Etwa 1,35 Millionen Kinder werden weltweit jedes Jahr mit einem Herzfehler geboren und haben in Krisengebieten, Entwicklungs- und Schwellenländern oft nur eine geringe oder keine Überlebenschance. Die notwendigen Herzoperationen sind wegen schlechter medizinischer Bedingungen und wenigen Fachkräften vor Ort nahezu unmöglich. Um die komplexen herzchirurgischen Eingriffe dennoch durchführen zu können, hat die gemeinnützige Organisation Kinderherzen e.V. aus Bonn die weltweit erste mobile Kinderherzklinik (MOHKI) gebaut.
Prof. Dr. Christian Schlensak, Ärztlicher Direktor Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie Universitätsklinik Tübingen und medizinischer Leiter der MOHKI: „Die Idee, nach El Salvador zu reisen, entstand vor vielen Jahren mit vielen Expertinnen und Experten aus Deutschland und einer voll ausgestatteten Klinik. Heute können wir das Ergebnis sehen: Die MOHKI ist ein kleines, modern ausgestattetes Krankenhaus auf dem gleichen Niveau wie unser Universitätsklinikum in der Stadt Tübingen.“
Außen Baukasten, innen modernste Medizintechnik
Die mobile, modulare Kinderherzenklinik kann in nur wenigen Tagen nach einfachem Baukastenprinzip an ihrem Einsatzort aufgebaut werden. Operationssaal, Intensivstation sowie eine Pflege- und Ausbildungseinheit sind mit modernsten medizinischen Geräten ausgestattet. Mit eigenem Energiespeicher sowie Sauerstoff- und Drucklufterzeugern ist die Klinik weitestgehend unabhängig von der lokalen Infrastruktur – eines der größten Probleme für Operationen in Entwicklungsländern.
Edgar Chatupa, Oberst a.D. und technischer Leiter der MOHKI, hob bei der Eröffnungsfeier die Einzigartigkeit dieser mobilen Lösung hervor, die dazu beiträgt, dass weltweit herzkranke Kinder unter optimalen Bedingungen behandelt werden können: „Eine solche mobile Einrichtung ist einmalig. Mit einem voll ausgestatteten OP und einer Intensivstation, die autark mit Sauerstoff und Druckluft versorgt wird, haben wir eine weitestgehend unabhängige Klinik geschaffen, die innerhalb von zwei Wochen überall auf der Welt zum Einsatz gebracht werden kann. Ich bin sehr stolz, hier mit meiner langjährigen Expertise einen wesentlichen Beitrag geleistet zu haben.“
Ehrenamtlicher Einsatz und nachhaltige Versorgung
Während des mehrwöchigen Einsatzes in San Salvador werden in der MOHKI etwa 30 Kinder operiert. Die erfahrenen und hochspezialisierten Teams aus Kliniken in Bonn, Tübingen und Berlin arbeiten ehrenamtlich. Für die Familien der kleinen Herzpatienten sind die Operationen kostenlos. Die Kosten liegen pro Operation bei etwa 6.000 Euro – ein Vielfaches weniger, als wenn ein Herzkind nach Deutschland eingeflogen und operiert würde. Ziel von Kinderherzen e.V. ist es, über die lebensrettenden Operationen hinaus zu einer nachhaltig medizinischen Entwicklung beizutragen. Medizinischem Fach- und Pflegepersonal vor Ort bietet die Kinderherzen-Klinik ein herausragendes Lernumfeld. Die lokalen Krankenhausteams sind an Voruntersuchung und Diagnose beteiligt und unterstützen bei Operationen und Nachbehandlung.
Jörg Gattenlöhner, Geschäftsführer von Kinderherzen e.V.: „So viele Menschen haben daran geglaubt, dass wir mit einer mobilen Klinik herzkranken Kindern weltweit die Chance auf eine lebensrettende Operation ermöglichen können. Wenn ich auf der Intensivstation die frisch operierten Kinder sehe, von denen die meisten die MOHKI schon nach drei Tagen wieder gesund verlassen können, dann bin ich tief bewegt und kann nur allen Unterstützerinnen und Unterstützern von Herzen dafür ‚Danke‘ sagen. Mehr als 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie über 20.000 Spenderinnen und Spender haben dieses Projekt erst ermöglicht.“
Über Kinderherzen
1989 wurde Kinderherzen als Fördergemeinschaft Deutsche Kinderherzzentren e.V. von Ärzten und Eltern herzkranker Kinder gegründet. Eines von 100 Kindern startet herzkrank ins Leben. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, die Überlebenschancen, die Behandlungsmöglichkeiten und die Lebensqualität für Kinder mit angeborenem Herzfehler in Deutschland und weltweit entscheidend zu verbessern. Der Verein erforscht neue Wege in der Kinderherzmedizin und fördert Weiterbildungsmaßnahmen. Er sorgt in Kliniken deutschlandweit für moderne Technik und Therapien, damit kleine Herzpatienten ein möglichst langes und normales Leben vor sich haben. Für Herzkinder in medizinisch unterversorgten Ländern sind die Operationen der Kinderherzen-Teams oft die einzige Überlebenschance. Als gemeinnütziger Verein finanziert sich Kinderherzen zu 100 Prozent aus Spenden.
Sie möchten mehr über die Arbeit von Kinderherzen e.V. erfahren? Weitere Informationen finden Sie unter www.kinderherzen.de und www.mohki.de, Bildmaterial unter www.mohki.de/medien.