Alkoholkonsum pro Kopf in Deutschland doppelt so hoch wie im Weltdurchschnitt
Dass Deutschland im internationalen Vergleich mit 12,2 l pro Kopf und Jahr als Hochkonsumland zählt, belegen parallel zum aktuellen DGE-Positionspapier veröffentlichte Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO)1. Die durchschnittlich konsumierte Alkoholmenge ist in Deutschland damit mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittliche Trinkmenge von weltweit 5,5 l pro Kopf und Jahr.
Gesundheitliche und soziale Auswirkungen von Alkoholkonsum
Alkohol trinken stehe im Zusammenhang mit mehr als 200 verschiedenen negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen, stellt die DGE fest. Neben den kurzfristigen Auswirkungen von Alkoholkonsum, die Unfälle, Verletzungen und Gewalt begünstigten, erhöhe er unter anderem das Risiko für die Entstehung von Krebserkrankungen, v. a. Brust- und Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Bluthochdruck und Lebererkrankungen. Mit 7 kcal/g sei der Energiegehalt von Alkohol fast so hoch wie der von Fett mit 9 kcal/g. Vor allem riskante Alkoholmengen und das Rauschtrinken verringerten die Lebensqualität und erhöhten das Risiko für Krankheiten und vorzeitigen Tod.
Sind Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch Alkoholkonsum beeinträchtigt, könne dies zu finanziellen Problemen bis hin zu sozialer Ausgrenzung führen. Alkoholbelastete Familien hätten häufig einen niedrigeren sozioökonomischen Status. Kinder dieser Familien sind meist schlechter in der Schule und häufiger sozial ausgegrenzt oder stigmatisiert. Alkoholkonsum in Deutschland verursache erhebliche gesellschaftliche Kosten von insgesamt rund 57 Mrd. Euro pro Jahr. Auf die Behandlung von alkoholbedingten Erkrankungen sowie Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation etc. entfielen 16,6 Mrd. Euro, für Personen- und Sachschäden sowie Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung etc. etwa 40 Mrd. Euro.
Die Empfehlungen im Einzelnen
Für den Alkoholkonsum gibt die DGE in ihrem Positionspapier neue Handlungsempfehlungen, welche Mengen pro Woche als risikoarm, als moderat sowie als riskant anzusehen sind. Diese Mengen beruhen auf neuen Berechnungen des Canadian Centre on Substance Use and Addiction aus 2023 sowie berücksichtigter Daten der Global Burden of Disease Study aus dem Jahr 2022. Dabei gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im Risiko für gesundheitliche Folgen bei risikoarmem und moderatem Konsum. Ein risikoarmer Konsum nach den Berechnungen des Canadian Center on Substance Use and Addiction ist deutlich geringer als die bisher angegebenen Richtwerte für eine maximal tolerierbare Alkoholzufuhr, vor allem bei Männern.
- Es gibt keine risikofreie Alkoholmenge, daher sollten Menschen keinen oder möglichst wenig Alkohol trinken. Vor allem junge Menschen profitieren gesundheitlich von einem Verzicht auf Alkohol.
- Den Konsum großer Mengen Alkohol sowie Rauschtrinken in jedem Fall vermeiden.
- Keinen Alkohol für Kinder und Jugendliche: Die akute Neurotoxizität (giftige Wirkung auf Gehirn und Nerven) hat potenzielle negative Auswirkungen auf die physische sowie kognitive Entwicklung und birgt das Risiko für späteren riskanten Alkoholkonsum sowie von Alkoholgebrauchsstörungen.
- Schwangere und Stillende sollen aufgrund der Toxizität für den Fetus sowie den Säugling bzw. das Kleinkind keinen Alkohol trinken.
- Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die durch Alkoholkonsum ausgelöst oder verstärkt werden können, sowie Personen, die Medikamente einnehmen, sollen aufgrund möglicher unerwünschter Wechselwirkungen keinen Alkohol konsumieren.
- Menschen, die bisher keinen Alkohol trinken, empfiehlt die DGE, abstinent zu bleiben, da jeglicher Konsum das Risiko für gesundheitliche Schäden erhöht.
