Der aus Bayern stammende Peter Breuer leitet seit 24 Jahren im österreichischen Salzburg eine Ballettcompagnie, die seine Werke zwischen Karlsruhe und Tokio aufführt. Vor seiner Laufbahn als Chefchoreograf und Direktor des Salzburg Ballett lag eine beispiellose internationale Karriere als Tänzer, die über zwanzig Jahre währte. Birgit Keil, 1998 selbst Tanzpreisträgerin und heute Ballettdirektorin in Karlsruhe, würdigte den Kollegen und Haupttanzpreisträger 2015 - mit dem sie nie gemeinsam auf der Bühne stand - in einer wunderbar lebendigen Laudatio, die mit dem scherzhaften Wunsch endete, demnächst gemeinsam aufzutreten, denn "vielleicht geht da noch was..." Eine Filmsequenz mit historischen Aufnahmen rief noch einmal den Tänzer Peter Breuer lebendig in Erinnerung und dokumentierte dessen unfassbare Sprungkraft und eine sensationelle Technik, die ihm 16 (!) Pirouetten erlaubte.
Die gebürtige Spanierin Elisa Badenes legte beim Stuttgarter Ballett eine Bilderbuchkarriere hin und verkörperte in ungewöhnlich jungen Jahren bereits große solistische Rollen. Dafür wurde sie mit dem Tanzpreis >ZUKUNFT< geehrt. Im Pas de deux aus "Der Widerspenstigen Zähmung" begeisterte sie gemeinsam mit Daniel Camargo das Publikum. Anstelle des erkrankten Ballettintendanten Reid Anderson hielt Krzysztof Nowogrodzki, Produktionsleiter in Stuttgart, die lobende Rede auf die Erste Solistin und Ausnahme-Tänzerin.
Der brasilianische Tänzer Ricardo Fernando leistet in Hagen als Choreograf und Ballettdirektor seit nunmehr zehn Jahren beispiellose Aufbau- und Stabilisierungsarbeit in Sachen Erhalt einer Compagnie jenseits der urbanen Zentren; dafür erhielt er den diesjährigen Anerkennungspreis. Seine Version von "Le Sacre du Printemps" und die "Tanz-Miniaturen" zeigten eindrücklich die eigene Handschrift des Hagener Ballettchefs. Der Intendant des Theaters Hagen, Norbert Hilchenbach, lobte seinen Mitstreiter in einer sehr persönlichen Laudatio.
Die Dankes-Repliken der beiden männlichen Tanzpreisträger ergänzten die Wortbeiträge des Abends aufs Unterhaltsamste. "Meine Tänzer gehen für mich durchs Feuer", weiß der Salzburger Ballettchef, und Ricardo Fernando erzählte mit Charme und Witz von den Tücken des Alltags in seiner Hagener Position. Elisa Badenes bedankte sich tanzend: Mit der Uraufführung von "Limelight", einem Solo, das ihre Stuttgarter Kollegin Katarzyna Kozielska zu diesem Anlass für sie kreierte.
Jaš Otrin, Erster Vorsitzender des Fördervereins Tanzkunst Deutschland e.V., verwies in seiner Begrüßungsrede darauf, dass der Deutsche Tanzpreis 2015 erstmals einen "offenen und gefüllten Orchestergraben" habe, da die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Yannis Pouspourikas drei der Werke live begleiteten: Die Ballszene und den Balkon-Pas de deux aus Sergej Prokofjews "Romeo und Julia" in Ben Van Cauwenberghs Choreografie sowie Maurice Ravels "Bolero", choreografiert von Peter Breuer, der als furioses Finale den Abend beschloss.