Im vor einigen Tagen veröffentlichten Koalitionsvertrag heißt es, wir „brauchen einen neuen Schub für berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung“. Von einer „Neuorientierung auch in der Mitte des Erwerbslebens“ ist hier ferner die Rede. „Was die zukünftigen Regierungsparteien jetzt erstmals in ihrem Koalitionsvertrag als Ziel niedergeschrieben haben, klingt beinahe wie die erledigte Bucket List vieler unserer StudienpreisträgerInnen“, so Verbandspräsident Mirco Fretter. Denn sie haben sich bereits nebenberuflich sehr erfolgreich weitergebildet und sich durch neu erworbene Qualifikationen zum Teil langersehnte Berufswünsche erfüllen können. „Sie sind Vorbilder für viele Weiterbildungsinteressierte und zeigen mit ihren persönlichen Geschichten, dass es nicht immer nur die gradlinigen Bildungskarrieren und Lebenswege sein müssen, die zu beruflichen Erfolgen führen!“
Seit 1985 zeichnet der Verband jährlich erfolgreiche AbsolventInnen aus Fernunterricht und Fernstudium mit dem Studienpreis aus. „Grundlage für die Auszeichnung sind dabei jedoch nicht in erster Linie gute Abschlussnoten, sondern die persönlichen Geschichten, die hinter jeder Bewerbung stecken“, informiert Fretter. Eine positive Entwicklung im Beruf oder Privatleben, die auf die absolvierte Lernerfahrung zurückzuführen ist, oder die erfolgreiche Bewältigung besonderer Herausforderungen im Lernumfeld und während des Lernprozesses sei ausschlaggebend für eine Prämierung. Aus den eingereichten Bewerbungen von AbsolventInnen obliegt es dann der unabhängigen Studienpreisjury, in der neben Fernstudienexperten auch Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Publizistik sitzen, die PreisträgerInnen zu wählen.
Und dies sind die diesjährigen StudienpreisträgerInnen:
„Fernlernerin des Jahres 2021“ - Silvia Erwied-Meckel
„Lernen kennt weder Landes- noch innere oder berufliche Grenzen!“, so fasst Silvia Erwied-Meckel ihre Bildungsbiografie zusammen. Sie musste in den letzten Jahren gleich zwei Mal ihren Beruf aufgeben, hat sich dabei immer wieder neu erfunden und ihre Ziele angepasst. Heute lebt sie mit Freude und Passion ihren beruflichen Traum! Dabei gab es viele Grenzen zu überwinden: Auslandsumzüge, nicht anerkannte Berufsabschlüsse, eine neue Sprache lernen, Träume aufgeben, um neu zu träumen, Kinder in verschiedenen Ländern zu zufriedenen Teenagern wachsen zu lassen, die Pandemie und ihre Auswirkungen während des beruflichen Neustarts auszuhalten und sich „ganz nebenbei“ immer wieder weiterzubilden, nicht zuletzt im Fernkurs „Erziehungsberatung“ der Fernakademie für Erwachsenenbildung.
Die Jury zeichnet Silvia Erwied-Meckel aufgrund ihrer erbrachten Leistungen mit dem Studienpreis in der Kategorie „Fernlernerin des Jahres 2021“ aus: „Frau Erwied-Meckel ist nicht nur ein klassisches ,Role Model‘ zahlreicher Corona-Eltern, sondern zeigt mit ihrer Geschichte zudem eindrucksvoll, wie ungeplante berufliche und auch private Umwege dazu führen können, erfolgreich seine Ziele zu schärfen.“
„Fernstudentin des Jahres 2021“ - Jeanette Haug
Lange suchte Jeanette Haug nach einer Möglichkeit berufsbegleitend, neben Schicht- und Bereitschaftszeiten im Job, ein Studium zu beginnen. Mit der Entscheidung für das Fernstudium „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Koblenz konnte diese Suche beendet werden. Als alleinerziehende Mutter dreier Söhne gelang es ihr dank des Onlinestudiums Job, Familie und die eigene Weiterbildung optimal zu vereinen. „Auch wenn das Studium viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen erforderte, haben sich all die Mühen rückblickend gelohnt“, resümiert Haug.
Selbst unter schwierigen Lebensumständen aufgewachsen, war es für Jeanette Haug nicht immer leicht, Perspektiven für den eigenen Lebensweg zu entwickeln. „Nicht zuletzt dank meines erfolgreich abgeschlossenen Fernstudiums bin ich heute mit meinem Beruf und unserem Leben sehr zufrieden und freue mich auf die Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die mein Studienabschluss mir in Zukunft noch bietet“, erklärt die heute 41-Jährige. Als nächsten Schritt plant Haug nach einer kurzen Pause, ein Masterstudium in Angriff zu nehmen.
Die Jury kürt Jeanette Haug zur „Fernstudentin des Jahres 2022“, da ihre Lebensgeschichte deutlich zeigt, dass Bildungskarrieren nicht immer gradlinig verlaufen müssen, um am Ende das gewünschte Ziel zu erreichen.
