Beim Mostfest präsentiert sich auch die Kooperation „Streu-obstland!“ mit ihrer Aktion „Afterbergen“ unter dem Motto „No nix verkomma lassa“. Außerdem ist an beiden Tagen das SWR Fernsehen mit Hansy Vogt zu Gast, um für die Sendung „Treff-punkt“ einen Film über das „Moschfescht“ zu drehen.
Zupacken können Erwachsene und Kinder beim Waschen, Mahlen und Pressen des Obstes, frisch gepressten Apfelsaft gibt es zum Probieren. Gezeigt wird das Dörren und Einko-chen von Obst. Das Museumsbackteam bereitet Apfelküchle und Apfelkuchen im Backhaus zu. Kinder können bei Mitmachstationen Saft pressen, Apfelmus herstellen, Nisthilfen für Vögel bauen, Körbe flechten oder Seile herstellen. Außerdem lassen sich rund 100 Apfel- und Birnensorten auf einer großen Sonderschau im Schafstall des Museumsdorfes bewundern. Bei der Verkostung von Säften kann der Geschmackssinn auf die Probe gestellt werden. Schaumweine und Obstler bieten überraschende Gaumenfreuden. Vorgeführt werden neben dem Mosten andere traditionelle Herbstarbeiten, etwa Spitzkrauthobeln oder Sensen schärfen. Praktische Tipps gibt es zur Pflege von Streuobstwiesen, Informationen über Imkerei und Bienen-zucht gehören mit dazu. Eine mobile Schnapsbrennerei veranschaulicht die Kunst des Schnapsbrennens.
„Afterbergen“
Mit der Aktion „Schwäbisches Afterbergen“ möchte die Koope-ration Streuobstland! auf die historische Bedeutung unserer Streuobstwiesen aufmerksam machen. „Afterbergen“ möchte verhindern, dass wertvolles Obst verrottet. Mit Erlaubnis der Eigentümer soll es aufgesammelt, zu Saft verarbeitet und ge-meinnützigen Einrichtungen und Schulen zur Verfügung gestellt werden. Beim Mostfest informieren die Teilnehmer von Streuobstland! über dieses Initiative.
„Afterbergen“ knüpft an einen alten Brauch an. Er erlaubte die Nachlese nach der Ernte an fremden Obstbäumen, Weinber-gen, auch an Kartoffeläckern und Wiesen. Arme Leute und Kinder sammelten zurückgelassenes Obst, Kartoffeln, Ähren und Heu auf. Stichtag war meist der Gallustag, kurz Galle genannt (16. Oktober). Den Termin merkte man sich so: „Galle ist vorbei, die Äpfel und Birnen sind frei“. Das bürgerliche Recht kennt diesen Eingriff in privates Eigentum so nicht mehr. Deshalb ist heute die Erlaubnis des Eigentümers Voraussetzung. „Afterbergen“ ist darüber hinaus ein moralischer Appell im Sinne von „no nix verkomma lassa“. Hierzu präsentieren die Vertreter von „Streuobstland!“ praktische Vorschläge und beispielhafte Initiativen im Rahmen des Mostfestes im Freilichtmuseum Beuren.
Zur Kooperation Streuobstland! Schlossen sich 2009 sieben Landkreise (Böblingen, Esslingen, Göppingen, Rems-Murr-Kreis, Reutlingen, Tübingen und Zollernalbkreis) zusammen, um sich gemeinsam für den Erhalt der Streuobstlandschaft einzusetzen.
Mostgeschichte(n) - Über die Tradition des Mostens
Wenn der Süßmost, der Saft aus gepressten Äpfeln und Birnen in Fässern eingekellert wird, entsteht durch Gärung der eigentliche, der alkoholhaltige Most. In Württemberg war Most lange Zeit das Alltagsgetränk schlechthin. Im 19. Jahrhundert ersetzte er Bier und Wein als Durstlöscher. Auf der Alb und im Unterland galt die Regel „täglich zwei Liter Most, in der Ernte vier Liter für männliche Arbeiter, weibliche die Hälfte“. Most hat Land und Leute geprägt, nicht nur hat er seinen Teil zu den „Mostköpfen“ beigetragen hat. Most war Anreiz, Streuobstwie-sen anzulegen. Most hat die Mentalität der Schwaben bedient, hat dem schwäbischen Weltschmerz gut eingeschenkt: „dem Schwaben sei Troscht, isch der Moscht“. Die Geschichte vom einstigen Nationalgetränke der Schwaben führt in die Gegenwart der Streuobstwiesen. Sie sind heute in ihrem Bestand vielfach bedroht. Das Museumsdorf liegt inmitten des größten zusammenhängenden Streuobstgebiets Mitteleuropas und gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb. Alte Obstsorten und alte Halb- und Hochstammbestände werden auf den Streuobstwiesen des Museum gehegt und gepflegt. Dieses Jahr tragen sie besonders viele Früchte, es wird eine üppige Ernte und ein schönes Mostfest geben.
Anreise
Beuren liegt im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS). Ab Stuttgart fährt der Regional-Express bis Nürtingen und sonntags verkehrt ab Busbahnhof Nürtingen die Buslinie 180 nach Beuren (Haltestelle Freilichtmuseum). Aktuelle Fahrzeiten unter www.efa-bw.de. Da am Museum nur eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen vorhanden sind, verkehrt am Sonntag, 9. Oktober ein kostenloser Pendelbus zwischen den kostenlosen Parkplätzen im Tiefenbachtal (ehemaliges Bundeswehrdepot, zwischen Nürtingen und Owen bzw. Beuren, K 1243) und dem Freilichtmuseum. Der Ausweichparkplatz ist ausgeschildert. Der Bus pendelt am Sonntag von dort ab 10:30 bis 18 Uhr im 20-Minuten-Takt ins Museum.
Das Programm des Mostfestes 2011 gibt es im Internet unter www.mostfest.org oder kostenlos beim Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen, 72660 Beuren, Telefon 07025 91190-0, Telefax 07025 91190-10, info@freilichtmuseum-beuren.de. Das Freilichtmuseum Beuren im Landkreis Esslin-gen ist während der Museumssaison 2011 noch bis 6. Novem-ber dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr sowie an Feierta-gen geöffnet.