In ihrem Grußwort zu Beginn des christlichen Kongresses sagten die beiden Präsidenten der Adventisten in Nord- und Ostdeutschland, Pastor Johannes Naether, sowie Süddeutschland, Pastor Werner Dullinger, den teilnehmenden Frauen ihre Unterstützung zu. In Anspielung an die innerkirchliche Debatte um die Frauenordination in der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten meinte Präsident Werner Dullinger: „Vielleicht sind Frauen doch mehr in der Lage zu integrieren, Kompromisse zu finden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, als wir Männer. Kompetenzen, die unsere Kirche mehr als dringend nötig hat.“
Programm
Nach Darmstadt (2001), Bogenhofen/Österreich (2006) und Bad Kissingen (2011) erwarteten die Teilnehmer dieses Jahr in Friedensau reichhaltige Gelegenheiten der Inspiration, Schulung, Begegnung und Herausforderung. Der Freitag war knapp 20 Workshops gewidmet, zu Themen wie: „Meine Beziehung zu Jesus – in der Nachfolge bleiben“, „Wie geschieht Integration?“, „Solo leben – und zwar glücklich“, „Meine Grenzen – Deine Grenzen“, „Gemeinde als Schutzraum – Wunschtraum gegen Realität“ und „Männer sind Frauensache“. Ein Agapemahl unter freiem Himmel rundete diesen Ausbildungstag ab.
Stimmen zum Kongress
Die Abteilung Frauen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat „drei b’s“ zum Ziel: bereichern, befähigen und begegnen. Hannele Ottschoffski aus Tübingen dazu: „Das ist mein Wochenende, hier kann ich mich füllen lassen und genießen.“ Eine andere Teilnehmerin aus Bayern brachte es für sich auf den Punkt: „Der Austausch mit anderen Frauen tut so gut!“
Das mache die Arbeit an und mit Frauen aus, so Denise Hochstrasser, Leiterin der Abteilung Frauen in der teilkontinentalen adventistischen Kirchenleitung von West- und Südeuropa. Frauen arbeiten nicht besser als Männer, sondern eben anders. Die Bedürfnisse und Herangehensweisen seien unterschiedlich. Selbst in der Sprache sei das deutlich. Männer und Frauen setzen dieselben Worte unterschiedlich ein. Wo Männer mehr technische Ausdrücke nutzen und Dinge beschreiben, erzählen Frauen eher Geschichten, Lebensgeschichten. So sei dieser Kongress auch ein „sicherer Raum“ für die Frauen. Es sei aber auch gut, dass gerade beim Thema Missbrauch und Homosexualität ein Mann in diesem Workshop gesprochen hat.
Referentinnen
Mit Sonja Kalmbach, gebürtige Deutsche, jetzt Pastorin und Frauenbeauftragte der Adventisten in Schweden und Raquel Arrais, ursprünglich aus Brasilien und seit 2001 stellvertretende Leiterin der Abteilung Frauen in der Weltkirchenleitung der Adventisten, waren zwei erfahrene Hauptreferentinnen gekommen.
Pastorin Kalmbach führte am Beispiel der Bibelerzählung aus Johannes 4, der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen, hin zum Höhepunkt jeder Begegnung und rief den Hörerinnen zu: „Das ist der wichtigste Moment des Kongresses! Jesus bietet uns seinen Geist an. Er will uns erfüllen.“ Die wichtigste Frage dabei sei allerdings, ob es angenommen wird.
Raquel Arrais stellte in ihrer Predigt im Samstagvormittagsgottesdienst den freien Zugang zu Gott in den Mittelpunkt und lud die Teilnehmerinnen ein, sich reichlich von Jesus beschenken zu lassen.
Ausstellung in „Alter Scheune“
Mit zum Kongressgeschehen gehörte eine Ausstellung der verschiedensten Initiativen und Einrichtungen der Freikirche in der „Alten Scheune“, darunter auch die Theologische Hochschule Friedensau mit der Werbekampagne für Pastorennachwuchs „berufen.me“, die Initiativen für Frauen „girl4christ“, „orangeday“ und „enditnow“, der Fernsehsender „Hope Channel“ und das „Hope Bibelstudien-Institut“, der „Deutsche Verein für Gesundheitspflege“ und der kircheneigene Advent-Verlag. Hier erhielten die Teilnehmerinnen ein kostenloses Exemplar einer neu erschienenen Bibel für Frauen. Dieses Geschenk mit einer besonderen Haptik wurde durch großzügige private Spenden sowie durch einen finanziellen Zuschuss der deutschen und der deutsch-schweizer Kirchenleitung ermöglicht. Über 300 Seiten an Kommentaren und Erklärungen adventistischer Autorinnen ergänzen die „Neues Leben“-Übersetzung dieser Bibelausgabe.
Weiterbildung
Wer nach dem Unterschied dieser Tagung zu den vorangegangenen fragt, bekommt schnell zur Antwort, dass sich das Altersspektrum der Teilnehmer zusehends verjüngt hat. Außerdem würden die Angebote der Abteilung Frauen in der Kirchengemeinde immer stärker als ein wichtiger Dienst wahrgenommen. Das hänge wohl auch mit dem vierteiligen Weiterbildungsprogramm zusammen, das im deutschsprachigen Raum grenzübergreifend als Wochenend-Seminar angeboten wird und Leitungskompetenzen vermittelt. Nach Abschluss kann ein Zertifikat der Andrews Universität/USA beantragt werden.
Am Abend gab es Tagesausklänge in der „Alten Scheune“ mit freiem Getränk und reichlich Gelegenheit zur Interaktion und Vernetzung. Der Kongress ist am Sonntagmittag mit dem Aufsteigen von 30 weißen Tauben zu Ende gegangen. So sollte jeder Teilnehmer die Begeisterung weitertragen, die er von dieser Tagung mit nach Hause nimmt. Der nächste Kongress soll in fünf Jahren stattfinden, der Ort für die Zusammenkunft steht allerdings noch nicht fest.