Gibt es den Klimawandel überhaupt? Werden wir durch Impfungen beim Hausarzt nicht nur vergiftet, sondern auch ohne unser Wissen gechipt? Und ist Deutschland vielleicht gar kein Land, sondern vielmehr eine GmbH? Nicht erst seit der Amtseinführung von Donald Trump und Kellyanne Conways Etablierung der Bezeichnung "alternative Fakten" ist uns dieses Konzept bekannt. Dr. Natalie Grams sprach darüber, wie wir alternative Fakten erkennen und ihnen begegnen können.
Komplexität aushalten
Dr. Natalie Grams erklärte anschaulich den Unterschied zwischen Fanatismus und Aufklärung. Dieser liege vor allem darin, dass man als Aufklärer und Realist "Komplexität aushalten können" müsse. Die sogenannten alternativen Fakten sind am Ende umerzählte Geschichten, die vorgefassten Standpunkten nachträglich angepasst werden. Nicht die Fakten bestimmen das Weltbild, sondern das bestehende Weltbild formt die Fakten zu Alternativen um. Übertragen auf die Behauptungen von Trumps Regierungsstab, es hätte sich bei seiner Amtseinführung um die bedeutendste und am besten besuchte Veranstaltung jemals gehandelt, wird deutlich, dass hier Fakten geschönt werden, um dem entsprechenden Selbstverständnis zu genügen.
Als "Skeptikerin", wie sich Dr. Natalie Grams und ihre Kollegen der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" bezeichnen, beginnt die Arbeit immer dort, wo Erzählungen auf Behauptungen beruhen, die weder nachweisbar noch objektiv sind. Die Wissenschaft ist deshalb die Methode, um von alternativen Fakten, also bloßen Behauptungen oder gar Lügen, zu tatsächlichen Fakten zu kommen.
Der Wahrheit so nah wie möglich kommen
Natalie Grams hat vor allem durch ihr Buch Homöopathie – neu gedacht, das 2015 erschien, von sich Reden gemacht. Als ausgebildete Ärztin mit eigener Praxis für Homöopathie hat sie ihr Schreibprojekt begonnen, um währenddessen festzustellen, wie wenig die gelebten Inhalte mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun haben. Seitdem setzt sie sich für die Wissenschaft als Methode ein, um der "Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Als Mitglied des Wissenschaftsrats der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" ist ihr Kompetenzbereich die sogenannte Paramedizin. Alternative Fakten sollen neben echten Fakten keine Chance haben.
Überparteilich aber nicht unpolitisch
Der Vortrag "Alternativen Fakten begegnen" fand im Rahmen der etablierten Vortragsreihe "FuER Worms" statt, die vom Leiter der Stabsstelle Forschung und Transfer der Hochschule Worms, Dr. Frank Möller koordiniert wird. Erstmals gestalteten die Wirtschaftsjunioren Worms eine der Veranstaltungen mit und entschieden sich gemeinsam für die Ärztin und ehemalige Homöopathin, wie ihr Sprecher, Andi Geisser zu Anfang ausführte. Mit dieser Entscheidung handeln die Wirtschaftsjunioren gemäß ihres Selbstverständnisses, überparteilich, aber nicht unpolitisch zu sein: "Wir wollen Einfluss auf die Politik nehmen, um die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass auch zukünftige Generationen in unserem Land erfolgreich wirtschaften und arbeiten können", beschreiben sie ihre Leitlinie. Dazu gehört eben auch der kritische Umgang mit Inhalten, die unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Das postive Feedback der rund fünfzig Teilnehmer bestätigt das Bestreben der Hochschule Worms und der Wirtschaftsjunioren, auch in Zukunft weitere gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren und so zur Information und Vernetzung in der Region beizutragen.