Jan Sneyd, der an der Hochschule Nürtingen-Geislingen forschte und lehrte, setzt sich aktiv für den Erhalt wertvoller alter Sorten ein. Beim „Schwäbischen Dickkopf-Landweizen“, einer Kreuzung aus Weizen und Dinkel, die bis in die 1950er-Jahre in der Region angebaut wurde und dann verschwand, ist ihm dieses Vorhaben erfolgreich gelungen. Wie, das erläutert der Referent anschaulich bei seinem Vortrag. Derzeit betreut er das „Projekt Schwäbischer Dickkopf-Landweizen“ des Bäckerhauses Veit aus Bempflingen wissenschaftlich. Die Sorte „Schwäbischer Dickkopf-Landweizen“ wurde 2011 in die „Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland“ aufgenommen und 2013 als „Slow Food Arche Passagier“ anerkannt. Das Beispiel des Schwäbischen Dickkopf-Landweizens zeigt, dass das genetische Potential alter Sorten heute oder morgen von Nutzen sein kann.
Durch natürliche und durch von Menschen gesteuerte Ausleseprozesse entstanden bis zum 20. Jahrhundert in kleinbäuerlichen Gebieten zahlreiche Weizen-Landsorten. Diese Sorten waren den lokalen bzw. regionalen Bedingungen und Bedürfnissen gut angepasst. Meist entschieden die Bauern selbst über das Saatgut, sie wählten aus vorherigen Ernten das Beste für die nächste Aussaat aus. Über Generationen hinweg entstanden so Haus- und Hofsorten. Untereinander getauscht und gekreuzt, bildeten sich regionale Landsorten aus. Diese Sortenvielfalt verschwand, als Wissenschaft und Technik die landwirtschaftliche Produktion revolutionierten. Mechanisierung und Industrialisierung förderten eine intensive Bewirtschaftung und verdrängten die alten Landsorten. Neue Hochzuchtsorten und verbesserte Anbaumethoden, nicht zuletzt auch der Einsatz von mineralischem Dünger und Pflanzenschutzmitteln, steigerten die Erträge – wirtschaftlich gesehen gerieten die alten Landsorten ins Hintertreffen und (fast) in Vergessenheit.
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