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Wie verändert der Mensch die Natur?

Jülicher Forscher koordinieren großflächigen Freilandversuch über 15 Jahre

(lifePR) (Jülich, )
Ein Gebiet von der Größe Luxemburgs wird in den kommenden 15 Jahren zum Forschungsfeld: Im Einzugsgebiet der Rur werden Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich Daten erheben und analysieren, um die Einflüsse menschlichen Handelns auf die Natur zu verstehen.

Dazu zählen Auswirkungen des Klimawandels, aber auch direkte Eingriffe des Menschen in die Natur, wie Tagebaue oder Landnutzungsänderungen etwa der Fruchtwechsel vom Zuckerrübenacker zum Rapsfeld.

Außerdem planen die Forscher Frühwarnsysteme für Unwetter und Hochwasser. TERENO (Terrestrial Environmental Observatoria) heißt das Projekt, an dem vier weitere Helmholtz-Zentren beteiligt sind. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren wird es mit insgesamt zwölf Millionen Euro fördern.

Neben den Laboren des Forschungszentrums Jülich wird jetzt auch ein 2400 Quadratkilometer großes Gebiet rund um die Rur von Heinsberg bis zur Eifel zum Forschungsfeld: „Wir werden die Ersten sein, die eine so weiträumige und vielseitige Landschaft über einen langen Zeitraum beobachten“, erklärt Bogena vom Umweltinstitut des Forschungszentrums Jülich, Bereich Agrosphäre. Dabei untersuchen die Wissenschaftler verschiedenste Fragen: Wird beispielsweise der Boden durch die Erderwärmung trockener, so dass Landwirte ihre Felder zukünftig bewässern müssen?

Welche Auswirkungen haben die drei großen Tagebaue unserer Gegend, Hambach, Inden und Garzweiler, auf das Ökosystem? Und müssen wir demnächst häufiger mit Hochwasser und Unwettern rechnen?

Mit Radarstationen, Satelliten und Flugzeugen beobachten sie das großräumige Versuchsfeld.„Zusätzlich schauen wir uns drei Gebiete in der Rur-Region besonders intensiv an“, sagt Bogena:

„Das sind das Einzugsgebiet der Kall-Talsperre, eine Ackerfläche bei Selhausen und das Wüstebach-Areal im Nationalpark Eifel.“ Dort wird der Fichtenwald, der lange Zeit zur Holzproduktion diente, in einen naturnahen Mischwald umgewandelt. Diese Gebiete untersuchen die Forscher unter anderen mit Hilfe von zahlreichen meteorologischen, bodenkundlichen und hydrologischen Sensoren.

„Im Zeitalter des Klimawandels interessiert uns natürlich auch, wieviel Kohlendioxid die unterschiedlichen ökologischen Systeme speichern oder abgeben. Wir messen den Kohlendioxidfluss über den Pflanzen und können dann die Bilanz für dieses Treibhausgas in der Landschaft an dieser Stelle berechnen“, sagt Bogena.

Zwölf Millionen Euro erhalten die Wissenschaftler für TERENO innerhalb der nächsten drei Jahre von der Helmholtz-Gemeinschaft. „Davon werden wir zum Beispiel zwei neue Wetterradarstationen bauen, eine auf der Sophienhöhe, eine kleinere in der Eifel“, so Bogena. Die Forscher werden diese Stationen mit der schon bestehenden in Bonn vernetzen, um so Regen noch genauer vorhersagen zu können.

Auch die Vorhersage von Hochwasser wollen sie verbessern: „Über viele kleine Funkmessgeräte unter der Erde messen wir, wie feucht der Boden gerade ist. So können wir auch berechnen, wie viel Regen er noch aufnehmen kann und wie viel Wasser in die Flüsse gehen wird.“ Ein solches System warnt bereits rund sechs Stunden vor einer aufkommenden Hochwassergefahr - Zeit genug für die Betreiber der Rurtalsperre, um entsprechende Maßnahmen zu treffen.

Neben dem Forschungszentrum Jülich beteiligen sich am TERENO-Projekt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig/Halle, das Forschungszentrum Karlsruhe, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und das GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit bei München. Die Wissenschaftler nehmen außer dem Gebiet rund um die Rur zwei weitere große Landschaftsräume in Deutschland unter die Lupe:

Den stark industriell geprägten Großraum Leipzig/Halle, sowie die Alpenvorlandregion. Hier werden beispielsweise in einem Experiment Bodenproben aus höheren, kühleren Lagen in tiefere, wärmere verfrachtet, um so den Einfluss der globalen Klimaerwärmung auf das Bodenleben zu untersuchen. Die Daten aller Experimente laufen im Forschungszentrum Jülich zusammen. Von hier können sie Wissenschaftler weltweit abrufen und mit eigenen Messungen vergleichen.
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