Der Deutsche Bildungsmarkt erlebt derzeit massive Umbrüche. Die Attraktivität und Akzeptanz digitaler Bildungsangebote steigt enorm. Das belegen die Zuwächse bei Anbietern, Kursangeboten, Teilnehmenden und Dienstleistern der Branche. Dabei wird das Potenzial von DistancE-Learning und digitaler Bildung hierzulande noch nicht annähernd ausgeschöpft. Gerade die Corona-Krise hat große Mängel und Versäumnisse vor allem im schulischen Bereich jüngst offengelegt.
„Das Homeschooling, wie es vielerorts in den vergangenen Monaten betrieben wurde, hat vollkommen zurecht schlechte Noten bekommen. Denn das, was Kindern und Eltern geboten wurde, hatte mit digitaler Bildung, wie wir sie verstehen, reichlich wenig zu tun“, informiert Verbandspräsident Mirco Fretter. „Erfolgreicher Fernunterricht ist eben weit mehr als die Übertragung eines Arbeitsblattes via E-Mail oder WhatsApp an den Schüler“, schmunzelt er. Der funktionierende Einsatz der richtigen Hard- und Software sei sicherlich wichtig, mache aber allein noch lange keinen guten Fernunterricht oder gar digitale Bildung aus. Es bedarf durchdachter und speziell auf die Zielgruppe entwickelter Lehr- und Lernpfade. „Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn wir heute von digitaler Bildung sprechen und ihren Einsatz fördern wollen, benötigen wir auch verlässliche Qualitätsstandards, die dem Lernenden garantieren, dass Lernerfolge auch erreicht werden können“, stellt er klar. Genau das ist auch die Forderu ng, die der Bundesverband den Initiatoren der Nationalen Bildungsplattform mit auf den Weg gibt.
Bereits 2020 wurde die Schaffung einer Nationalen Bildungsplattform als Bestandteil der digitalen Bildungsoffensive der Bundesregierung angekündigt. Die Förderung der Entwicklung von vier Prototyp-Plattformen wird aktuell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben. Eine erste Beta-Version soll in der zweiten Jahreshälfte 2023 veröffentlicht werden. Insgesamt sollen laut BMBF bis 2025 für die Entwicklung der Plattform und des digitalen Bildungsraums bis zu 630 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. In seiner Stellungnahme zum Vorhaben appelliert der Bundesverband der Fernstudienanbieter an die Projektpartner, dringend die Qualitätssicherung von Bildungsangeboten mit in den Fokus des Vorhabens zu rücken.
Die Schaffung einer Nationalen Bildungsplattform ist ein großes und ambitioniertes Vorhaben. Bestehende und neue digitale Bildungsplattformen sollen zu einem bundesweiten und europäisch anschlussfähigen Plattform-System verknüpft werden. Dieses soll jedem Nutzer einen zentralen Zugang zu Bildungsangeboten ermöglichen.
„Natürlich begrüßen und unterstützen wir die Idee einer gemeinsamen Bildungsplattform“, so Mirco Fretter. „Doch parallel zur technischen Realisierbarkeit des Vorhabens sollten wir dringend auch jetzt schon darauf achten, welche Qualitätsversprechen wir Lernenden - egal welcher Altersstufe - mit auf den Weg geben wollen und können.“ Deshalb fordert der Verband einen ordnungspolitischen Rahmen für digitale Bildung, der für alle Anbieter digitaler Qualifizierungsangebote bindend sein muss. Konkret geht es hierbei um eine fachkundige Qualitätssicherung von Lerninhalten anhand von vorgegebenen Kriterien. „Um Mindeststandards für digitale, asynchrone Bildungsangebote zu definieren, muss das Rad dabei keineswegs neu erfunden werden“, gibt Fretter gleichwohl zu bedenken. Denn Fernunterrichtsanbieter in Deutschland entwickeln bereits seit Jahrzehnten Bildungsangebote, die höchsten Qualitätsanforderungen folgen. Das Fernunterrichtsschutzgesetz (kurz: FernUSG) bietet ihnen einen klar definierte n ordnungspolitischen Rahmen und gewährleistet Lernenden zuverlässigen Verbraucherschutz. So müssen Fernstudienangebote, die der beruflichen Weiterbildung dienen, staatlich zugelassen sein. Über die Zulassung entscheidet die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU). Die Behörde prüft vor jeder Zulassung, ob versprochene Lehrgangsziele mit den zur Verfügung gestellten Materialien und Aufgaben erreicht werden können. Ein wesentliches Qualitätskriterium von Fernunterricht ist zudem die Lernerfolgskontrolle. Diese kann in Form von Prüfungen oder speziellen Aufgabenstellungen erfolgen und kennzeichnet die Nachhaltigkeit der Methode. „Eine Lernerfolgskontrolle ist die einzige Möglichkeit zu prüfen, ob Wissen über eine Qualifizierungsmaßnahme auch tatsächlich vermittelt werden konnte und schließlich zu einer Transferleistung führt“, ergänzt der Verbandspräsident:
Gern bietet sich der Bundesverband der Fernstudienanbieter den Initiatoren und Partnern der Nationalen Bildungsplattform als Ansprechpartner für die dringend notwendige Definition von Qualitätsstandards digitaler Bildungsangebote an. „Ist in diesem Punkt ein Konsens gefunden, sind wir der festen Überzeugung, dass die Nationale Bildungsplattform DIE Chance sein kann, einen einheitlichen ordnungspolitischen Rahmen für digitale Bildung zu schaffen, der sowohl staatlichen als auch privaten Anbietern einen gleichberechtigten Wettbewerb ermöglicht und gleichsam Lernenden höchste Bildungsqualität gewährt!“