Die DGE fordert eine bessere Alkoholprävention in Deutschland. Zwar existierten hierzulande bereits eine Vielzahl an Präventionskampagnen und -programmen, im internationalen Vergleich sei Deutschland in der Umsetzung der Maßnahmen allerdings unterdurchschnittlich, z. B. bei der Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol oder bei Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer. Dies und der resultierende hohe Alkoholkonsum trage mit dazu bei, dass die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern mit hohem Einkommen niedriger sei. Um das gesellschaftliche Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums zu verbessern und den Alkoholkonsum, alkoholbedingte Gesundheitsprobleme sowie die alkoholbedingte Sterblichkeit und negative soziale Folgen zu reduzieren, sei eine Kombination verschiedener Maßnahmen zur Verhaltens- und Verhältnisprävention („policy mix“) erforderlich. Als Beispiele für zentrale Handlungsfelder der Verhältnisprävention werden die Einschränkung der Verfügbarkeit bzw. des Zugangs zu Alkohol, z. B. durch räumliche oder zeitliche Beschränkungen, Werbeeinschränkungen sowie die Verbesserung der Früherkennung und Beratung von Personen mit hohem Alkoholkonsum im Gesundheitssystem genannt.
Das Positionspapier der DGE im Internet: www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/alkohol/
Alkoholfreier Lebensstil bei Adventisten
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertritt und fördert seit ihrer Gründung vor über 160 Jahren eine gesunde Lebensweise, zu der auch der Verzicht auf alkoholische Getränke, Tabak und andere schädliche Suchtmittel gehört.
In Deutschland fördert der Deutsche Verein für Gesundheitspflege e.V. (DVG) seit 1899 die Gesundheit auf Basis eines ganzheitlichen Menschenbildes in den Bereichen körperliche Gesundheit, geistig-seelische Gesundheit, soziale Beziehungen und spirituelles Leben. Er wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland getragen. Der Verein gibt u.a. Studienbriefe zur ganzheitlichen Gesundheit heraus, bildet ehrenamtliche Gesundheitsberater aus und aktualisiert gerade sein erfolgreiches Raucherentwöhnungsprogramm „Endlich frei!“. Weitere Informationen gibt es unter www.dvg-online.de
Das Suchtberatungszentrum Chemnitz, eine Einrichtung des adventistischen Sozialwerks Advent-Wohlfahrtswerk e.V. (AWW), feierte kürzlich sein 30-jähriges Bestehen. Auch Selbsthilfegruppen für abhängigkeitskranke Menschen befinden sich in Trägerschaft des AWW. Beispielsweise treffen sich in der Schutzhütte Schwedt (Oder), einer Einrichtung des AWW zur Unterstützung von Menschen in sozialen Notlagen, drei Selbsthilfegruppen für Suchtkranke und deren Angehörige. Informationen: www.aww.info.
Seit fast 50 Jahren bietet auch die von Adventisten gegründete Einrichtung Haus Niedersachsen gGmbH Hilfe bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. Dazu gehören eine Fachklinik in Oerrel (Kreis Gifhorn), eine Adaption für weiterführende Therapiemodule in Hambühren (Kreis Celle) und ein Wohnheim in Emmen (Kreis Gifhorn). Informationen unter www.haus-niedersachsen.de.
Über die DGE
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist ein gemeinnütziger Verein mit rund 4000 Mitgliedern, Sitz in Bonn und Sektionen in sechs Bundesländern. Sie arbeitet seit ihrer Gründung 1953 unabhängig und der Wissenschaft verpflichtet. Es ist der satzungsgemäße Auftrag der DGE sich mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen zu befassen, einschlägige Ergebnisse zu sammeln, auszuwerten und daraus unabhängig, transparent und auf Basis wissenschaftlicher Bewertung Empfehlungen abzuleiten. Die Finanzierung der DGE erfolgt durch Bundesmittel, Mitgliedsbeiträge und Eigeneinnahmen. Siehe www.dge.de
1 https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/alcohol