Mit ihrem Siegeszug verdrängte die Riesling-Silvaner-Rebe alte Sorten wie Elbling und Räuschling und ist bis heute die erfolgreichste Rebsorte geblieben, die durch Menschen gezielt gezüchtet worden ist: Weltweit werden über 41'000 ha angebaut, was fast drei Mal der gesamten Rebfläche der Schweiz entspricht. Die grösste Verbreitung hat sie in Deutschland; in der deutschsprachigen Schweiz ist sie noch heute die wichtigste Weissweinsorte.
Mit modernen Weinbereitungsmethoden kann das Potenzial der Trauben voll ausgeschöpft werden. Vom fruchtigen Wein mit Muskataroma über süssen Dessert- oder Eiswein bis zu einem Barrique-Wein reicht die Palette.Ein österreichisches Forscherteam hat 1998 aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen herausgefunden, dass es sich bei den Kreuzungspartnern der Sorte nicht um Riesling x Silvaner, sondern um Riesling x Madeleine Royal handelt. Wie diese «Verwechslung» geschehen konnte, hat man nie herausgefunden. Diese Tatsache gibt allerdings dem zweiten Namen, Müller-Thurgau, neuen Auftrieb.
Die Riesling-Silvaner-Rebe steht auch heute noch im Fokus zahlreicher Versuche an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, um herauszufinden, wie ihr Potenzial optimal genutzt werden kann unter den aktuellen Bedingungen von Anbautechnik, Umwelt und Markt.
Hermann Müller-Thurgau (1850 – 1927), Züchter der Riesling-Silvaner-Rebe
Geboren wurde Hermann Müller-Thurgau in Tägerwilen am Bodensee. Er studierte Naturwissenschaften an der ETH Zürich. 1874 promovierte er in Würzburg und wurde später Leiter des Instituts für Pflanzenphysiologie an der Forschungsanstalt Geisenheim. Ab 1890 war er erster Direktor in Wädenswil und Pionier auf dem Gebiet der Rebenzüchtung. Er gilt als Vater der Müller-Thurgau-Rebe.