Immerhin fast jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren es allein im Jahr 2010 187.000 Ehen, die beendet wurden. Aktuellere Zahlen liegen bislang noch nicht vor. Durchschnittlich, so die Statistik, scheitert eine Partnerschaft nach 14 Jahren und zwei Monaten. Und nach einer Trennung nach so langer Zeit ändern sich nicht nur die persönliche Lebensplanung und das soziale Umfeld. Auch die Finanz- und Vermögensplanung bedarf einer Anpassung an die neuen Lebensumstände. Denn zu der schweren emotionalen Last kommt auf die Noch-Eheleute meist auch noch die Angst vor einem finanziellen Chaos zu. Wird der Unterhalt reichen? Wie viel werde ich eigentlich zahlen müssen? Wie sieht es mit meiner Altersversorgung aus? Das sind Fragen, die dringend beantwortet werden müssen.
Um die finanzielle Lebensplanung nach einer Scheidung in die richtige Bahn zu lenken, muss zunächst der Status Quo geklärt werden. In der Regel werden während der Ehezeit erworbene Ansprüche gegen die gesetzliche Rentenversicherung zwischen den beiden Ex-Partnern aufgeteilt. Zudem wird geklärt, ob und in welchem Umfang Unterhaltszahlungen anfallen. Nicht selten setzen Gerichte diese Aufteilung von Vermögen und Einkommen fest.
"Im Normalfall stehen beide Partner nach einer Scheidung aber finanziell meist schlechter da, als vorher", sagt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School, Wiesbaden. "Deshalb sollte es aus Sicht der persönlichen Lebensplanung auch bei einer Scheidung das Ziel sein, zumindest den Lebensstandard zu halten, den man vor der Scheidung hatte", rät Tilmes. Wichtige Unterstützung dabei geben die Finanzprofis des FPSB Deutschland.
Einen wesentlichen Einfluss auf die finanziellen Folgen einer Ehescheidung hat der Güterstand des Ehepaars. Doch zu Zeiten der Eheschließung denkt kaum ein Paar an ein mögliches Ende. "Es ist also wirklich sinnvoll, schon vor Eheschließung über den Güterstand und die finanziellen Konsequenz gemeinsam zu diskutieren", sagt Tilmes. "So lassen sich die Folgen, wenn es doch nicht klappen sollte, für beide Seiten minimieren." Neben den weniger häufigen Varianten Gütergemeinschaft oder Gütertrennung kann der Güterstand vertraglich als modifizierte Zugewinngemeinschaft im Rahmen eines Ehevertrages vereinbart werden. "Solch einen Vertrag haben aber die wenigsten Ehepaare zum Zeitpunkt der Hochzeit geschlossen", sagt Tilmes.
Und wenn es dann doch nicht weitergeht, ist den Beteiligten vorher selbst bei einer einvernehmlichen Scheidung oft nicht klar, wie die Vermögenswerte aufzuteilen sind, welche Ansprüche aus dem Versorgungsausgleich bestehen oder wie viel Unterhalt eigentlich fließt. Ist die Scheidung von einem Partner womöglich gar nicht gewollt und es kommt zum Streit, verkompliziert sich meist auch die finanzielle Situation.
Mit dem Ende der Ehe droht auch das Ende der automatischen Mitversicherung. So gelten viele Verträge nach einer Trennung nur noch für den Versicherungsnehmer weiter, so dass beim Ex-Partner Handlungsbedarf besteht, weil er nicht mehr automatisch mitversichert ist. Im schlimmsten Fall stehen Betroffene dann schutzlos da.
Oft entstehen durch Scheidungen auch Vorsorgelücken, die nach der Trennung dringend geschlossen werden müssen. Das beste Beispiel ist die Altersversorgung- gerade in klassischen Ehen mit nur einem Verdiener. In der Partnerschaft konnte man vielleicht ohne spezielle Versicherung wie Renten- oder Lebensversicherung noch davon ausgehen, dass der verdienende Partner den nicht versicherten Partner finanziell mitabsichert. Nach der Trennung aber muss man selbst Vorsorge treffen, eine umfassende Finanzplanung sozusagen als Kassensturz ist notwendig.
"Wichtig ist es zudem, auch die Nachlassplanung an die neue Lebenssituation anzupassen", sagt Tilmes. "So eine Planung schafft Klarheit und bereitet die Angehörigen auf das vor, was im Erbschaftsfall auf sie zukommt."
Professionelle Finanzplaner helfen weiter
Professionelle Finanzplaner, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®), können bei der weiteren Vermögensplanung helfen. Mit Hilfe einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation und einer Liquiditätsrechnung überprüfen die CFP, was als Möglichkeiten in Frage kommen, und sie geben detailliert Auskunft über Vor- und Nachteile der geplanten Investitionen. Somit lässt sich wenigstens finanziell die Trennung meistern und ein neuer Lebensabschnitt beginnen.