Denn auch wenn die Rohstoff-Investments deutlich vielfältiger sind als etwa bei Aktien oder Anleihen - abschrecken lassen sollte sich der Anleger davon nicht. Schließlich kann ein Investment im Rohstoffbereich langfristig das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios wesentlich verbessern. "Rohstoffanlagen spielen innerhalb eines Portfolios eine wichtige Rolle. So können sie etwa einen wichtigen Beitrag zur Diversifikation eines Portfolios leisten", sagt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Mitglied des Vorstandes des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School, Wiesbaden.
Lange Zeit hatten Anleger das Thema Rohstoffe nicht auf der Rechnung - erst seit etwa dem Jahr 2000 hat sich das grundlegend geändert. Denn in den vergangenen Jahrzehnten nahmen die Investitionen innerhalb des Rohstoffsektors immer weiter zu. Da das Angebot nicht nach Belieben ausgeweitet werden kann, stehen einige Rohstoffe derzeit nur begrenzt zur Verfügung. Investoren können angesichts der demografischen Entwicklung und der starken Nachfrage aus den Emerging Markets vom wachsenden Hunger nach Rohstoffen profitieren. "Doch es gehört ein großes Maß an Know-how dazu, eine Anlage in Rohstoffe umzusetzen und zu tätigen", sagt Prof. Tilmes.
Ob Weizen, Kupfer, Kakao oder Öl: Die Rohstoff-Märkte sind heute global. Die Preise werden vor allem von Angebot und Nachfrage bestimmt. Bricht in Russland eine Dürre aus, lässt dies die Weizenpreise steigen. Und leiden die Orangenbäume in Florida unter Pilzbefall, wird der Orangensaft teurer. Rohstoff-Investments funktionieren nach anderen Gesetzen als andere Anlageklassen: Sie reagieren nicht auf Zinsänderungen und Gewinnwarnungen, sondern auf Ernteberichte, Unwetterwarnungen oder Unfälle bei Pipelines. Der geopolitische Einfluss, insbesondere bei Öl, ist ein zusätzlicher Faktor in der Preisbildung. Und Rohstoffe werden fast immer in US-Dollar notiert, was für europäische Anleger ein enormes Währungsrisiko bedeutet.
Bevor Anleger in Rohstoffe investieren, müssen sie einige Entscheidungen treffen: Wollen sie in Aktien von Rohstoffunternehmen oder über Derivate und physisch hinterlegte Edelmetallfonds direkt in einzelne Rohstoffe investieren? Diese Entscheidung hat auch Auswirkung auf das Gesamtportfolio. Denn Rohstoffaktien, also etwa Titel von Minenunternehmen, korrelieren deutlich enger mit den Aktienmärkten als mit den dahinter stehenden Rohstoffen. Unter diesem Gesichtspunkt eignen sie sich weniger zur Diversifizierung.
Auch die Frage, ob in einen Rohstoff-Index investiert werden soll oder in einen aktiv gemanagten Fonds, ist von Bedeutung. Je nach Indexansatz können sich zum Teil extreme Unterschiede bei der Wertentwicklung ergeben. Schon bei Produkten auf die großen und etablierten Rohstoffindizes von S&P GSCI, Dow Jones AIG, Rogers International und Reuters/Jefferies CRB klafft die Performance erheblich auseinander.
Hinzu kommt: Rohstoffmärkte sind physische Märkte und weisen deshalb zusätzliche Besonderheiten auf. Während Investoren mit Aktieninvestments tatsächlich in das zugrunde liegende Unternehmen investieren, beziehen sich Rohstoffprodukte nicht auf den physischen Rohstoff, sondern auf standardisierte Terminkontrakte, die so genannten Futures. Ein Future ist ein Vertrag, in dem genau geregelt wird, wann der entsprechende Rohstoff zu welchem Preis und in welcher Menge geliefert werden muss und welche Qualität er haben soll. Da Futures nicht unendlich laufen, müssen in regelmäßigen Abständen die auslaufenden Kontrakte durch neue ersetzt werden - schließlich will kein Investor Tausende von Getreidesäcken oder Ölfässern geliefert bekommen, da deren Lagerung viel zu aufwändig und teuer wäre. Dieses Investieren in den nächsten Kontrakt wird als Rollen bezeichnet. Und wenn die neuen Futures teurer sind als die auslaufenden, führt dies zu Rollverlusten - und sorgt so manchmal für lange Gesichter bei den Investoren.
Zudem sollten sich Anleger bewusst sein, dass die Rohstoffmärkte oft starke Schwankungen aufweisen. "Die muss der Anleger verkraften können und sollte daher mit mittel- bis langfristigem Anlagehorizont ein Rohstoffinvestment eingehen", so Tilmes. Beispiel Rohöl: Kostete das Barrel im Frühjahr 2008 noch um die 150 Dollar, brach der Preis infolge von Finanzmarktkrise und Rezession bis auf 40 Dollar ein, um sich dann wieder auf über 100 Dollar zu erholen.
Ähnlich volatil geht es beim Gold zu. Bis Anfang 2012 stieg der Goldpreis innerhalb von dreieinhalb Jahren um 60 Prozent auf 1920 Dollar. Die Euro-Schuldenkrise, die Herabstufung der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor's und die wachsenden Sorgen um die Weltwirtschaft hatten die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall befeuert. Zwar ist keines der jüngsten Probleme gelöst, doch nun profitiert auch der klassische Krisengewinner Gold plötzlich nicht mehr. Der Goldpreis sackte zuletzt auf 1500 Dollar runter.
Professionelle Finanzplaner helfen weiter
Wie auch immer die Wahl letztendlich ausfallen sollte: Wichtig ist, dass Rohstoffe ein Langfrist-Investment sind und nur eine Beimischung im Portfolio darstellen sollten. Wie genau die aussehen sollte, hängt von der individuellen Vermögensplanung ab. Professionelle Finanzplaner, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®), können bei der Suche nach den richtigen Rohstoffprodukten helfen. Mit Hilfe einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation und einer Liquiditätsrechnung überprüfen die CFP, was in Frage kommt und geben detailliert Auskunft über Vor- und Nachteile der geplanten Investitionen.