„Fernstudent des Jahres 2021“ - Robert Mattos
Gleich zwei Mal vergab die Jury in diesem Jahr den Titel „Fernstudent des Jahres“. So wird zum einen Robert Mattos von der Studienpreis-Jury zum „Fernstudenten des Jahres 2021“ gewählt. Als Schüler rebellisch, an sich selbst zweifelnd und wenig motiviert, folgten erst ein miserabler Schulabschluss und später zwei abgebrochene Ausbildungen. Mit 21 Jahren und viel körperlich harter Arbeit, dann die Kehrtwende: „Ich erinnerte mich an mein mutmaßliches Potenzial, welches mir meine Lehrer schon früh bescheinigten, und holte das Abitur nach. Den Lebensunterhalt bestritt ich durch zwei Nebenjobs als Dachdeckergehilfe und Nachhilfelehrer.“ Mit 24 Jahren, dem Abitur mit der Traumnote 1,0 in der Tasche und endlich an sich selbst glaubend, begann Mattos ein duales Studium der Mechatronik und stieg nach Abschluss ins Berufsleben ein.
„Auf den Einstieg folgte fast zeitgleich der Beginn des Fernstudiums ‚Psychologie‘ an der Euro-FH, mit dem ich mir den lang gehegten Traum, die menschliche Psyche zu studieren, erfüllte“, erinnert sich Mattos. Auch wenn es ihm viele Entbehrungen aufgrund zeitgleicher familiärer Sorgen und einer anspruchsvoller beruflichen Tätigkeit als Projektleiter abverlangte, sind die ermöglichten Erfolge - ein neuer Job, der Einstieg in ein aussichtsreiches Förderprogramm und die Aufnahme eines Masterstudiums in Großbritannien - heute umso erfüllender. „Das Studium ist ein wichtiger Meilenstein auf meinem Weg von schwieriger Kindheit über eine Phase zielloser Selbstdemontage zu einer aussichtsreichen Karriere“, blickt Robert Mattos auf die eigene Biografie zurück.
„Fernstudent des Jahres 2021“ - Robin Loh
Wenn Robin Loh auf seine Kindheit zurückblickt, findet er hier nicht die perfekte Grundlage für eine erfolgreiche Bildungsbiografie, sondern erinnert sich eher an schwierige Startbedingungen. Er ist nicht bei seiner Familie, sondern in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe aufgewachsen. Sehr dankbar für alles, was ihm dort im Gegensatz zu seiner Herkunftsfamilie geboten werden konnte, musste er jedoch feststellen, wie schwierig es für Menschen aus der Jugendhilfe ist, einen höheren Schulabschluss zu erlangen, zu studieren oder gar zu promovieren. „Oft fehlt es den jungen Menschen einfach an Vorbildern“, erinnert sich Loh, denn ihm ging es seinerzeit ganz ähnlich. Trotzdem wollte er Freunden nacheifern und einen höheren Bildungswerdegang verfolgen. Also lernte er schnell, sein Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu führen. Nach dem Schulabschluss entschied er sich für ein Duales Studium und später für den berufsbegleitenden Masterstudiengang „Kindheits- und Sozialwissenschaften“ der Hochschule Koblenz. Beides schloss er erfolgreich ab und sammelte zudem Praxiserfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Heute ist Robin Loh wissenschaftlicher Referent und engagiert sich beruflich im Bereich Vormundschaft und Pflegschaft für Kinder und Jugendliche, deren Startbedingungen ins Leben häufig stark an die eigenen erinnern. Nebenher strebt er eine Promotion an.
Die Jury zeichnet auch Robin Loh mit dem Studienpreis 2021 als „Fernstudent des Jahres“ aus, weil er durch seine kontinuierlichen Bildungsleistungen, zu dem geworden ist, was er selbst in Jugendtagen vermisste – zu einem Vorbild. Selbst in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe aufgewachsen, nutzt er heute seine Bildungserfolge um andere Kinder und Jugendliche, die ebenfalls nicht die besten Startbedingungen mitbekommen haben, auf ihren Weg zu unterstützen.
„Lebenslanges Lernen“ - Adriane Chraplewski
„Lernen begleitet mich schon mein ganzes Leben lang“, erinnert sich Adriane Chraplewski. Die heute 45-Jährige ist eine starke, selbstbewusste Frau, die sehr viel Spaß am Leben hat und an vielen Stellen ihr Hobby zum Beruf macht. Doch das war nicht immer so. Mit 13 Jahren aus Polen nach Deutschland gekommen, war nicht nur die Sprache fremd, sondern Adriane Chraplewski orientierungslos und rutschte als Jugendliche in die Drogen- und Alkoholsucht. „Es gab Zeiten, da war ich eine ‚Drehtürpatientin‘ in einer Entzugsklinik“, erinnert sich Chraplewski. Erst nach 14 Jahren Konsum gelang die Kehrtwende und eine grundlegende Veränderung im Leben. „Seit 15 Jahren lebe ich jetzt in der Selbsthilfe und hatte in der Zeit die Möglichkeit, mich persönlich und beruflich stark weiterzuentwickeln.“ Ihr Zuhause sind seither die Fleckenbühler – ein DEMETER-Betrieb in Hessen, der eigene Produkte vermarktet. Doch der Hof ist noch weit mehr, nämlich ein Selbsthilfe-Projekt. Anders als bei anderen Einrichtungen geht es hier nicht darum, sich intensiv um sich selbst zu kümmern. Die Menschen, die auf dem Hof leben und arbeiten, versuchen wieder Teil einer Gemeinschaft zu werden – ohne Drogen. Adriane Chraplewski hat ihre Aufgabe in der Vermarktung der hofeigenen Produkte gefunden. Hierfür hat sie auch ihre Weiterbildung zur „geprüften Onlinemarketing Managerin“ beim ILS Institut für Lernsysteme belegt. „Nicht zuletzt durch das im Studium erworbene Wissen konnte ich beim Aufbau eines neuen Webshops das Gelernte direkt anwenden“, so die erfolgreiche Fernlernerin.
