So zeigt die Studie, dass erfolgreiche Krankenhäuser besser über die verschiedenen Bankprodukte sowie deren Chancen- und Risikoprofile informiert sind als finanzschwache Einrichtungen. Ebenso umfassend aufgeklärt fühlen sich die 25 Prozent der Krankenhäuser, die mit einer Steigerung ihres Betriebsergebnisses rechnen. Die ergänzend zu den Krankenhäusern befragten Bankexperten bemerken zudem eine große Schwankungsbreite, was die Qualität der von den Krankenhäusern gelieferten Finanzinformationen betrifft. Sie reicht von „sehr auskunftsbereit" bis „nur das Mindeste wird geliefert". Gerade private Krankenhausbetreiber stellen laut der Erfahrung der Banker detaillierte Auskünfte zur Verfügung. Ertrags-, Liquiditäts- und Investitionsplanung seien bei ihnen Standard. Insbesondere bei Krankenhäusern in öffentlicher Trägerschaft halten sie die Quantität und Qualität der aufbereiteten Daten hingegen für verbesserungswürdig oder eher durchschnittlich. Häufiger Kritikpunkt: der Adressat der Informationen ist nicht die Bank. Zum Teil bestehe sogar Handlungsbedarf bei essentiellen betriebswirtschaftlichen Informationssystemen wie Deckungsbeitragsrechnungen, Risiko- und Potenzialanalysen.
„Die Überwindung dieser Hürden würde die Geschäftsbeziehungen zwischen Krankenhäusern und Banken in Zukunft erleichtern", ist Kühlmann überzeugt. Generell sei eine Bank jedoch nur dann zur Kreditvergabe bereit, wenn der vorgelegte Businessplan auch aufgeht. Krankenhäuser, die keine ausreichenden Erträge in Aussicht stellen können – zum Beispiel aufgrund einer negativen Markt- und Umfeldanalyse – werden von der Kreditfinanzierung auch bei einer hohen Professionalität ihrer Finanzkommunikation ausgeschlossen sein. Nicht zuletzt deshalb werde auch die Bedeutung des Fundraising steigen. Wichtig sei laut Kühlmann jedoch auch, dass die Bank sich auf dem Krankenhausmarkt detailliert auskennt. Kühlmann: „Nur dann kann sie die wirtschaftliche Situation einer Einrichtung differenziert einschätzen."
Weitere Trends, die sich aus der Studie zur Zusammenarbeit von Krankenhäusern und Banken ableiten lassen: 100 Prozent der befragten Kliniken nutzen den Zahlungsverkehr als Dienstleistung, etwa drei Viertel der Einrichtungen nehmen zudem Kredite in Anspruch oder verfügen über Geldanlagen bei Banken. Produkte bzw. Dienstleistungen wie Schuldscheindarlehen, Factoring, Mezzanine-Finanzierung oder Börsengänge hingegen werden selten bis nie in Anspruch genommen. An Bedeutung zunehmen werden laut der Krankenhäuser vor allem Schuldscheindarlehen und das Factoring. „Solche innovativen Instrumente werden künftig insgesamt wichtiger", ist Kühlmann überzeugt. Seine Empfehlung: Krankenhäuser sollten insgesamt die Beratungsangebote der Banken stärker nutzen. Interessant wiederum für die Banken: 93 Prozent der befragten Krankenhäuser legen Wert darauf, eine zentrale Hausbank zu haben. Leidglich 24 Prozent sind jedoch bereit, für ein gutes Verhältnis zur Bank höhere Preise in Kauf zu nehmen.
Zum Hintergrund der Studie erklärt Gesundheitsexperte Kühlmann: „In der Vergangenheit haben die Krankenhäuser in Deutschland keine erheblichen Kreditbeträge bei den Banken nachfragt." Es ging in erster Linie um Ergänzungsfinanzierungen. Das jedoch habe sich mit der Einführung der leistungsorientierten Investitionspauschale geändert und werde durch die Schuldenbremse, die für die Bundesländer ab dem Jahr 2020 gilt, noch verstärkt. Kühlmann: „Die Krankenhäuser benötigen immer häufiger hohe Kredite im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich." Auf der anderen Seite suchen Banken in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen attraktive Geschäftsfelder. So erklären die für die Studie befragten Bankexperten, dass sie den Krankenhausmarkt aufgrund der demografischen Entwicklung und seiner weitgehenden Unabhängigkeit von Konjunkturzyklen für besonders interessant halten. Als größtes Risiko hingegen betrachten sie die schnelle Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Der von der Evangelischen Bank veranstaltete „Strategieworkshop Krankenhaus – Stark aufgestellt für die Zukunft" ist ein Beitrag dazu, die Kommunikation zwischen den auf die Sozialwirtschaft spezialisierten Finanzdienstleistern und der Gesundheitswirtschaft weiter zu verbessern. Der eintägige Branchentreff mit renommierten Referenten aus der Praxis richtet sich an Entscheider aus dem Gesundheits- und Sozialmanagement.