Dr. Daniel Kuhn (geb. Kirn) hat das Alltagsleben der Soldaten in Württemberg im Friedenszeitraum zwischen der Reichsgründung 1871 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 gründlich erforscht. In seinem Vortrag zeichnet er die Stationen des Militärdienstes von der Musterung über die Vereidigung, die Ausbildung in der Garnison, die verschiedenen Manöver und Paraden bis hin zur Entlassung detailliert nach. Der Blick richtet sich auf Kasernen als Orte des alltäglichen Lebens, auf Schieß- und Exerzierplätze, auf die medizinische Versorgung, auf Krankheiten und die Verpflegung der Soldaten, sowie auf die soldatische Festkultur. Zum Alltag gehörten auch Misshandlungen, Selbstmorde und Straftaten, angesprochen werden die politische Aktivitäten der Soldaten und nicht zuletzt ihre Beziehungen zu Frauen und zur übrigen Zivilbevölkerung.
Die Klischees eines übersteigerten Militarismus lassen sich für Württemberg nicht bestätigen. Gründe hierfür sind in der besonderen Struktur des württembergischen Militärs zu finden, das innerhalb der kaiserzeitlichen Armee eine Sonderstellung besaß: das eigene - württembergische - Kriegsministerium war für das XIII. (königlich-württembergische) Armeekorps verantwortlich und nicht das preußische. Zum anderen sorgte die liberale Stimmung in Württemberg für ein zurückhaltendes Auftreten der Armee. Freilich war der Militärdienst auch in Württemberg frag- und alternativloser Teil der gesellschaftlichen Normalität. Seine Pflicht erfüllt und gedient zu haben, brachte Prestige und soziale Anerkennung ein. Das Militär war, wenn nicht eine "Schule der Nation", so doch eine "Schule der Männlichkeit". Wehrpflichtig waren alle männlichen Personen. Aus jungen Männern formte die Militärzeit im Idealfall "ganze Männer": körperlich stark und belastbar, an Disziplin und Gehorsam gewöhnt, bereit sich für das Vaterland zu opfern.
Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren ist in der Saison 2014 bis 2. November dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
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