Ab und zu sollte man sich vom endlosen Sandstrand von Lignano Sabbiadoro, von Sonne und Meer doch losreißen und in die Umgebung ausschwärmen. Denn es gibt nur wenige Regionen, wo so viel kultureller Reichtum auf engstem Raum versammelt ist, wie hier an der nördlichen Adria. Venedig und Triest sind jeweils nur eine gute Autostunde von Lignano entfernt. Wer die unzähligen Kirchen und Palazzi, Brücken und Plätze der Serenissima nicht auf eigene Faust erkunden will, kann sich einer geführten Exkursion anschließen, die mehrmals wöchentlich von Lignano aus unternommen werden.
Auch Ausflüge in das zwischen Bergen und Meer eingeschlossene Triest stehen auf dem Programm. In der Hafenstadt begegneten sich alle Religionen und Nationen der einstigen Habsburger Monarchie, man sprach italienisch, deutsch und slowenisch. Schriftsteller wie Italo Svevo oder James Joyce wurden von dem intellektuellen, weltoffenen Klima angezogen. Im Stadtzentrum mit den prachtvollen Bauten im klassizistischen und Jugendstil, in den Kaffeehäusern ist noch immer die Atmosphäre jener Zeit spürbar. Umgeben von einem märchenhaften Park liegt nahe bei Triest das romantische Schloss Miramare des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko. Die davor liegende Meereszone ist ein vom WWF verwaltetes Naturreservat. Wie sich Architekten der Renaissancezeit einen idealen Stadtplan vorstellten, zeigt die Festung Palmanova, in einer halben Stunde von Lignano aus mit dem Auto zu erreichen. Die Stadt wurde 1593 nach einem sternförmigen Grundriss mit einem sechseckigen Platz im Zentrum errichtet.
Nur 35 km von Lignanao entfernt liegt bei Passariano die Villa Manin, eine prächtige venezianische Villa in einem romantischen Landschaftspark. Die Sommerresidenz des letzten Dogen von Venedig, in der Napoleon 1797 den Vertrag von Campoformio unterzeichnete, zeigt heute Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Rund 20 km weiter gelangt man nach Udine, dem Herzen Friauls. Die filigrane Loggia del Lionello und ein prächtiger Uhrturm nach venezianischem Vorbild schmücken die Piazza della Libertà zu Füßen des Schlosshügels, den schönsten venezianischen Platz auf dem Festland. Auch für die Fresken Tiepolos im Palazzo Patriarcale lohnt sich ein Besuch Udines.
Einen Einblick in die frühchristliche Glaubenswelt gibt die Basilika von Aquileia, in der sich das einzigartige Fußbodenmosaik des Vorgängerbaus aus dem 4. Jahrhundert erhalten hat. Zusammen mit dem Baptisterium bildet der Dom von Aquileia ein in seiner Strenge und Schlichtheit beeindruckendes Ensemble, zu dem viele Epochen beigetragen haben. Die Blütezeit unter römischer Herrschaft dokumentieren zwei Ausgrabungsfelder im Bereich des Forums und des ehemaligen Hafens. Empfehlenswert ist auch ein Abstecher nach Grado, dessen bezaubernde Altstadt Kleinode frühchristlicher Baukunst birgt.
Als Hauptstadt des langobardischen Herzogtums erlebte das von Julius Cäsar gegründete Cividale del Friuli eine 200jährige Glanzzeit. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Ponte del Diavolo, der den Natisone überspannt. Der außen schlichte Tempietto Langobardo überrascht im Inneren mit filigranen, in Stein gehauenen Ornamenten, byzantinischen Fresken und Stuckarbeiten aus dem 8. Jahrhundert. Eine bedeutende Sammlung langobardischer Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände beherbergt das Museo Acheologico Nazionale.
Kultur meint aber nicht nur die Zeugnisse der Vergangenheit, alte Steine und museale Kunstwerke. Sie manifestiert sich auch in der Lebensart eines Volkes, in den Genüssen, die Küche und Keller zu bieten haben. Nicht umsonst spricht man von Ess- und Trinkkultur, und die wird in Friaul Julisch Venetien mit Liebe und Hingabe gepflegt. So kann man sich in Restaurants und Trattorien, Kellereien und Grappabrennereien davon überzeugen, wie fruchtbringend die Erfahrung von Generationen und kultureller Austausch auch auf kulinarischem Gebiet sein kann.
Einer der vielen Besucher, die die Schönheit der Landschaft bezauberte, war Ernest Hemingway, der Lignano Sabbiadoro als "italienisches Florida" bezeichnete. Ihm sind in Lignano der Parco Hemingway sowie ein renommierter Journalismus- und Literaturpreis gewidmet.
Das Doppelzimmer in einem Drei-Sterne-Hotel wird inklusive Frühstück ab 72,- Euro angeboten, ein Appartement für vier Personen kostet für eine Woche ab 200,- Euro.