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Adventisten in Norwegen veröffentlichen Erklärung zum Umgang mit LGBTQ+-Personen und deren Familien

Themen: Norwegen, Adventisten, Seelsorge, LGBTQ+, Erklärung, Stellungnahme

(lifePR) (Røyse/Norwegen, )
In der Juni-Ausgabe der norwegischen Kirchenzeitschrift „Adventnytt“ der Siebenten-Tags-Adventisten wurde ein Dokument der Kirchenleitung veröffentlicht, das formuliert, wie mit LGBTQ+-Personen und ihren Familien umgegangen werden sollte.

Hintergrund des Dokuments sei das Bedürfnis vieler Pastoren und lokaler Gemeindeleiter gewesen, die Haltung der adventistischen Kirche zum Zusammenleben mit LGBT+-Personen und ihren Familien zu definieren. Die Erklärung wurde am 19. März 2023 vom Vorstand der norwegischen adventistischen Kirchenleitung (Den Norske Union - DNU) nach einem umfassenden Beratungsprozess verabschiedet. Seitdem sei das Dokument und das Thema auf mehreren Pastorenversammlungen diskutiert und auf Leitungstreffen in den Kirchenbezirken vorgestellt worden, berichtet Adventnytt.

Nach einem sorgfältigen Prozess, an dem auch queere Adventisten beteiligt waren, verabschiedete die adventistische Kirchenleitung in Schweden 2019 eine Erklärung zu LGBTQ+. Die Erklärung wurde auch ins Englische übersetzt und fand innerhalb der weltweiten adventistischen Kirche breite Beachtung. Im Allgemeinen sei sie positiv aufgenommen worden, schreibt Adventnytt.

Im November 2020 beauftragte die adventistische Kirchenleitung in Norwegen (DNU) einen Ausschuss mit der Prüfung, ob die schwedische Erklärung auch in Norwegen verwendet werden könnte. Gleichzeitig wurde der Ausschuss gebeten, eine Broschüre zu bewerten, die von der adventistischen Kirchenleitung in Nordamerika (NAD) verwendet wird, um die Kompetenz der Kirche im Umgang mit LGBTQ+-Personen zu verbessern. Die Broschüre trägt den Titel „Guiding Families of LGBTQ+ Loved Ones“ (auch in deutscher Sprache erhältlich, siehe Hinweis am Ende). Die adventistische Ausgabe wurde von Bill Henson verfasst. Im Winter 2023/2024 nutzten Pastoren in Norwegen diese Broschüre als Ausgangspunkt für eine Reihe von Gesprächen.

Die adventistische Kirchenleitung in Norwegen entschied schließlich, die schwedische Erklärung nicht für Norwegen zu übernehmen. Stattdessen wurde eine eigene Erklärung erarbeitet, die „prägnanter und pastoraler ist“. Das Dokument sei in keiner Weise ein Kommentar, ein Ersatz oder eine Bewertung der theologischen Position der Kirche in Fragen des Zusammenlebens oder der offiziellen Erklärungen der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) oder der weltweiten Gemeindeordnung. Dies hätte den Auftrag und die Autorität des DNU-Vorstandes überschritten. Deshalb habe der DNU-Vorstand beschlossen, sich auf eine pastorale Erklärung zu beschränken.

Nachstehend die Erklärung:

Einleitung

Viele Menschen, die sich als LGBTQ+ identifizieren sowie ihre Familien und Freunde, haben das Gefühl, dass die adventistische Kirche nicht in der Lage ist, ihnen in angemessener und informierter Weise zu begegnen. Viele befürchten, dass die Offenlegung ihrer Orientierung zu nachteiligen Konsequenzen führt. Sie haben auch Schwierigkeiten, darauf zu vertrauen, dass die Kirche ihnen mit Einfühlungsvermögen und Verständnis begegnet. Einsamkeit und der Eindruck, nicht akzeptiert zu werden, sind eine zusätzliche Belastung für Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben.

Diese Erklärung beantwortet nicht alle Fragen im Zusammenhang mit LGBTQ+-Themen und stellt auch keine theologische Klärung dar. Sie ist eine Anerkennung der Tatsache, dass die pastorale Antwort der adventistischen Kirche oft unzureichend und ohne Verständnis für Nuancen und Komplexität war. Die adventistische Kirche muss beginnen, offener darüber zu sprechen, wie wir Menschen begegnen, die sich als LGBTQ+ identifizieren. Dies kann zu einem tieferen gemeinsamen Verständnis des Themas führen und eine bessere Grundlage für den Umgang mit den vielen unbeantworteten Fragen bieten, die wir möglicherweise haben. Wir hoffen, dass diese Klärung ein konstruktiver Schritt sein kann, um lokalen Pastoren und Gemeindeleitern zu helfen.

