Das Vertrauen der Investoren in die Rentenmärkte ist getrübt. Denn Staatsanleihen aus dem Euroland zählen angesichts der massiven Staatsschuldenprobleme längst nicht mehr zu den bevorzugten Anlagen der Investoren. Hinzu kommt, dass Anleger mit vermeintlich sicheren Staatsanleihen aus den Industrieländern wegen der mickrigen Zinsen real Geld verlieren.
Für Anleger sind solch negative Zinsen eine völlig verkehrte Welt. Sie sind es gewohnt, für Staatsanleihen auch nach Abzug der Inflation zumindest noch einen kleinen Ertrag zu bekommen. Doch die Gesamtrendite ist mittlerweile niedriger als die Inflationsrate, womit Anleger zum Beispiel bei Bundesanleihen heute mit negativen Realzinsen konfrontiert sind. "Die Erkenntnis, dass Staatsanleihen aus den Industrieländern zunehmend unattraktiver werden, muss jedoch nicht heißen, dass Anleger sie grundsätzlich meiden sollten", sagt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School, Wiesbaden. Klar ist allerdings auch: Eine risikolose Rendite gibt es zurzeit nicht. "Anleger müssen künftig bereit sein, mehr Schwankungen auszuhalten."
"Im aktuellen Umfeld ist es vor allem wichtig flexibel zu sein und zu bleiben", sagt Prof. Tilmes. Das Risiko müsse noch breiter gestreut werden als ohnehin schon. Die Herausforderung liegt in einer umfassenden Finanzplanung und deren Anpassung an die Marktentwicklungen. Entsprechend kommt einer klaren und flexibel anpassbaren Anlagestrategie verbunden mit einem strikten Risikomanagement eine hohe Bedeutung zu.
Auf der Suche nach Alternativen zu den hochverschuldeten Industriestaaten entdecken immer mehr Rentenanleger Staatsanleihen von Schwellenländern. Die in lokalen Währungen denominierten Bonds von Staaten wie Brasilien, Türkei oder Mexiko werden inzwischen sogar als attraktive, eigenständige Anlageklasse betrachtet. Die Anlagen in qualitativ hochwertigen Fremdwährungsanleihen von Staaten mit gesunden volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind als Beimischung durchaus attraktiv. "Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung scheint es sinnvoll, einen Teil des Anleihen-Portfolios in Nicht-Euro-Währungen zu halten", sagt Prof. Tilmes.
Das aktuelle Niedrigzinsumfeld hat aber auch Unternehmensanleihen verstärkt in den Blickpunkt gerückt. Deren Vorteil: Viele Unternehmen sind heute weniger stark verschuldet und weisen sehr solide Bilanzen auf. Zudem sind Corporates Bonds häufig transparenter. Unternehmensanleihen bieten zudem meist höhere Kupons als Staatsanleihen. Doch auch hier gilt es genau hinzuschauen: Denn die gute Performance dieser Papiere könnte fast schon vorbei sein. Eine zehnjährige BASF-Anleihe beispielsweise wirft derzeit mit etwas über zwei Prozent gerade mal 0,7 Prozentpunkte mehr ab als deutsche Staatsschuldtitel. Nach Abzug der Inflation bleibt also auch von der Rendite der Unternehmensanleihen nicht mehr viel übrig.
Professionelle Finanzplaner decken Defizite auf
Qualifizierte Finanzfachleute, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®-Zertifikatsträger), helfen Anleger ihr individuelles Risiko-Rendite-Profil bei der Finanzplanung umzusetzen. Anhand einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation und einer Liquiditätsrechnung überprüfen die CFP individuell die einzelnen Vermögensbestandteile auf ihre Sinnhaftigkeit und decken eventuelle Schwachstellen auf. Gleichzeitig können verschiedene Risikoszenarien durchgespielt werden. Inflationäre Entwicklungen in verschiedenen Ausprägungsgraden können abgebildet und deren Auswirkungen auf die Vermögenssituation des Anlegers simuliert werden. Dabei geht es weniger um kurzfristige Profite, sondern den langfristigen Vermögensaufbau sowie die finanzielle Absicherung bis ins hohe Lebensalter.