Bei der Geldanlage scheuen die Bundesbürger nach wie vor das Risiko - und in Zeiten hoher Unsicherheiten wegen der Schuldenkrise ganz besonders. Laut der aktuellen Statistik der Deutschen Bundesbank bunkern die Deutschen etwa ein Fünftel des Geldvermögens als Bargeld oder als Sichteinlagen auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto. Hier sind die Verluste nach Inflation vorprogrammiert, denn die Rendite tendiert gegen Null. Nicht viel besser sieht es bei Spareinlagen aus, die etwa 600 Mrd. Euro umfassen, und bei Termineinlagen. Sie werfen in den meisten Fällen ebenfalls Zinsen weit unter Inflationsniveau ab. Das bedeutet: Etwa zwei Drittel des Vermögens der Deutschen steckt in Anlageformen, die nach Abzug der Inflation reale Verluste bringen.
"Jetzt nur auf risikolose Anlagen wie Festgeld oder Sparbücher zu setzen, ist definitiv der falsche Weg", sagt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School, Wiesbaden. Denn ohne Risiken einzugehen, kann keine ansprechende Rendite erzielt werden. Nur wenn man ein gewisses Maß an Volatilität in Kauf nimmt, kann auch der Vermögenszuwachs funktionieren. "Der Schlüssel zum Erfolg ist ein modernes Risikomanagement, das es ermöglicht, durch Diversifikation und Absicherungsstrategien das Risiko ertragbar und überschaubar zu halten", sagt Tilmes.
Doch das Thema Risikomanagement wird in der Anlageberatung und von Privatanlegern meist noch stiefmütterlich behandelt. Dabei können umfassende Analysen heute auch extreme und sehr seltene Szenarien abbilden. Ein professionelles und effizientes Risikomanagement in der Kapitalanlage soll zum einen normale wie extreme Risiken korrekt erfassen und zum anderen Wege aufzeigen, um diese Risiken möglichst zu vermeiden oder auf ein akzeptables Niveau zu reduzieren.
"Gerade jetzt sollte sich jeder Anleger bewusst sein, dass zu jeder Zeit Risikomanagement wichtig ist", sagt Tilmes. Denn die Krisen der vergangenen Jahre - ob Subprime-, Finanzmarkt- oder jetzt die Staatsschuldenkrise - haben deutlich gemacht, dass der überwiegende Teil der Investoren nicht vorbereitet war. Das zeigt, dass die traditionelle Buy-and-hold-Strategie in diesen turbulenten Finanzzeiten nicht mehr ausreicht. Gewinne laufen lassen, aber Verluste begrenzen - muss die Devise lauten, und das im Rahmen eines aktiven Risikomanagements. Eine allgemein gültige Regel gibt es dabei allerdings nicht. Denn die Wahrnehmung von Risiken, die Risikotoleranz und die Risikotragfähigkeit hängen bei jedem Investor von vielen unterschiedlichen Faktoren ab und sind somit sehr individuell ausgeprägt.
Volatile Märkte erfordern somit eine hohe Flexibilität in der Anlagestrategie. Zugleich gilt es aber, möglichst robuste Strukturen in den Depots zu schaffen, die auch in unterschiedlichen Szenarien gut wirken. Die Herausforderung liegt in einer umfassenden Finanzplanung für das Gesamtvermögen und die Anpassung der Anlagestrategie unter Berücksichtigung der maximalen Risikotragfähigkeit an die Marktentwicklungen. Entsprechend kommt einer klaren und flexibel anpassbaren Anlagestrategie verbunden mit einem strikten Risikomanagement eine hohe Bedeutung zu.
Die beste Form des Risikomanagements ist eine ausbalancierte Mischung von Vermögenswerten, die in verschiedenen Börsen- und Konjunkturphasen nicht miteinander korrelieren. Auf Gesamtvermögensebene gilt es, die risikobehafteten Anlageformen nach Struktur, Anlagehöhe und -dauer, aber auch nach Anlageziel optimal zu strukturieren. So kann der Anleger Klumpenrisiken vermeiden und Kursschwankungen in seinem Depot ausgleichen. Entscheidungen sollten auf dem sicheren Fundament eines persönlichen Finanzplans getroffen werden, wie ihn zum Beispiel Certified Financial Planner erstellen und überwachen. Wer somit sein Risiko abschätzen kann und professionell beraten wird, kann auch jetzt einen kühlen Kopf bewahren.
Professionelle Finanzplaner decken Defizite auf
Anhand einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation und einer Liquiditätsrechnung überprüfen als Certified Financial Planner zertifizierte Finanzdienstleister individuell die einzelnen Vermögensbestandteile auf ihre Sinnhaftigkeit und decken eventuelle Schwachstellen auf. Gleichzeitig können verschiedene Risikoszenarien durchgespielt werden. Inflationäre Entwicklungen in verschiedenen Ausprägungsgraden können abgebildet und deren Auswirkungen auf die Vermögenssituation des Anlegers simuliert werden. Dabei geht es weniger um kurzfristige Profite, sondern den langfristigen Vermögensaufbau sowie die finanzielle Absicherung bis ins hohe Lebensalter.