ESTHER (13+)
A DANCE PIECE ABOUT YOUTH & UNIFORMS | REUT SHEMESH (TEL AVIV/KÖLN)
Urauffürhung: Sa 04. Mai 2024, 19:00 / Schulaufführungen: Mo 06. + Di 07. Mai, 10:00 | fabrik Potsdam
Was passiert mit Jugendlichen, wenn sie sich einer Gruppe verschreiben? Und wie spiegelt sich das Gemeinschaftsgefühl in Haltungen, Dresscodes und Ritualen wider? In ihrer neuen Produktion für junges Publikum Esther erforscht Reut Shemesh gemeinsam mit fünf professionellen Performer:innen zwischen 25 und 55 Jahren den Selbstfindungsprozess und die Identitätsentwicklung von jungen Menschen. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und die Dynamik von Gruppen innerhalb einer Jugendgemeinschaft stellen zwei Pole dieses Spannungsverhältnisses dar. Durch die Erkundung der nuancierten Beziehung zwischen Uniformen, Symbolen, Verhaltensweisen und Ritualen sowie der sozialen Klasse beleuchtet das Stück, wie Jugendliche mit dem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Konformität und Individualität umgehen. In der Recherchephase bezog Reut Shemesh die Zielgruppe des Projekts bereits ein und arbeitete in Dresden, München, Hamburg und Potsdam mit Jugendlichen.
Eine Gemeinschaftsproduktion von fabrik moves Potsdam und Reut Shemesh, in Koproduktion mit K3 | Tanzplan Hamburg, Fokus Tanz | Tanz und Schule e.V. München und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden im Rahmen der Kooperation explore dance – Netzwerk Tanz für junges Publikum. Gefördert im Programm Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Netzwerk explore dance wird unterstützt durch die Art Mentor Foundation Lucerne.
Tickets: www.fabrikpotsdam.de
Jugend und Uniformen
Ein Interview mit Reut Shemesh / fabrik Potsdam
Was hat dich zu dem Thema deiner neuesten Bühnenproduktion Esther inspiriert?
Die Thematik von Esther dreht sich um Jugend und Uniformen. In den letzten sieben Jahren habe ich mich in früheren Stücken viel mit diesem Thema beschäftigt, zum Beispiel mit Frauen und Militäruniformen in Israel sowie mit den Funkenmariechen in Düsseldorf. Für mich geht es dabei auch um Uniformierung in der Gesellschaft und wie die Jugend mit den Uniformen instrumentalisiert werden kann. Die Uniformen kommen meistens von den Erwachsenen und es interessiert mich, wie sich der Blick auf die Kinder und Jugendlichen mit den Uniformen verändert. Ich war selbst als Mädchen Turnerin. Ich denke heute, dass wir sehr enge Kleider getragen haben. Es gibt eine Menge Fragen, die gestellt werden müssen!
Wie und mit wem arbeitest du konkret für die Premiere in Potsdam?
Ich möchte mit “Reenactment” arbeiten – also existierende Fotos von jungen Menschen in verschiedenen Uniformen nachstellen und nachbilden. Einige der Fotos wurden von mir selbst aufgenommen, andere stammen aus einem offenen Aufruf, den wir in Potsdam, Hamburg, Dresden und München geteilt haben, manchmal auch mit alten Uniformen, die nicht mehr in Gebrauch sind, wie die Pionier-Uniform. Wir haben eine große Sammlung von Bildern. Ich habe auch Jugendliche aus verschiedenen Städten getroffen: einen Knabenchor in Dresden, Pfadfinder in München, Hockey-Spielerinnen in Hamburg, sowie Jugendliche aus Potsdam.
Was kann die Erfahrung von Tanzstücken bei jungen Menschen auslösen?
Tanzstücke können jungen Menschen viel bringen! Der Körper von Teenagern verändert sich stark, aber als ich jung war, tanzte ich schon und war stolz darauf. Tanz kann ein kleines Heilmittel sein, um den Körper auf andere Weise zu betrachten. Tanz kann experimentell, überraschend und unerwartet sein. Das ist etwas sehr Cooles und Ansprechendes für junge Leute, mit dem sie experimentieren können.
Was ist dein Hintergrund? Wie war deine Jugend?
Ich bin in Israel aufgewachsen. Meine Jugend war nicht einfach – meine Eltern haben sich scheiden lassen, ich war nicht so gut in der Schule – und bin buchstäblich in den Tanz geflüchtet. Das war ein sehr schöner und hilfreicher Ort, um mich zu stärken. Dann habe ich Choreografie und Kunst studiert. Vor 10 Jahren bin ich nach Deutschland gezogen. Nach Europa zu kommen, war für mich eine Art Befreiung, was damit zu tun hatte, dass ich in Israel auf eine bestimmte Art identifiziert wurde, was im Ausland nicht mehr der Fall war. Ich war in Deutschland nur jemand aus Israel…
http://www.reutshemesh.com