Wir anerkennen
  1. dass wir als Kirche Schwierigkeiten haben, glaubwürdig über Sexualität zu reden und dass wir die Komplexität von LGBTQ+-Themen oft nicht gut genug verstehen;
  2. dass wir uns nicht genügend Zeit genommen haben, um den Geschichten von Menschen zuzuhören, die eine gleichgeschlechtliche Anziehung oder Geschlechtsinkongruenz erleben;
  3. dass in adventistischen Gemeinden homophobe Äußerungen gemacht und Haltungen zum Ausdruck gebracht wurden, die nicht in eine Gemeinschaft von Gläubigen gehören;
  4. dass LGBTQ+-Personen eine Bereicherung für unsere Kirche sind und von Gott zutiefst geliebt werden;
  5. dass die sexuelle Orientierung an sich kein Hindernis für die Mitgliedschaft und den Dienst in unseren Kirchen sein sollte;
  6. dass mit Menschen, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung eingegangen sind, oft härter umgegangen wird, als mit Menschen, die in einer außerehelichen Beziehung zum anderen Geschlecht leben;
  7. dass unsere Ausgrenzungspraktiken oft wie eine Strafe für verwundbare Menschen gewirkt haben, die zu noch mehr Scham und Einsamkeit beigetragen und in einigen Fällen nicht nur zum Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, sondern auch zum Verlust des Glaubens an Gott geführt haben.
Wir wollen
  1. ein Klima fördern, in dem die Kirche eine Gemeinschaft fürsorglicher Christen ist, die wie eine Familie unterwegs ist, die gemeinsam Gottesdienst feiert und in der man einander zuhört und füreinander da ist;
  2. unsere Gemeinden ermutigen, sich für schutzbedürftige Gruppen in der Gesellschaft einzusetzen;
  3. dass sich die Gemeinden bewusst sind, dass der Ausschluss von Mitgliedern eine sehr ernste Reaktion ist, die nur bei Personen angewendet werden sollte, die durch ihre Taten oder Worte Einzelnen oder der Glaubensgemeinschaft Schaden zufügen;
  4. die Kompetenz unserer Pastoren, Mitarbeitenden und Gemeinden stärken, damit sie LGBTQ+-Personen besser verstehen und das Thema Sexualität mit weniger Vorurteilen, mehr Glaubwürdigkeit, Einfühlungsvermögen, Wärme und tieferen biblischen Einsichten angehen können.
Hinweis

Die Broschüre „Guiding Families of LGBT+ Loved Ones“ ist auch auf Deutsch erschienen unter dem Titel „LGBTQ+ in unserer Kirche – Orientierungshilfe für Angehörige, Pastor:innen und alle, die das Thema bewegt“, herausgegeben vom Nord- und Süddeutschen Verband der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, zu beziehen unter der Bestellnummer 3303 im Zentrallager der Freikirche in Deutschland: adventisten.de/kontakt/zentrallager

Einige Stellungnahmen, Erklärungen und Informationen zur Thematik:

„Erklärung der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) zu lokal unterstützten Aktivitäten, die nichtbiblische Lebensweisen im Bereich der menschlichen Sexualität fördern oder unterstützen“ (Englisch).
https://adventist.news/news/statement-of-the-general-conference-regarding-locally-sponsored-activities-promoting-or-supporting-non-biblical-human-sexuality  

Erklärungen der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) zum Sexualverhalten, zu Homosexualität sowie zu Transidentität, alle auf Englisch:

https://gc.adventist.org/official-statements/sexual-behavior/
https://gc.adventist.org/official-statements/homosexuality/ 
https://gc.adventist.org/official-statements/statement-on-transgenderism/ 

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland veröffentlichte 2023 eine Stellungnahme zum Umgang mit LGBTQ+-Personen: www.apd.info/news/2023/03/21/freikirche-der-siebenten-tags-adventisten-in-deutschland-veroeffentlicht-stellungnahme-zum-umgang-mit-lgbtq-personen

Vom 17. bis 19. November 2023 veranstaltete die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland ein Symposium zum Thema LGBTQ+ und Adventgemeinde. Der Bericht dazu ist hier zu lesen: www.apd.info/news/2023/11/20/symposium-der-adventisten-uber-lgbtq-und-adventistische-kirchengemeinden

SDA Kinship International ist eine LGBTQIA+-freundliche und integrative Gemeinschaft für gegenwärtige und ehemalige Siebenten-Tags-Adventisten.

https://sdakinship.org/de/ 

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