Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW unterhält seit vielen Jahren ein Überwachungsnetz zur Erfassung der wichtigsten Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Dabei arbeitet sie eng mit Partnern an den Kantonalen Fachstellen für Gemüsebau, mit dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau und weiteren Beratern zusammen. Während der Saison werden wöchentlich aktuelle Informationen zur Befallssituation und zum Schutz der Kulturen in speziellen Bulletins, Gemüsebauinfo bzw. Info Cultures Maraîchères, für die Gemüseproduzenten publiziert. So wurde in diesem Jahr schon im April vor Schadschnecken und bereits Anfang Mai vor der Gurkenblattlaus gewarnt.
Sommer 2007 – Schneckenplage und Blattlausinvasion
Grundsätzlich sind Schädlinge wie Nützlinge sehr anpassungsfähig. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass sich die Bedeutung der Schädlinge grundsätzlich verändern wird. Dennoch sind auch im Sommer 2007 erneut aussergewöhnliche Schädlingsprobleme im Anbau aufgetreten.
So haben im milden Winter 2006 / 2007 mehr Nacktschnecken als sonst überlebt, was im Juni zu einer regelrechten Schneckenplage führte (Bild 1).
In den vergangenen Wochen fand vor allem an Gemüsekulturen im Gewächshaus wie Gurken, Zucchetti, Melonen, aber auch Auberginen, die zweite Befallswelle der Grünen Gurkenblattlaus statt. Ihre Vermehrungsrate ist bei sommerlichen Temperaturen optimal.
So kommt es nach der Besiedlung einer Wirtspflanze innerhalb weniger Tage zur Verkrüppelung der Triebspitze und zu beschmutzten Blättern durch den zuckerhaltigen Blattlauskot. Die betroffenen Pflanzen sind in ihrem Wachstum massiv gehemmt, Sprossteile sterben sogar ab. Mancher Pflanzenbestand ist allein wegen dieser Blattlausart zusammengebrochen (Bild 2).
Die Grüne Gurkenblattlaus ist eine 2/3 wärmeliebende Blattlausart, was ihr Beiname Baumwollblattlaus unterstreicht. In aller Regel ist sie kälteempfindlich und tritt bei uns an den Kulturpflanzen erst Ende Mai / Anfang Juni auf. In diesem Jahr besiedelte sie unsere Gemüsekulturen jedoch schon 10 bis 14 Tage früher. Ein ähnlich verfrühtes Erscheinen traf im Frühling 2007 für eine Reihe weiterer Gemüseschädlinge zu.
Was wird sich ändern?
Nach den bisherigen Erkenntnissen lassen sich folgende Auswirkungen des Klimawandels auf die Schädlinge im Gemüsebau prognostizieren: Mehren sich extreme Wetterlagen, ist damit zu rechnen, dass sich die Hauptaktivität bestimmter Schädlinge innerhalb der Saison zeitlich verschieben wird. Unter Umständen dehnt sich der Befall einzelner Arten auch auf neue Kulturen aus. Ferner ist denkbar, dass sich noch mehr wärmeliebende Schaderreger bei uns etablieren könnten.
Die Produzentin und der Produzent können sich also immer weniger auf ihre langjährigen Erfahrungen und auf die Lehrbücher verlassen, sondern müssen umdenken. Informationen aus dem Warndienst und eigene Kulturkontrollen werden z.B. für die Wahl des Bekämpfungszeitpunktes immer wichtiger.