Koordinationsbüro in Brüssel
Noch vor zwei Jahren hätten die einzelnen ADRA-Länderbüros nur lose zusammengearbeitet, berichtete Victor Hulbert, Kommunikationsdirektor der Transeuropäischen Kirchenleitung der Adventisten für Nord- und Südosteuropa (TED). Für die Koordination der Büros seien bisher der ADRA-Direktor der TED mit Sitz in St. Albans nördlich von London und sein ADRA-Kollege in der Intereuropäischen Kirchenleitung der Adventisten für West- und Südeuropa (EUD) in Bern zuständig gewesen. Jetzt gebe es ein gemeinsames Netzwerk in Brüssel, dem Hauptsitz der Europäischen Union. So könnten von der EU mitfinanzierte Projekte der einzelnen Länderbüros besser koordiniert werden. Geleitet werde das ADRA Europa Büro von Joᾶo Martins, bisher ADRA-Direktor in Portugal. Programmdirektor sei Thomas Petracek, der vor kurzen noch für ADRA Deutschland gearbeitet habe. Jackie Mubedi Ngalula wirke als Büroassistentin.
Einkommensförderung, Gesundheit, Bildung
Laut Hulbert würden die europäischen ADRA-Büros jährlich 39,2 Millionen Euro für Einkommensförderung und wirtschaftliche Entwicklung aufwenden. Zudem seien sie gegenwärtig mit acht Gesundheits- und Trinkwasserprojekten, neun Bildungsprogrammen und einem Umweltprojekt befasst. Zusammen mit Partnern versuchten sie die Lebensbedingungen unter anderem im Sudan, in Mali, Ruanda, Nepal und Vietnam zu verbessern. In Gokwe, einen ländlichen Gebiet in Simbabwe, sei die Müttersterblichkeit noch immer sehr hoch. Deshalb führe ADRA Großbritannien ein 36 Monate dauerndes Programm durch, um schwangeren Frauen mit Gerätschaften und Aufklärung sowie mit Fort- und Ausbildungsmaßnahmen für medizinische Kräfte langfristig zu helfen. 14 ADRA-Büros würden jährlich insgesamt 13,6 Millionen Euro für Bedürftige, gesellschaftliche Probleme, Flüchtlinge und Gesundheitsvorsorge ausgeben. So gebe es beispielsweise in der Nähe des Belgrader Stadtzentrums eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, Angehörige der Roma und bedürftige Serben.
Deutschsprachige ADRA-Organisationen
Laut eigenen Angaben hat ADRA Deutschland seit Gründung im Jahr 1987 in über 40 Ländern mehr als 3.000 Projekte durchgeführt. Derzeit ist das Hilfswerk in 76 verschiedenen Projekten weltweit tätig. So beteilige sich ADRA Deutschland auch an der Nothilfe für muslimische Rohingya, die aus dem vorwiegend buddhistischen Myanmar nach Bangladesch geflohen sind. ADRA unterstütze Geflüchtete in zwei Flüchtlingslagern, um die Grundbedürfnisse nach Schutz, Nahrung und sauberem Trinkwasser zu stillen und versorge Betroffene mit Schlafmatten, Plastikplanen, Hygieneartikel, Moskitonetzen, Kleidung und Grundausstattung zum Kochen für die Familien. Bereits seit Jahren engagiere sich ADRA Deutschland mit finanzieller Förderung durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik auch im Jemen. Im Regierungsbezirk Hudaidah sei ADRA mit zwei mobilen medizinischen Einheiten tätig.
ADRA Österreich feierte kürzlich das 25-jährige Jubiläum. Als neues Projekt möchte sich das Hilfswerk zusammen mit ADRA Uganda der „Batwa“, einem Pygmäenstamm, annehmen. Dabei soll ein „lebendiges Museum“ aufgebaut werden. Um die Geschichte des Volkes weiterzutragen, sei vorgesehen, durch Organisation, Training und dem Aufbau eines Veranstaltungsortes mit Tanz, Musik und Theater ausländische und lokale Touristen, aber auch Schulklassen und Studenten, für die Kultur der Batwa zu interessieren. So sollen die Pygmäen in der Lage sein, ihr Geld zu verdienen, ohne dabei ausgebeutet zu werden. Von den Einnahmen des lebendigen Museums werde ein Fond angelegt, der den Schulbesuch von Batwa-Kindern finanziell unterstütze. Auch ein Alphabetisierungstraining für Erwachsene sei vorgesehen, um Lese-, Schreib- und unternehmerische Kenntnisse zu fördern. Die im Museum involvierten Batwa würden zusätzlich Englischkenntnisse erwerben, um mit den Touristen kommunizieren zu können. Eine „Schaf-Bank“ und Hilfestellung für die eigene Lebensmittelversorgung ergänzten das Vorhaben für die Batwa. Die Stadt Wien unterstütze diese ADRA-Arbeit finanziell.
ADRA Schweiz möchte in Zusammenarbeit mit ADRA Somalia die Kindersterblichkeit in dem ostafrikanischen Land senken. Deshalb sollen mehr Menschen in Unter-Juba, einer Küstenregion im Süden Somalias an der Grenze zu Kenia, Zugang zu genügend sauberem Wasser erhalten. Bei dem auf zwei Jahre angelegten Projekt gelte es, bestehende Wasserversorgungssysteme zu verbessern. Bei kleineren Brunnen soll die Bevölkerung selber Hand anlegen. Zudem sei geplant, 50 Latrinen mit Waschmöglichkeiten zu bauen. Zehn Schulen, fünf Gesundheitszentren und fünfzehn Gemeinden sollen diese erhalten.
Alle drei deutschsprachigen ADRA-Organisationen führen auch wieder die „Aktion Kinder helfen Kindern“ durch. Seit 2000 transportiert ADRA mit der Aktion jedes Jahr in der Weihnachtszeit tausende Geschenkpakete in osteuropäische Länder, um Kindern, denen es dort oft nicht so gut geht wie den Kindern in Deutschland, „ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“.