Die Fragen zum Engagement der Anlageberater im Zusammenhang mit dem Ukraine Konflikt
In der Umfrage (1) sollten die Anlageberater vier klar definierte Fragen beantworten: Wird empfohlen, die aktuellen Verluste dazu zu nutzen, um jetzt ihre Anlagen in Aktien zu erhöhen? Delegieren die Berater die Anlageentscheidung ganz einfach an die Manager von vermögensverwaltenden Fonds? Empfehlen die Berater unbeirrt von der Marktlage an passiven Anlagestrategien festzuhalten? Oder wird geraten, das mögliche Risiko aus den Depots deutlich zu reduzieren?
Zeigen Empfehlungen der Anlageberater, jetzt während des Ukraine Konflikt zu investieren, besonderes Engagement?
Konkret konnten die Anlageberater folgender Feststellung zustimmen oder diese ablehnen: „Langfristig zahlt es sich aus, in Krisenzeiten einzusteigen. Daher rate ich meinen Kunden die aktuelle Unsicherheit für Investment zu nutzen“
42,4 % der der Befragten Anlageberater stimmten dieser Aussage zu. Wir vermuten, dass diese Empfehlung auf den immer wieder zu finden altbekannten Aussagen wie „Politische Börsen haben kurze Beine“ und „Kaufen wenn die Kanonen donnern“ basieren. Seltsam nur, dass führende Fondsmanager diese Aussage in der aktuellen Lage nicht teilen. Das Investmenthaus Rothschild zeigt zwar in einer Grafik auf, wie stark einige Börsen in den letzten politischen Krisen seit dem ersten Golfkrieg verloren haben ( zwischen 5 % bis 20 %); zeigt aber weiter auf, dass sechs Monate nach dem Beginn der Krisen sich die Kurse wieder erholt hatten oder sogar ein Plus erwirtschaftet haben. Allerdings wird aufgrund dieser Zahlen nicht die Empfehlung gegeben, gerade jetzt sich verstärkt im Bereich der Aktien zu engagieren. (2). Auch Allianz Global Investors, DWS, Amundi und Bantleon nehmen eher eine defensive Ausrichtung vor (3).
Eher kein Engagement: Anlageberater, die jetzt delegieren, statt zu empfehlen.
Immerhin 32 % der Anlageberater meinen, auf eine eigene Empfehlung verzichten zu können, weil ihre Kunden überwiegend vermögensverwaltenden Fonds haben und deren Manager schon fundierte Entscheidung treffen würden. Zweifelsohne ist davon auszugehen, dass Fondsmanager „fundierte“ Entscheidungen treffen. Fundiert bedeutet, dass den Anlageentscheidungen entsprechende Zahlen und Fakten aus der Vergangenheit zugrunde liegen. Fundiert bedeutet aber nicht, dass die aus diesem Daten gezogenen Schlüsse die Zukunft tatsächlich richtig beschreiben. Niemand kann die Zukunft exakt vorhersehen und die aus den Daten gezogenen Schlüsse sind durchaus nicht eindeutig. Abweichend von den oben genannten Einschätzungen der Gesellschaften Allianz Global Investors, DWS, Amundi und Bantleon gibt es auch Stimmen aus der Fondswelt, die an der Aussage „politische Börsen haben kurze Beine“ festhalten. Dazu gehören zum Beispiel GAM Investment, Eyb & Wallwitz und Lombard Odier Investment Managers (4). Wir meinen, eine Positionierung der Anlageberater selbst wäre durchaus sinnvoll. Dann sollte zugleich ein Abgleich stattfinden, ob diese Einschätzung mit der des jeweiligen Fondsmanager übereinstimmt. Und je nachdem, welches Risiko der/die Kunde:in eingehen möchte, kann auch ein Wechsel des vermögensverwaltenden Fonds sinnvoll sein.
Anlageberater, die unbeirrt an der Strategie des Passiven Investieren festhalten.
17,6 % der Anlageberater stimmten der Aussage „Meine Kunden investieren meist passiv und unabhängig von der Marktlage. Ich empfehle an dieser Anlagestrategie festzuhalten“.
Mehr Engagement: Nur wenige Anlageberater empfehlen, das Risiko zu reduzieren
8,1 % der Anlageberater stimmten folgende Aussage zu: „Die weitere Entwicklung an den Märkten ist schlicht nicht abzusehen. Ich empfehle daher das Risiko in den Depots deutlich zu reduzieren“
Was zum Engagement der Anlageberater während des Ukraine Konflikt dazu gehören sollte
Die Empfehlungen der Finanzberater sind also durchaus unterschiedlich und basieren tendenziell auf „vergangenen“ Erfahrungen. Hierzu zählen wir die Empfehlung nachzukaufen und die Empfehlung weiter passiv zu investieren wie bisher. Vergangene Entwicklungen können aber nur dann eine sinnvolle Basis für zukünftige Entwicklungen sein, wenn die Rahmenbedingungen der Vergangenheit den Rahmenbedingungen der Zukunft entsprechen. Wird also davon ausgegangen, dass sich die Börsen wie in der Vergangenheit schnell erholen, wird implizit davon ausgegangen, dass sich abgesehen von der Krise die Wirtschaft normal und ohne sonstige negative Einflüsse entwickelt. Ob dies auch für die Zeit nach der Ukraine Krise gilt, ist eher zweifelhaft. Die Folge und Auswirkungen der Inflation und eines durch die Sanktionen eingeschränkten Welthandels bleiben auch nach der Beendigung des Ukraine-Krieges bestehen. Insoweit gibt es durchaus gewichtige Argumente für die Aussage der defensiv eingestellten Anlageberater, die sagen „die weitere Entwicklung an den Märkten ist schlicht nicht abzusehen“. Flexibilität ist daher eine wichtige Grundlage für den Anlageerfolg. Flexibilität ist aber auch eine Frage der Kosten bei Anpassung des Depots. Fallen dabei Ausgabeaufschläge an, kann dies für die Sparer:innen zu teuer werden. Letztendlich sollte die Empfehlung des Anlageberaters immer von der Risikoneigung und finanziellen Situation des/der Anleger:in abhängen. Eine eigene Marktmeinung sollte der Anlageberater aber schon haben und diese nicht einfach an den Fondsmanager delegieren, wie dies 32% der Anlageberater tun.
FORAIM hat eine eigene Marktmeinung, ermöglicht einen Wechsel von Investmentfonds ohne Berechnung von Ausgabeaufschlägen und geht sehr individuell auf die Wünsche, Ziele und finanzielle Situation der Kunden ein. Wie wir Kunden:innen beraten können Sie hier lesen: FORAIM – Sparen und Anlegen
Quellen/Links:
(1) FONDSprofessionell Online , Ukraine-Konflikt: Was Finanzberater ihren Kunden jetzt empfehlen, 08.03.2022
(2) TIAM FUNDRESERACH, Edmond de Rothschild AM zur Eskalation in der Ukraine: Sollte man kaufen, wenn der Krieg beginnt?, 25.02.2022
(3) Institutionell Money, Krieg in der Ukraine: Das sagen die Investmentprofis, 28.02.2022
(4) ebenda,Institutionell Money