Thilo Schoder (1888 - 1979), der Namenspatron für die letzte neue Bahn, hat 16 Jahre als Architekt in Gera gewirkt. Er war Vertreter des "Neuen Bauens", einer Architektur mit betont funktionalem Charakter. Die meisten seiner Bauten in Thüringen und Sachsen haben den Denkmalstatus. Schoder-Bauten in Gera sind zum Beispiel die Fabrik der Firma Golde in der Wiesestraße, zwei Wohnblöcke am Ulmenhof oder die Halbert-Villa in der Kurt-Keicher-Straße.
Schoder kam 1888 in Weimar als Sohn eines Gastwirts zur Welt. Er besucht die Großherzogliche Kunstgewerbeschule - ein Vorläufer des Bauhauses - und ist Meisterschüler Henry van de Veldes (dem Architekten der Geraer Villa Schulenburg). Nach einem Studienaufenthalt in Wien wird er dessen Assistent. Diese Arbeit endet mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als van de Velde in seine Heimat Belgien zurückkehrt. Anfang 1916 gründet Schoder in Gera sein eigenes Atelier im Firmengelände Golde (Schülerstraße 14). Golde überträgt ihm die Projektierung des Neubaus seiner Autokarosserie-Fabrik, der nach dem Krieg in der Wiesestraße verwirklicht wird.
Mit diesem Gebäude gelingt Schoder der Durchbruch als Architekt. 1920 verlegt er Atelier und Wohnhaus nach Untermhaus in die oberste Etage des sogenannten Fürstlichen Kavaliershauses Prinzenplatz 1. 1932 muss er aus wirtschaftlichen Gründen sein Atelier in Gera schließen und zieht nach Norwegen, der Heimat seiner Ehefrau. Wegen kritischer Äußerungen zur deutschen Politik und Architektur erhält er 1939 ein Aufenthaltsverbot für Gera, 1940 - nach der deutschen Okkupation Norwegens - inhaftiert ihn die Gestapo. Mit zahlreichen Wohn- und Geschäftshäusern wird Schoder später zum führenden Architekten in Südnorwegen, er stirbt mit 91 Jahren in seinem norwegischen Exil Kristiansand.
Eine Ausflugsfahrt auf der Linie 3, zum Beispiel mit der Bahn "Thilo Schoder", führt zu etlichen Schoder-Bauten:
- Haltestelle Tinz: Haus Dr. Kurt Gröbe, Roschützer Str. 10
- Haltestelle Grüner Weg: Haus Meyer, Julius-Sturm-Str. 6
- Haltestelle Herderstraße Wohnhaus Rudolf Sparmberg in der Franz-Petrich-Str. 30
- Haltestelle Engels-Straße: Frauenklinik Dr. Schäfer, Gagarinstr. 19, Halbert-Villa in der Kurt-Keicher-Str. 11
- Haltestelle Spielwiese (oder Haltestelle "Dahliengarten, Linien 10 und 17): Springbrunnen im Dahliengarten an der Straße des Friedens
- Haltestelle Südfriedhof: Lehrerwohnhäuser in der Walter-Erdmann-Str. 28 und 30
- Haltestelle Keplerstraße: Industriegebäude der früheren Firma Golde, Ecke Wiesestraße/Keplerstraße.
Der Geraer Verkehrsbetrieb dankt Frau Friedemann vom Stadtarchiv Gera für die Auskünfte zu Schoder.