Bundesminister Dr. Gerd Müller lobte die Multistakeholder-Initiative für ihre Vorreiterrolle. Ein „verbesserter, fairer Kakaoanbau“ sei hochrangiges Thema seines Ministeriums, langfristig 100 Prozent nachhaltig das Ziel. Das gelte auch für andere Sektoren. „Wenn eine freiwillige Verpflichtung nicht hilft, müssen wir eine gesetzliche Regulierung schaffen“, sagte Bundesminister Müller in einer kurzen Ansprache auf der öffentlichen Mitgliederversammlung vor rund 100 Mitgliedern und Gästen. Müller sagte auch zu, den Dialog mit den Regierungen der Anbauländer zu unterstützen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist Gründungsmitglied des Forum Nachhaltiger Kakao.
Die Dringlichkeit existenzsichernder Einkommen und bessere Lebensbedingungen für die Kakaobauernfamilien bildeten den thematischen Rahmen der öffentlichen Mitgliederversammlung des Forum Nachhaltiger Kakao. „Der Kakaosektor wird nicht nachhaltig sein, solange die Bäuerinnen und Bauern kein existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften können“, hob der Vorstandsvorsitzende Wolf Kropp-Büttner hervor.
„Vier von fünf Kakaobauernfamilien erzielen kein existenzsicherndes Einkommen“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Maria Flachsbarth, in ihrer Begrüßungsansprache. Strategien und Lösungen für ein existenzsicherndes Einkommen müssten den Dialog mit den Produzentenländern einschließen und dortige Reformen unterstützen. Auch müssten die Akteure entlang der Lieferkette ihrer menschenrechtichen Sorgfaltspflicht nachkommen. „Wir werden schauen, an welchen Stellen verbindliche Regelungen erforderlich sind“, sagte Flachsbarth.
Ein „Signal für mehr Fairness entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Plantage bis zum Verbraucher“ nannte Dr. Katharina Böttcher, Ministerialdirektorin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), den Anfang des Jahres vorgestellten 10-Punkte-Plan für einen nachhaltigen Kakaosektor beider Ministerien. Die Verwirklichung müsse die Überprüfung der Maßnahmen einschließen. Für die Erzeugerländer gelte: „Sie müssen dafür sorgen, dass bestehende Gesetze, insbesondere das Verbot von Kinderarbeit, umgesetzt werden“, so Böttcher.
Michel Arrion, der neue Exekutivdirektor der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO), sagte, er sei angetreten, die ICCO stärker auf die drängenden Probleme wie Armut und Entwaldung auszurichten. Auch wolle er den notwendigen Dialog zwischen den Produzenten- und Konsumentenländer in der ICCO voranbringen. Multi-Akteurspartnerschaften wie das Forum Nachhaltiger Kakao und vergleichbare Initiativen in der Schweiz, Belgien und den Niederlanden seien wichtige Ansätze.
Das Forum Nachhaltiger Kakao zählt aktuell 76 Mitglieder. Dazu gehören Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie, des Lebensmittelhandels, zivilgesellschaftliche Organisationen und die Bundesregierung. Sie wird vertreten durch das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL).
Eines der Ziele des Forums ist, den Anteil von Kakao, der nach Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert ist, in den in Deutschland verkauften Süßwaren zu erhöhen. Aktuell stammen bereits 65 Prozent des Kakaos aus zertifiziertem Anbau, bezogen auf die Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao (Bezugsjahr 2018). Bis zum Jahr 2025 sollen es 85 Prozent sein, langfristig 100 Prozent.