"Die Menschen nehmen unser Destillateur-Handwerk immer mehr als das wahr, was es meiner Meinung nach schon immer ist - ein Kulturgut", sagt Rüdiger Sasse, Geschäftsführer der Feinbrennerei Sasse, Lagerkorn GmbH. "Auch unsere Führungen erreichen in diesem Jahr einen neuen Höchststand." Sasse bietet unterschiedliche Führungen und Kurse an, die sich an Touristen und Spirituoseninteressierte richten. Erfahrungen aus anderen Regionen zeigen, dass die Brennereikultur die Attraktivität einer Region steigern kann. Kulinarische Leuchttürme wie bekannte Brauereien, Brennereien, Winzer oder andere Manufakturen helfen, den Einzelhandel und die Gastronomie vor Ort zu stärken und Lebensmittel aus der Region zu vermarkten, ist Sasse sich sicher.
Etwa 500 Führungen bietet die Feinbrennerei jährlich an. Die Hälfte der Besucher nutzt auch das gastronomische Angebot, das in Kombination mit der klassischen Führung durch den Brennereibetrieb gebucht werden kann. Als besonders positiv empfinden viele Gäste, dass auch Kleingruppen und Einzelpersonen an den Genussführungen teilnehmen können und es keine Mindestteilnehmerzahl bei der Buchung gibt, berichtet Rüdiger Sasse.
Aktuell kommen die meisten Besucher aus dem Münsterland oder dem angrenzenden Ruhrgebiet sowie Ostwestfalen. Allerdings interessieren sich auch zunehmend Reisende aus anderen Regionen Deutschlands für das Brennen von Spirituosen. "Dies liegt zum einen daran, dass viele kleine Brennereien in den vergangenen Jahren schließen mussten", sagt der Geschäftsführer. "Zum anderen hat ein Wandel in der Wahrnehmung von Spirituosen stattgefunden." Der Trend gehe seit Jahren weg vom reinen Konsum hin zum maßvollen Genuss. "Wir sind eine der letzten Betriebe, die das aufwändige Pott-Still-Verfahren in kupfernen Brennblasen anwendet sowie demonstriert."
Um bei der hohen Besucherzahl informative und interessante Führungen zu bieten, setzt Sasse auf ein Rotationsprinzip bei den Gästeführern und eine Begrenzung der Personenzahl auf maximal 28 Teilnehmer pro Führung. Destillateure und Brenner übernehmen Führungen und geben ihr Wissen über Geruch, Geschmack und Farbe von hochwertigen Spirituosen an die Besucher weiter. "So garantieren wir unseren Gästen, ihre Fragen zum Brennvorgang und zur Fasslagerung kompetent beantworten zu können", sagt Sasse.
Der typische Münsterland-Besucher bleibe im Schnitt zwei Tage in der Region. Neben der Brennerei ständen oft auch die Stadt Münster und ein weiterer Ort auf dem Programm. Regionale Spezialitäten spielten dabei eine wichtige Rolle. "Wir planen daher, unseren Genuss-Bereich weiter auszubauen", sagt Sasse. Nicht nur die neue Fasslagerhalle mit dem Namen "Reifugium" - gebildet aus den Wörtern "reifen" und "Refugium" - sei ein Baustein im touristischen Konzept. Im kommenden Jahr sollen auch neue Führungsangebote hinzukommen.