Dabei soll ein noch junges Forschungsgebiet im Zusammenspiel von Literaturwissenschaft und Kartografie genauer definiert werden. Zu der öffentlichen Veranstaltung mit dem Titel "Schauplätze, Handlungsräume, Raumphantasien – Perspektiven einer Geographie der Literatur" laden das Zentrum für komparatistische Studien der Universität Göttingen und das Institut für Kartografie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (Schweiz) ein. Sie wird von der VolkswagenStiftung (Hannover) und der schweizerischen Gebert Rüf Stiftung (Basel) unterstützt.
"Jede literarische Handlung ist an einem Ort lokalisiert, wobei die Spanne von rein imaginären bis zu Schauplätzen mit hohem Wiedererkennungswert reicht. Literarische Texte können eine spezifische Geografie konstruieren, die bislang nicht zusammenhängend beleuchtet worden ist", erläutert Prof. Dr. Heinrich Detering, Direktor des Göttinger Zentrums für komparatistische Studien.
Forschungsfragen sind hier unter anderem, zu welchen Zeitpunkt bestimmte Landschaften und Städte auf der literarischen Landkarte Europas auftauchen und wann ihr poetisches Potential ausgereizt ist. Auch die Wirkungen der historisch-politischen Bedingungen, zum Beispiel Kriegs- und Krisenzeiten, auf den Imaginations-Raum der Literatur sollen untersucht werden.
"Zudem müssen die poetologischen Verfahren von Verfremdung, Überblendung und Neu-Benennung sowie die Kombinationsmöglichkeiten von realen Orten mit fiktiven Elementen in die Visualisierungskonzepte und Deutungen einfließen", so Prof. Detering.
Die Tagung wird mit einer Podiumsdiskussion in englischer Sprache eröffnet. Über die Etablierung des Forschungsgebiets Literaturgeografie diskutieren Prof. Dr. William Cartwright von der RMIT University in Melbourne
(Australien), Prof. Dr. Lorenz Hurni und Dr. Barbara Piatti von der ETH Zürich, Prof. Dr. Franco Moretti von der Stanford University (USA) sowie Prof. Detering.
An den folgenden Tagen wird das Thema Literatur und Raum aus wissenschaftsgeschichtlicher, fiktionstheoretischer und kulturgeografischer sowie aus kartografischer Perspektive beleuchtet. Zudem werden Modellstudien vorgestellt. Veranstaltungsort ist das Historische Gebäude der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Papendiek 14, Seminarraum.
Das Tagungsprogramm ist im Internet unter der Adresse www.uni-goettingen.de/... abrufbar.