Frauen entgegentreten, Jugendlichen konkrete Chancen bieten und zerstörerische Folgen des neoliberalen Wirtschaftssystems kritisieren.
Die westfälische Landeskirche ist Partner der Evangelischen Kirche am La Plata. „Treffen wie dieses Forum, Besuche von Partnergemeinden und der Aufbau eines Austauschprogramms vertiefen die Partnerschaft“, erklärt dazu Kirchenrat Gerhard Duncker, der in der EKvW für die Beziehungen nach Südamerika verantwortlich ist und das Forum de la Plata organisiert hat.