„Lebenslanges Lernen“ - Daniel Frömbgen
Nach 17 Jahren im öffentlichen Dienst ist Daniel Frömbgen in die Tätigkeit als freiberuflicher deutschlandweiter Fortbilder für Kindertagesstätten gewechselt. Fast zeitgleich hat er zur Stärkung seiner fachlichen Expertise das Masterstudium Kindheits-und Sozialwissenschaften (MAKS) an der Hochschule Koblenz begonnen. Zusätzlich zu diesen beiden Herausforderungen war er währenddessen zwei Jahre mit einer halben Stelle am Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel angestellt und begleitete dort als Projektkoordinator die Entstehung des „Kita-MOOC“, einer kostenlosen Online-Lernplattform für pädagogische Fachkräfte für die Themen Partizipation, Beteiligung, Beschwerdeverfahren, Demokratiebildung und Kinderrechte in der Kita. Auch als Lehrkraft für besondere Aufgaben (LfbA) war Frömbgen später während seines Fernstudiums an der Fachhochschule Kiel im Studiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter tätig.
Die Jury verleiht Daniel Frömbgen den Studienpreis in der Kategorie „Lebenslanges Lernen“ aufgrund seines beeindruckenden Arbeits- und Bildungspensums. Zeitgleich zeige Frömbgens Geschichte, wie einzigartig sich ein Fernstudium an persönliche Lebensrealitäten anpasse. Denn zwei Teilzeitstellen und zudem eine freiberufliche Tätigkeit, die fast zwei Jahre lang pausenloses Reisen erforderte, mit einem Master-Studium zu vereinbaren, wäre in der Präsenz schwerlich möglich gewesen.
„Tutorin des Jahres“ - Sophie Sander
Auch die „Tutorin des Jahres“ wurde auf der digitalen Preisverleihung geehrt. Anders als in den übrigen Preiskategorien entschied hier allerdings nicht die Studienpreisjury über die Vergabe des Titels, sondern ein Onlinevoting. Zu deren Teilnahme rief der Bundesverband der Fernstudienanbieter zusammen mit dem Bewertungsportal FernstudiumCheck bereits im Sommer auf. Fernstudierende konnten ihre Lieblings-TutorInnen erst nominieren und später per Mausklick in der Abstimmung unterstützen. Am Ende siegte Sophie Sander von der Deutschen Hotelakademie. Sie wurde zur „Tutorin des Jahres 2022“ gekürt.
„Ich liebe es, jeden Tag bewundernswerte und beeindruckende Menschen kennenzulernen, die mit einer Weiterbildung in ihrem Leben den nächsten Schritt gehen möchten“, verkündete Sophie Sander. Seit 2019 unterstützt die staatlich geprüfte Betriebswirtin das Team der Deutschen Hotelakademie in Köln. „Als Studientutorin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Teilnehmenden immer etwas mehr zu geben, als sie erwarten, sodass sie mit einem positiven Gefühl und einem Lächeln aus dem Gespräch gehen“, beschreibt Sander das eigene Selbstverständnis, mit dem sie tagtäglich ihrem Job als Lernbegleiterin nachkommt. Und das erfolgreich - denn die Studierenden haben sie zur „Tutorin des Jahres 2022“ gewählt.
Die Konkurrenz war groß: 46 nominierte Tutorinnen und Tutoren von 22 Instituten und Hochschulen stellten sich der Online-Abstimmung und wetteiferten um mehr als 3.500 abgegebene Stimmen. „Sie alle zählen schon allein aufgrund ihrer Nominierungen zu Deutschlands beliebtesten TutorInnen“, so Verbandspräsident Mirco Fretter. Doch am Ende konnte nur eine gewinnen und das Rennen für sich entscheiden. Mit überdurchschnittlich vielen, sehr positiven Bewertungen konnte sich schließlich Sophie Sander mit 7,5 von 8 maximal möglichen Punkten den Platz an der Spitze sichern.
Alle StudienpreisgewinnerInnen und weitere Informationen zur Auszeichnung finden Sie auch auf: www.studienpreis.org