- Fehlentscheidungen. Die Kunden müssen sich auf die Vorschläge ihres Finanzberaters verlassen und ganz auf seine Kompetenz bauen. Doch was macht einen guten Finanzberater aus, wo trennt sich die Spreu vom Weizen?
Die Qualität der Finanzberatung im Sinne des Verbraucherschutzes rückt immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Neben der mangelnden Qualifikation der Finanzberater werden vertriebsorientierte Produktplatzierungen kritisiert. Als Folge steigen die Ansprüche der Kunden an eine Finanzberatung, Anlagevorschläge werden kritischer hinterfragt. Statt Produktempfehlungen von der Stange wünschen sie sich individuelle Lösungskonzepte für ihre Vermögensstruktur. "Denn eine qualifizierte Finanzberatung ist mehr, als die richtige Anlage für die aktuelle Situation auszuwählen" so Arndt H. Stiegeler, Mitglied des Vorstandes des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland).
Qualifizierte Ausbildung und Erfahrung
Da die Anbieterstruktur im Finanzdienstleistungssektor in Deutschland stark heterogen aufgestellt ist und die Qualität dementsprechend divergiert, müssen bei der Auswahl eines kompetenten Finanzberaters Qualitätssurrogate herhalten. Zertifizierungen wie zum DIN-geprüften Privaten Finanzplaner oder zum Certified Financial Planner (CFP) liefern wichtige Anhaltspunkte für Beratungsqualität und Seriosität von Finanzdienstleistern. Der Berufsverband aller CFP-Zertifikatsträgern in Deutschland, der FPSB Deutschland, tritt seit seiner Gründung 1997 im Interesse der Verbraucher für die Etablierung und Sicherstellung der Beratungsqualität auf hohem Niveau mittels national und international anerkannter Zertifizierungsstandards ein. "Die Ausbildung sollte nicht auf einzelne Produktsparten limitiert, sondern ganzheitlich ausgerichtet sein. Denn die in vielen Ausbildungsgängen übliche Zentrierung auf Produktkenntnisse birgt die Gefahr einer produktorientierten Verkaufsberatung" erläutert Stiegeler.
In Deutschland tragen 1060 Berater den Titel CFP. Sie sind ausgewiesene Fachleute, die ihre Qualifikation durch umfangreiche Prüfungen und der ständigen Verpflichtung zur Weiterbildung eindrucksvoll nachgewiesen haben. Sie kennen nicht nur die gesamte Bandbreite der Finanzprodukte, sondern verfügen auch über vertiefte Kenntnisse in den Bereichen Immobilien, Versicherungen, Steuern und Recht. Die alle zwei Jahre stattfindende Re-Zertifizierung garantiert zudem eine ständige Fortund Weiterbildung der Berater.
Auch eine langjährige Berufserfahrung des Beraters ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Nach einer aktuellen Umfrage des FPSB Deutschland unter seinen Mitgliedern sind mehr als zwei Drittel seit über 15 Jahren im Finanzdienstleistungssektor tätig.
Unabhängigkeit des Beraters
Der Kunde muss sicher sein, dass die Beratung produktneutral erfolgt. Nur wenn die Bedürfnisse des Kunden und nicht der Produktverkauf im Mittelpunkt der Finanzberatung stehen, kann ein langfristiges Vertrauensverhältnis zwischen Berater und Kunden entstehen. "Im Sinne des Kundenschutzes ist es uns wichtig, die Berater auf moralische und ethische Grundsätze zu verpflichten", so Stiegeler. Die Beratung eines CFP-Zertifikatsträgers muss objektiv und neutral erfolgen. Bei Nichteinhaltung drohen Sanktionen bis zum Entzug des Zertifikats.
Ganzheitlicher Beratungsansatz
Ein ganzheitlicher und am Kundeninteresse ausgerichteter Beratungsansatz der Finanzplanung (Financial Planning) ist ein weiteres wesentliches Erkennungszeichen einer kompetenten Finanzberatung. Bei der ganzheitlichen Betrachtung werden alle für den Kunden relevanten Teilbereiche wie Vermögensaufbau und -sicherung, Steueroptimierung sowie Risikoabsicherung berücksichtigt und miteinander vernetzt. Die ganzheitliche Erfassung und Analyse der gegenwärtigen Vermögenssituation unter Berücksichtigung der Zielvorgaben und des Risikoprofils des Kunden ist dabei das A und O. Aus diesen Faktoren entwickelt der CFP ein für den Kunden schlüssiges Vermögenskonzept, das verständlich dokumentiert und bei Bedarf im regelmäßigen Turnus angepasst wird.
Kostentransparenz
Grundsätzlich ist es selbst einem Honorarberater nicht verboten, Provisionen anzunehmen. Aber dies sollte für den Kunden durch einvernehmliche und klare Regelungen transparent sein. Die Vereinbarung sollte festhalten, ob der Finanzberater auf Honorar- und/oder Provisionsbasis arbeitet. "Die Qualität einer Finanzberatung hängt nicht allein von der Vergütungsform ab. Solange die Vergütungstransparenz gewährleistet ist, sollten Beratungen auf Honorar- und Provisionsbasis beziehungsweise adäquate Mischformen denkbar sein" sagt Stiegeler.