Schutz und Sensibilisierung im Jugendmedienschutz
Claudia Mikat (FSF) und Martin Drechsler (FSM) begrüßten die Gäste der Tagung mit einem kurzen Nachdenken über die Verantwortung des Jugendmedienschutzes, Kinder und Jugendliche vor medialen Inhalten zu bewahren, die ihre Entwicklung beeinträchtigen könnten. Es gehe nicht nur um Gewalt oder sexualisierte Inhalte, sondern auch um subtile Formen der Diskriminierung und Stereotypisierung, so die beiden Geschäftsführer:innen der Selbstkontrollen. Gleichzeitig warnten sie vor Überregulierung, die den gesellschaftlichen Dialog gefährden könnte. Claudia Mikat: „Es geht darum, Dialogräume zu öffnen, anstatt sie zu schließen, und neue Wege des Erzählens zu fördern, die sensibel und gleichzeitig frei sind. Medien tragen eine Verantwortung, aber sie sind nicht die alleinigen Richter über richtig oder falsch.“
Kulturelle Perspektiven und gesellschaftliche Verantwortung
Wissenschaftsjournalist Steve Ayan las eingangs aus seinem Essay „Was man noch sagen darf. Die neue Lust am Tabu“ und kreiste gedanklich um die zentrale Frage, wo die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Rücksichtnahme gezogen werden sollte.
Der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger widmete sich in seinem Impuls dem Begriff „Indianer“ und dessen kulturellem Stellenwert heute. Er beleuchtete die mediale Konstruktion des „Hollywood-Indianers“ und zeigte an einigen Beispielen, wie Native Americans aktuell im Film dargestellt werden.
Im Interview unterstrich Juraprofessorin Dr. Dr. Frauke Rostalski die Wichtigkeit eines offenen Diskurses als ein Grundpfeiler der Demokratie. Sie appellierte an die Eigenverantwortung der Einzelnen und warnte vor einem möglichen Verlust von Freiheitsrechten, wenn dem Schutz von Vulnerabilität durch staatliche Regulierung zu schnell nachgegeben wird.
Im abschließenden Talk „Geschichten erzählen, ohne zu verletzen – aber wie?“ berichteten Felix Wesseler und Khesrau Behroz aus ihrer praktischen Arbeit der Medienproduktion und diskutierten durchaus kontrovers zusammen mit den Wissenschaftler:innen Prof. Dr. Katja Ehrenberg und Prof. Dr. Marcus Stiglegger, wie vielfältige Geschichten, die unterschiedliche Lebenserfahrungen sichtbar machen, erzählt werden können. Dabei waren sie sich einig, dass klischeehaftes Erzählen durchaus seine Berechtigung hat, man aber immer darauf achten sollte, nicht undifferenziert und vereinfachend zu werden. Außerdem spielen die Intention, eine Geschichte aufzugreifen, und deren authentische Umsetzung eine wichtige Rolle.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Speaker:innen, der Moderatorin Vera Linß sowie den zahlreichen Gästen – sowohl vor Ort als auch vor den Bildschirmen!
Die gesamte Veranstaltung steht jetzt auf unserem YouTube-Channel zur Verfügung.
Die medien impuls-Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF) und der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM).
Lesetipp: Die aktuelle Ausgabe von mediendiskurs widmet sich dem Thema Diskriminierung. Mit Beiträgen u. a. von…
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- Ömer Alkin: Rassismus im Film und in der Medienkultur
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