Denn sie ist heimisch, aber selten – die Wildkatze. Bereits seit 2008 siedelt sie sich im Kreis Emmendingen an. Von dort breitet sich das getigerte Wildtier Richtung Schwarzwald aus. Erste Hinweise gibt es in den Gemeinden Herbolzheim, Freiamt, Sexau und Gutach. Der Weg dorthin ist für die Wildkatze allerdings nicht einfach: Zum einen gilt es mehrere viel befahrene Straßen zu überqueren, zum anderen meidet sie bei ihren Wanderungen offene Flächen und benötigt daher Landschaftsstrukturen, entlang derer sie sich über das Land bewegen kann.
„Um die Ausbreitung der Wildkatze zu fördern, ist eine Zusammenarbeit aller betroffenen Akteure – vor allem von Wissenschaft, Landwirten, Jägern und Verwaltung – zentral“, sagt Prof. Dr. Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Im Kreis Emmendingen hat sich diese Kooperation im Rahmen eines Projektes entwickeln können. „Wer etwas für die Wildtiere tun will, muss zunächst die Menschen zusammenbringen. Das ist der wichtigste Schlüssel für erfolgreichen Artenschutz“, fasst Schraml die vor Ort gesammelten Erfahrungen zusammen.
Stéphanie Kraft vom Naturpark Südschwarzwald e.V. hat das Projekt „Wildkatze – Zielart für den Biotopverbund“ betreut. „Um die biologische Vielfalt zu stärken, wurden Maßnahmen zur Vernetzung von Wildkatzen-Lebensräumen umgesetzt. Die Wildkatze ist auf Gehölze und Hecken angewiesen, die ihr im Offenland Schutz bieten.“ Da die offenen Landbereiche häufig in privatem oder kommunalem Eigentum stehen, wurde ein Anreiz für die Landbesitzenden geschaffen, Wildkatzen-fördernde Strukturen – zum Beispiel an Waldrandbereichen – zu ermöglichen. Als eine von vielen Maßnahmen wurde daher die Anpflanzung von heimischen Baumarten gewählt, die zusätzlich mit Trüffelsporen beimpft werden, so dass Landbesitzende in der Zukunft einen finanziellen Ertrag aus ihrem Einsatz und der Strukturschaffung generieren können. Für Kraft ist klar: „Nur, wenn wir bei allen Beteiligten ein Bewusstsein dafür schaffen, welche prioritäre Bedeutung die Vernetzung von Tier- und Pflanzenlebensräumen – insbesondere in Zeiten des Klimawandels – hat, können wir dazu beitragen, den Artenrückgang aufzuhalten.“
„Der Erhalt der biologischen Vielfalt funktioniert in unserem dicht besiedelten Land immer unter Einbeziehung der berechtigten Belange der Landbewirtschafter. Sie pflegen unsere einmaligen und vielfältigen Kulturlandschaften und versorgen uns mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln, wichtigen nachwachsenden Rohstoffen sowie dem klimafreundlichen Bau- und Werkstoff Holz“, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL am Donnerstag (10. September) dazu in Stuttgart.
Dr. Martin Schreiner, Leiter des Dezernats Ländlicher Raum und Forstamt am Landratsamt Emmendingen, freut sich, dass die Ansiedelung der Wildkatze so vorbildlich funktioniert hat. „Es ist ein großartiger Erfolg, dass die Wildkatze hier in Emmendingen wieder heimisch wird. Es ist auch das Ergebnis einer kontinuierlich gewachsenen Zusammenarbeit verschiedener Stellen und Akteure.“
Aktionsplan Wildkatze
Was unterscheidet Wildkatzen von Hauskatzen? Was tun, wenn Wildkatzenjunge entdeckt werden oder man eine überfahrene Wildkatze findet? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um die Wildkatze in Baden-Württemberg zu schützen? Auf diese und viele weitere Fragen gibt es unter www.wildkatze-bw.de Antworten. Die Website ist von der Forstlichen Versuchs und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erarbeitet worden und als Teil des Aktionsplans Wildkatze da, um Informationen gesammelt bereitzustellen. Hierbei werden gezielt Personenkreise angesprochen, die mit der scheuen Waldbewohnerin in Kontakt kommen oder in besonderem Maße zu ihrem Schutz beitragen können – darunter Tierschutz, Jägerschaft sowie Wald- und Landwirtschaft und Verwaltungen.