Seit über 50 Jahren ist das Phänomen bekannt - seit nur ca. 3 Jahren ist es ein eigenes Forschungsgebiet: der Einfluss allergischer Reaktionen auf die Entwicklung von Tumoren. Die als AllergoOncology bezeichnete Disziplin untersucht, wie allergische Reaktionen das Wachstum von Krebstumoren reduzieren können. Als Gründerin dieses Gebiets gilt Prof. Erika Jensen-Jarolim, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien. Bereits vor Jahren begann sie im Rahmen eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF mit dem Aufbau der AllergoOncology als eigenen Bereich der Medizinforschung.
SYNERGIE & SYMPOSIUM
Auf dem von ihr zum zweiten Mal organisierten International AllergoOncology Symposium trafen sich am vergangenen Wochenende internationale ImmunologInnen und OnkologInnen in Wien, um mögliche Synergien ihrer Arbeiten zu diskutieren. Beispielhaft für das breite Spektrum an Themen kann der Vortrag von Prof. Chris Parish von der John Curtin School of Medical Research in Australien stehen. Er berichtete über Arbeiten an einem Mausmodell, das dank der Gabe weißer Blutkörperchen, die auch in Zusammenhang mit Allergien stehen, resistent gegen bestimmte chemisch induzierte Tumore wurde.
"Auch wenn Ergebnisse aus Tiermodellen nicht auf den Menschen übertragen werden können, so zeigen Arbeiten wie die von Prof. Parish das beeindruckende therapeutische Potenzial der AllergoOncology", kommentiert Prof. Jensen-Jarolim diese Arbeit.
Eine weitere Arbeit, die von Dr. Manuel Penichet, University of California, vorgestellt wurde und in Zusammenarbeit mit den Gruppen von Prof. Hannah Gould, King's College, London, und von Prof. Jensen-Jarolim durchgeführt wird, hat die gezielte Bekämpfung von Brustkrebs zum Ziel. Dafür macht sich das Team eine wesentliche Eigenschaft jener speziellen Antikörper zu Nutze, die gemeinhin für allergische Reaktionen verantwortlich sind: die so genannten IgE-Antikörper. Diese wirken hoch reaktiv und mit langer Wirkungsdauer gegen Proteine, die vom Körper als ungewollt betrachtet werden. Ganz gezielt und hochspezifisch kann diese IgE-Antwort auch gegen Proteinstrukturen auf bestimmten Tumorzellen gerichtet werden. Eine Wirkung, die von den kooperierenden Gruppen genutzt und durch spezifische Änderungen der Antikörperstruktur verstärkt werden kann.
Doch Prof. Jensen-Jarolim war es im Rahmen des Symposiums auch wichtig das Potenzial der AllergoOncology kontrovers, auch innerhalb einer von Life Science-Journalistin Johanna Award-Geissler geleiteten Podiumsdiskussion von ExpertInnen, zu diskutieren. Dazu Prof. Jensen-Jarolim: "Um ein neues Forschungsgebiet nachhaltig zu etablieren, brauchen wir kritische Stimmen und konsequente Kontrollen. So wurden am Wochenende Daten einer Studie aus Wien präsentiert, die bei über 22,000 untersuchten KrebspatientInnen keinen generellen Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und der IgE-Konzentration im Serum, außer bei Lymphomen und Leukämien, feststellen konnten. Die Ursachen hierfür müssen weiter analysiert werden."
Wie sehr die AllergoOncology aber bereits in der internationalen Medizin und Wissenschaft etabliert ist, belegt auch der vorab am Wochenende exklusiv veröffentlichte Übersichtsartikel, der im internationalen Fachjournal "Allergy" in wenigen Wochen offiziell publiziert wird. Für den FWF sind das Symposium und der State of the Art-Artikel ein schöner Beleg für die Sinnhaftigkeit der frühzeitigen Unterstützung transdiziplinärer Forschungsgebiete wie dem der AllergoOncology.
Vollständiges Programm des 2. International AllergoOncology Symposiums:http://www.allergooncology.org