Viele kommen in die Kirchen
„Die aktuelle Situation setzt unsere Landsleute stark unter Druck“, teilte Anatolij Rajchinets in einem Interview der Deutschen Bibelgesellschaft zur Situation in der Ukraine mit. Manche Menschen bereiteten sich bereits auf einen großen Krieg vor, andere versuchten aus den Frontgebieten zu fliehen. Gleichzeitig würden viele in die Kirchen kommen. „Die Kirchen geben unserem Volk einen Rückhalt und verbreiten Hoffnung und Trost“, so Rajchinets.
Seit einigen Monaten ist die Ukrainische Bibelgesellschaft Vorsitzende des „Gesamtukrainischen Rates der Kirchen und religiösen Organisationen“ und damit Vertreterin der Religionen hinein in Politik und Gesellschaft. Am 16. Februar hatte der Rat in der Kiewer Sophienkathedrale zum Gebet für den Schutz des Landes und der Menschen aufgerufen. „Ein Chor sang das Vaterunser, danach sprachen Vertreter unterschiedlicher Kirchen und Religionen Gebete und Segensworte.“
Zerstrittene Kirchen beten zusammen
Bemerkenswert sei laut kathpress/Wien, dass neben dem Oberhaupt der autokephalen (unabhängigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanij Dumenko, auch Bischof Viktor Kotsaba von der konkurrierenden Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats an diesem Gebetstreffen teilnahm. Anwesend waren zudem der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk und der römisch-katholische Bischof von Kiew-Zhytomyr, Vitali Kryvytski, wie auch Vertreter der evangelischen Kirche, der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, ein Rabbiner sowie ein sunnitischer Mufti.
Bereits Anfang Februar habe die Bibelgesellschaft Kirchen- und Regierungsvertreter empfangen, um über die Rolle der Kirchen in der Krise zu sprechen. „Wir glauben, dass das beste Gegenmittel immer noch ist, die gute Nachricht der Heiligen Schrift weiterzugeben“, betonte damals der Generalsekretär der Ukrainischen Bibelgesellschaft, Oleksandr Babitschuk. „Sie macht deutlich, dass unsere Zukunft in Gottes Hand liegt.“
Austausch von Kriegsgefangenen
Darüber hinaus sei die Bibelgesellschaft mit den Kirchen auch aktiv in den Prozess des Austauschs von Kriegsgefangenen beteiligt. „Wir nutzen unser Netzwerk in diplomatischen Kreisen und Kirchen in Russland und versuchen, Politiker auf beiden Seiten zum Austausch zu bewegen“, berichtete Rajchinets. Bereits vor der jüngsten Eskalation hätten sich Hunderte von ukrainischen Soldaten und Freiwilligen in russischer Kriegsgefangenschaft befunden.
Biblische Traumabegleitung
Doch es bleibe weiterhin die zentrale Aufgabe der Bibelgesellschaft, die Menschen mit Bibeln zu versorgen. „Täglich erreichen uns Dutzende Bitten um Bibeln und bald schon wird unser Lager leer sein“, befürchtet Anatolij Rajchinets. 56.000 Bibeln sollten in der nächsten Zeit zur Verfügung stehen. Dafür bitte die Bibelgesellschaft um Unterstützung. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sei die biblische Traumabegleitung für Soldatinnen und Soldaten und andere Betroffene. Die Bibelgesellschaft bietet diesbezüglich Schulungsprogramme zum Beispiel für Geistliche an.
Weltbibelhilfe
Unterstützt wird die Arbeit der Ukrainischen Bibelgesellschaft von der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft. Seit mehreren Jahren fördert sie bereits Projekte für die Opfer des Krieges in der Ostukraine. Die Weltbibelhilfe sammelt in Deutschland Spenden für die Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift sowie andere bibelgesellschaftliche Arbeit weltweit. Partner sind die im Weltverband zusammengeschlossenen Bibelgesellschaften. Der Weltverband der Bibelgesellschaften zählt 160 Mitglieder und ist in 184 Ländern aktiv.
Deutsche Bibelgesellschaft
Die Deutsche Bibelgesellschaft mit Sitz in Stuttgart übersetzt die biblischen Schriften und verbreitet Bibelausgaben. Sie ist eine eigenständige Stiftung. Zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt sie die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers heraus. International verantwortet sie die wissenschaftlichen Bibelausgaben in den Ursprachen. Neben Bibelausgaben finden sich im Programm weitere Bücher und Medien rund um das Thema Bibel.
Generalsekretär Dr. Christoph Rösel ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft. Vorsitzende der Vollversammlung und des Aufsichtsrates ist die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Dr. h. c. Annette Kurschus. Zur Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft gehören Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Bibelgesellschaften sowie von evangelischen Freikirchen und christlichen Werken, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Weitere Informationen: http://www.die-bibel.de/