Der gedankliche Lebenslauf von Gerlachs beruehrt alle denkbaren Verfassungen der deutschen Gesellschaft von der Monarchie bis zu einer Demokratie westeuropaeischen Zuschnitts. Er fuehrt das ganze Spektrum der politischen und gesellschaftlichen Lager der Jahrzehnte zwischen der Reichsgruendung und dem Ende der Weimarer Republik vor Augen, darunter die vereitelten und vertanen Moeglichkeiten einer Verhinderung des Abgleitens in die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Wie ein roter Faden zieht sich durch Hellmut von Gerlachs geistigen Werdegang die Einsicht, dass ein auf gegenseitige Achtung und Aufrichtigkeit gegruendetes Verhaeltnis zwischen Deutschland und Polen den Schluessel fuer das friedliche Zusammenleben der Voelker des Kontinents darstellt.
In der Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten eine Forschungsrichtung an Boden gewonnen, die sich mit der gescheiterten oder versaeumten demokratischen Alternativen der aufkommenden Diktatur in der ersten deutschen Republik befasst. Deren Akteure vermochten es nicht, sich aus der Vormundschaft der feudalen und buergerlichen Traeger des Kaiserreiches zu emanzipieren und an ihre Stelle eine buergliche Demokratie zu setzen, die den zivisilatorischen Standards jenseits der Reichsgrenzen entsprach.
Mitveranstalter der Tagung sind die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland e. V., die 1948 in Berlin als gesamtdeutsche "Hellmut-von-Gerlach-Gesellschaft" ins Leben gerufen wurde, die Deutsche Friedensgesellschaft und die Internationale Liga fuer Menschenrechte, an deren Gruendung Hellmut von Gerlach beteiligt war, sowie die Zweiwochenschrift "Ossietzky", die in der Nachfolge der "Weltbuehne" steht, deren politische Leitung Hellmut von Gerlach fuer den wegen Landesverrats inhaftierten Carl von Ossietzky wahrnahm. Die Schirmherrschaft der Tagung hat die Koordinatorin der Bundesregierung fuer die deutsch-polnische Zusammenarbeit und Praesidentin der Europa-Universitaet Viadrina Frankfurt/Oder, Prof. Dr. Gesine Schwan, uebernommen.
Ort und Zeit: Freie Universitaet Berlin, Hittorfstrasse 2–4, 14195 Berlin-Dahlen, U-Bhf. Thielplatz (U3) Freitag, 1. Juni 2007 (Beginn 10 Uhr) und Samstag, 2. Juni 2007 (Beginn 9 Uhr)