Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Die Lücke in der gesetzlichen Altersvorsorge und die demografische Entwicklung zwingen zum Umdenken - und zwar Männer und Frauen gleichermaßen. "Wer im Alter genügend Geld zum Leben haben möchte, der muss sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen", sagt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Mitglied des Vorstandes des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) und Leiter des PFI Private Finance Institute der EBS Business School.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Renteneintrittsalter hierzulande von 65 auf nun 67 Jahre erhöht wird. Diese Anhebung gilt für alle Versicherten, die ab 1947 geboren wurden. Erst ab dem Geburtsjahrgang 1964 allerdings wird sich die Erhöhung des Rentenalters komplett auswirken, denn diese Menschen können dann erst ab 67 Jahren die volle Altersrente beantragen. Die Gründe für die - durchaus umstrittene - Gesetzesänderung: Die Lebenserwartung steigt, die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt hierzulande, und Ruheständler beziehen heute im Durchschnitt doppelt so lange Rente wie noch vor 40 Jahren.
Doch weil die gesetzliche Rente nicht ausreicht, und die Inflation zudem mit Prozentwerten wieder über zwei Prozent die Spareinlagen langfristig aufzehren wird, ist das Thema Altersvorsorge wichtiger denn je. Doch laut einer aktuellen und repräsentativen Allensbach-Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) sind immer weniger Deutsche daran interessiert, privat für ihren Ruhestand vorzusorgen, obwohl die Mehrheit überzeugt ist, sich im Alter finanziell einschränken zu müssen. Demnach rechnen immerhin 55 Prozent der Befragten im Alter mit finanziellen Engpässen Im Durchschnitt erwarten die Studienteilnehmer eine Rentenlücke von rund 600 Euro. Dennoch interessieren sich laut der Umfrage im Bundesdurchschnitt lediglich 41 Prozent der Bürger für das Thema Altersvorsorge.
Was aber tun? "Eine Patentlösung bei der Altersvorsorge gibt es nicht, die Planung hängt von verschiedenen Faktoren ab", so Prof. Tilmes weiter. Dazu zählen das Lebensalter und somit die Zeit bis zum Ruhestand, die Lebensumstände wie Familien- und Vermögenssituation sowie die eigenen Ziele und Wünsche.
"Ein professionell erstellter Finanzplan kann dem verunsicherten Anleger aber helfen, entsprechende Defizite im Portfolio aufzudecken", empfiehlt Prof. Tilmes.
Um Kürzungen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen, hat die rot-grüne Bundesregierung 2002 die Förderung der Altersvorsorge eingeführt. Seitdem bezuschusst der Staat die private Altersvorsorge mit Zulagen und Steuervorteilen. Kunden, die selbst Rücklagen fürs Alter bilden, erhalten bei der Riester-Rente derzeit 154 Euro Grundzulage pro Person, 185 Euro gibt es für jedes Kind. Für Kinder, die nach 2008 geboren wurden, gibt es sogar 300 Euro. Außerdem können Sparer die Beiträge bis zu einer Höhe von 2100 Euro pro Jahr steuerlich geltend machen.
Für Bürger, die viel Steuern zahlen müssen, kann statt der Riester-Rente auch die so genannte Rürup-Rente, eine private, kapitalgedeckte Vorsorgeform, interessant sein. Wie die Riester-Rente auch dient die Rürup-Rente der Ergänzung der gesetzlichen Altersversorgung. Trotzdem unterscheiden sie sich in ihrer Ausgestaltung entscheidend voneinander. Während die Riester-Rente zur privaten Altersvorsorge zählt, ist die Rürup-Rente ein Teil der Grundversorgung. Aber auch Zielgruppe, Versteuerung und Hinterbliebenenversorgung sind bei beiden Varianten verschieden. Über die diversen Vor- und Nachteile sollte man sich vor Abschluss jedoch eingehend informieren.
Ein wichtiger Baustein, um die Versorgungslücke möglichst gering zu halten, ist auch die betriebliche Altersvorsorge. Alle Beschäftigten haben seit 2002 das Recht auf die so genannte Entgeltumwandlung, mit der sie einen Teil ihres Einkommens sozialabgabenfrei in eine betriebliche Altersvorsorge investieren können. Das lohnt sich - insbesondere dann, wenn der Arbeitgeber freiwillig etwas dazulegt.
"Wer es sich leisten kann, sollte noch auf andere Pferde bei der Vorsorge setzen. Flexibel bleiben und nicht zu risikoreich investieren, heißt dabei die Devise", sagt Prof. Tilmes. Diejenigen, die bereits vorsorgen, tun dies in erster Linie mit kapitalbildenden Versicherungen wie Lebens- und Rentenversicherungen. Sie zählen mit Abstand zu den beliebtesten Altersvorsorge-Instrumenten. Gut geeignet und zudem flexibel sind Fondssparpläne. Denn Investmentfonds können jederzeit aufgelöst oder die Zahlungen vorübergehend eingestellt werden.
Professionelle Finanzplaner helfen weiter
Wie groß auch immer die Versorgungslücke sein mag, alle wichtigen Fragen und Herausforderungen rund um das Thema Altersvorsorge können mit Hilfe professioneller Finanzplaner, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®), frühzeitig erkannt und gelöst werden. Anhand einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation und einer Liquiditätsrechnung überprüfen die CFP die einzelnen Vermögensbestandteile auf ihre Sinnhaftigkeit und decken eventuelle Versorgungslücken auf.