Jesus im Koran
Dr. Guillaume Dye, Professor für Islamwissenschaften an der Freien Universität Brüssel, stellte in seinem Vortrag „Jesus und die Christen im Koran“ das Bild vor, welches der Koran von Jesus zeichnet. Seine These: Jesus ist im Koran eine paradoxe Figur. Es werden widersprüchliche Angaben über ihn gemacht. So werde Jesus im Koran einerseits als besonders privilegierter Prophet dargestellt, andererseits fehlten Hinweise auf ihn an Stellen, in denen sein Name eigentlich zu erwarten ist. Auch werde die endzeitliche Rolle Jesu nur nebenbei erwähnt, während frühislamische Traditionen sehr viel dazu zu sagen hätten. Dye gab außerdem einen Ausblick, wie diese Spannungen erklärt werden könnten.
Weltanschauliche Analyse nötig
Unter der Überschrift „Biblisch über den Koran denken” betonte Dr. Larry Lichtenwalter, Dekan der Fakultät für Philosophie und Theologie an der Middle East University in Beirut/Libanon, die Wichtigkeit einer weltanschaulichen Analyse des Koran. Bei der Begegnung von Christen mit Muslimen sei es wichtig, den Koran zu kennen. Die existenzielle Kraft des Koran, seine Wirkung auf die Weltsicht des einzelnen Muslims sei zu reflektieren.
Offenbarung und Inspiration
Dr. Udo Worschech, Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, ging in seinen Referaten auf Offenbarung und Inspiration des Koran ein. Die islamische Theologie habe keine kohärente Theorie der Offenbarung entwickelt. Nach eigener Auffassung läge der Koran als Wort Gottes bereits seit Ewigkeit komplett vor. Er sei dann Stück für Stück in verschiedenen Situationen herabgesandt worden. Der Koran selbst biete keine einfache Antwort auf die Frage der präzisen Beziehung zwischen seinem Text und dem ewigen Wort Gottes.
Die Kreuzigung Jesu im Koran
Mit der Bedeutung einer Stelle im Koran (Sure 4, Verse 157 und 158), welche vermeintlich die Kreuzigung Jesu thematisiert, befassten sich sowohl Udo Worschech als auch Pastor Ebrard Da Costa, zurzeit Leiter der Abteilung für adventistisch-muslimische Beziehungen der regionalen Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg. Die Stelle ist in ihrer Auslegung umstritten. Da Costa zeigte anhand seiner Untersuchungen auf, dass die Interpretation, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei, der Grammatik dieses Textes am besten gerecht würde.