Die zentrale Stellung Berlins innerhalb der europaeischen Aufklaerung ist bis heute untrennbar mit dem Namen Friedrich Nicolai verbunden. Lange Zeit galt der Stempel des "Nicolaismus" allerdings nicht als Guetesiegel. Denn so sehr Nicolai das eigenwillige und markante Profil der "Berliner Aufklaerung" praegte, so sehr lenkte er mit seiner Streitsucht und seinen kaempferischen Attacken auch die Ablehnung und sogar den Zorn und Spott der klassischen und romantischen Gegenstroemungen auf die Bewegung als ganze. Die Historiographie schlug sich in der Folgezeit auf die Seite der "Sieger" und vergroesserte durch Abwertung oder schlichte Nichtbeachtung der intellektuellen Geschichte Berlins die bereits um 1800 offenkundige Kluft zwischen den Berliner Romantikern und philosophischen Idealisten auf der einen, Nicolai und seinen Freunden an der Akademie und in der Mittwochsgesellschaft auf der anderen Seite immer weiter. Die differenziertere Forschung der vergangenen zwanzig Jahre hat dieses Zerrbild zunehmend in Frage gestellt, sodass nun alles dafuer spricht, endlich auch den vielleicht umstrittensten Repraesentanten der ,Berliner Aufklaerung' durch eine eigene Tagung in den Mittelpunkt der kritischen Aufmerksamkeit zu ruecken, dessen weit ueber die Grenzen Brandenburg-Preussens hinausreichender Wirkungsradius nur aus dem Zugleich seiner wirtschaftlichen Taetigkeit als Verleger und Buchhaendler, dem eigenen publizistischen Schaffen und seinem gesellschaftspolitischen Engagement als Mitglied gelehrter Gesellschaften zu verstehen ist.
Ort und Zeit: - 26. Juli (Beginn 14 Uhr) bis 28. Juli 2007 (Ende 13 Uhr) - Hoersaal des Instituts fuer Theaterwissenschaft an der Freien Universitaet Berlin,