Der Physiker Otto Lummer (1860 - 1925) ist wohl der einzige Geraer Naturwissenschaftler, der es zu Weltruhm gebracht hat. Der erfindungsreiche Experimentalphysiker galt um die Wende vom 19. zum 20.Jahrhundert als der international führende Experte auf dem Gebiete der gesamten Optik. Sein Name hat sich in der Bezeichnung optischer Geräte wie Lummersche Platte (Interferenzspektroskop), Lummer-Brodhun-Würfel (Photometer) u.a. erhalten.
Seine Untersuchungen zur Spektralverteilung des von ihm ersonnenen "schwarzen Körpers" führten zu einem Umbruch im damaligen physikalischen Weltbild, nach welchem die Natur keine Sprünge macht - sie waren der Auslöser für Max Plancks "Quantenrevolution" im Dezember 1900. Es gibt, folgerte Planck aus Lummers Messergebnissen, "Quantensprünge". Das von Planck ausgedachte "Quantum" ist so etwas wie eine "kleinste Münze" beim Geld, die nicht teilbar ist und ein Maß dieser "Quantensprünge" darstellt
Diese so abstrakte Quantentheorie wird in der Praxis inzwischen so erfolgreich genutzt, dass etwa ein Viertel unseres Bruttosozialproduktes durch ihre Anwendungen erwirtschaftet wird: Die moderne Halbleitertechnik brachte Computer, Handys und Laser hervor. Auch die Prinzipien zur Energieerzeugung mittels Solarzellen oder Kernspaltung sind ohne quantenphysikalische Erkenntnisse undenkbar, ebenso viele Behandlungsmethoden der modernen Medizin.
Otto Lummer kam als Sohn eines angesehenen Bäckermeisters in der Geraer Schloßstraße zur Welt, er besuchte die Realschule am Nicolaiberg, wo er das Abitur im März 1880 ablegte. Nach einem Studium in Tübingen und Berlin promovierte er 1884 beim "Reichskanzler der Physik" Hermann von Helmholtz, wurde "Kaiserlicher Professor" an dessen Physikalisch-Technischer Reichsanstalt und habilitierte sich 1901 an der Berliner Universität. 1905 folgte er einem Ruf an die Universität Breslau und war dort bis zu seinem Tode 1925 Direktor des Physikalischen Institutes. Zweimal wurde er - wenn auch vergeblich - für den Nobelpreis für Physik vorgeschlagen.
Wenn jetzt eine "Otto-Lummer-Bahn" in Gera verkehrt, wird sie auch an der nach ihm benannten "Otto-Lummer-Straße" in Bieblach Ost vorbeikommen - eine Ehrung, die ihm wegen der überlieferten lebenslangen Verbundenheit mit seiner Geburtsstadt wohl gefallen hätte.