Das Thema der Veranstaltung steht zunehmend in der politischen und öffentlichen Diskussion; in die anfängliche Begeisterung für Bioenergie mischen sich zunehmend auch kritische Stimmen. Auf dem Podium diskutieren dazu in der Bayerischen Landesvertretung Berlin: Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes (angefragt), Gotthard Dobmeier, zentraler Ansprechpartner bei der Deutschen Bischofskonferenz für Umweltfragen, Ralf Südhoff, Vorstandsmitglied von Oxfam Deutschland und Pressesprecher des UN World Food Programme, Helmut Lamp, Vorsitzender des Bundesverbandes BioEnergie sowie Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes und Vorsitzender der FNL. Die Moderation übernimmt Dieter Nürnberger vom Deutschlandfunk.
Neben den Vorteilen sollen in Berlin auch die Probleme und Herausforderungen einer immer stärkeren Verwendung von Bioenergie zur Sprache kommen. Die Vorteile liegen auf der Hand: In Europa produzieren Landwirte derzeit schon in großem Umfang "umweltfreundliche" Biomasse, aus der erneuerbare Energieträger wie zum Beispiel Biogas oder Biodiesel erzeugt werden. In den vergangenen Jahren sind in der Branche bereits zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden und schon heute trägt dieser Bereich damit deutlich zur Wertschöpfung des gesamten Sektors bei. Maßgeblich wird diese Entwicklung allerdings auch von der Politik gefördert. Begründet wird dies vor allem mit der Endlichkeit fossiler Ressourcen und mit der Notwendigkeit, den Ausstoß klimawirksamer Gase langfristig weiter zu verringern.
Allerdings bringt diese Entwicklung auch Probleme mit sich, denn auf einer weltweit begrenzten Agrarfläche konkurriert die Produktion von Energiepflanzen immer stärker mit der Nahrungsmittelerzeugung. Dabei spielt der aktuelle Rohölpreis eine wesentliche Rolle. "Schon jetzt ist deutlich erkennbar, dass sich der Ausbau der Bioenergie auf die Lebensmittelpreise in Europa, aber auch auf das Preisniveau in den Ländern der Dritten Welt auswirkt", erläutert Dr. Fröhling. "Hinzu kommt, dass ein Import von Biomasse und Bioenergie nach Deutschland und Europa unter Umständen negative Effekte in weiter entfernte Regionen verlagert. Problematisch ist aus Sicht der FNL vor allem, dass dort zum Teil geringere Produktionsstandards gelten." Hinzu kommt, dass die verschiedenen Nutzungspfade unterschiedlich effizient sind. Hier bedarf es nach Einschätzung von Dr. Fröhling noch intensiver Forschung. Gleichzeitig müsse aber auch auf politischer Ebene eine Strategie für die nachhaltige Energieversorgung der Zukunft entwickelt werden.
Zweifellos ist nach Auffassung der FNL die Bereitstellung von Biomasse zur energetischen Nutzung ein Element einer nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft. Allerdings stellen sich angesichts des weltweit steigenden Energiebedarfs viele Fragen: Inwieweit kann zum Beispiel die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen nachhaltig gestaltet und gesichert werden? Welche Rolle spielen einzelne Anwendungen und weitere technologische Entwicklungen? Hilft der Import von Bioenergie der Dritten Welt, oder vergrößert er sogar deren Abhängigkeit von den Industrieländern? "Unser 10. Berliner Gespräch soll Antworten auf diese und weitere Fragen geben und Handlungsspielräume definieren. Die Auswahl dieses aktuellen Themas und die eingeladenen Experten garantieren aufschlussreiche Positionen, neue Denkansätze und eine spannende Diskussion", so Dr. Fröhling.