Dörfer, Flecken und kleine Landstädtchen bildeten den Rückzugsraum der im ausgehenden Mittelalter aus den Städten vertriebenen jüdischen Bevölkerung. Solche Existenznischen gab es im Herzogtum Württemberg nicht, denn seit dem 16. Jahrhundert duldete es, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, auf seinem Territorium keine Juden mehr. Andere Gebiete im schwäbischen Südwesten hingegen - kleine und kleinste Herrschaften, Reichsritterschaften oder Reichstädte - boten Raum für jüdische Ansiedlungen. So entstanden "Judendörfer" wie Jebenhausen, Rexingen, Baisingen, Freudental oder Buttenhausen. Diese Ortschaften kamen zusammen mit anderen Gebieten zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Württemberg.
Ein Teil des jüdischen Lebens in den "Judendörfern" war und blieb städtisch geprägt und ausgerichtet - oder verarmte. Das kulturelle und konfessionelle Neben- und Miteinander wurde im Nationalsozialismus zerstört, die jüdische Bevölkerung wurde auf dem Land wie in der Stadt terrorisiert, entrechtet, in Konzentrationslager deportiert und ermordet.
Dr. Martin Ulmer, Kulturwissenschaftler und Historiker, ist Lehrbeauftragter und Leiter der AG "Jüdische Studien" am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, Autor mehrerer Veröffentlichungen zur Geschichte der Juden in Württemberg und zum Antisemitismus in Stuttgart.
Der Vortrag ist zugleich Auftakt einer weiteren "kulinarischen Themenwoche" unter dem Titel "Einblicke in die jüdische Kü-che", die die Gastronomie des Freilichtmuseums anbietet.
Anreise und Kontakt
Das Freilichtmuseum ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Aus Richtung Stuttgart kommend verkehrt der Regionalexpress bis Nürtingen und von dort fährt die Tälesbahn bis Neuffen. Vom Neuffener Bahnhof geht es mit direktem Busanschluss nach Beuren, Ausstieg Haltestelle "Freilichtmuseum". Aus Richtung Tübingen kommend fährt man mit dem Regionalexpress bis Metzingen und von dort mit dem Bus nach Beuren bis zur Haltestelle "Freilichtmuseum". Aktuelle Fahrplanauskünfte gibt es unter www.efa-bw.de im Internet.
Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren ist in der Saison 2013 bis 3. November dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Freilichtmuseum Beuren, Museum des Landkreises Esslingen für ländliche Kultur, In den Herbstwiesen, 72660 Beuren, E-Mail: info@freilichtmuseum-beuren.de, Infotelefon 07025 91190-90, Telefax 07025 91190-10, www.freilichtmuseum-beuren.de