Mit genau 364 322 Besuchern erreichte das Museum zwar nicht den Besucherrekord des Weltmeisterschaftsjahres 2006, konnte aber gegenüber den Vorjahren bis 2005 noch einmal kräftig zulegen. "Mit den Ausstellungen "Matisse Jazz", "Goldglanz und Silberstrahl - Nürnberger Goldschmiedekunst" sowie vor allem über den Codex Aureus haben wir unseren Besuchern einmalige Kunsterlebnisse bieten können, und es freut mich, dass sie unsere Angebote so gut angenommen haben", sagte der Generaldirektor des Museums, Prof. Dr. G. Ulrich Großmann. Das zeigt sich auch in den Einnahmen: 2007 war für das Germanische Nationalmuseum das zweitbeste Jahr seit der Euroumstellung. Gleichzeitig verkündete Großmann, dass die "Codex Aureus"-Ausstellung bis 30. März verlängert werde: "Da die Vitrine klimatisiert ist und wir jede Woche eine andere Doppelseite zeigen, können wir das im Interesse unserer Besucher verantworten", erläuterte er.
Mit guten Nachrichten kommt Großmann aus der australischen Metropole Melbourne zurück: Auf dem dort gerade zu Ende gegangenen Kongress der internationalen Kunsthistorikervereinigung CIHA (Comité International d'Histoire de l'Art) erhielt das Germanische Nationalmuseum den Zuschlag für die Ausrichtung der nächsten Tagung 2012, die turnusgemäß alle vier Jahre stattfindet und über tausend Wissenschaftler aus aller Welt anreisen lässt. "Durch diesen Beschluss werden wir die internationale Diskussion in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen können. Seit 1893 ist es das erste Mal, dass der Kongress wieder in ein Museum kommt - und schon damals fand er im Germanischen Nationalmuseum statt." Es passe hervorragend, dass das Germanische Nationalmuseum für das Jahr 2012 eine große Ausstellung zu Dürers Frühwerk geplant habe, die für die Kunstgeschichte enorme Bedeutung habe, führte Großmann weiter aus. "Die amerikanische Forschung beispielsweise setzt hohe Erwartungen in uns!"
Das aktuelle Ausstellungsjahr 2008 wartet daher mit zwei Ausstellungen auf, die sich auch als Vorbereitung auf das laufende Dürer-Projekt verstehen: Vom 6. März bis 8. Juni zeigt das Museum "100 Meisterzeichnungen" aus der Universitätssammlung Erlangen-Nürnberg. Diese Sammlung altdeutscher Zeichnungen, die als eine der weltweit bedeutendsten gilt, wird im Germanischen Nationalmuseum mit einer Auswahl von meisterhaften Werken präsentiert, darunter solche von Albrecht Dürer (hervorzuheben sein frühes Selbstbildnis von 1492), Albrecht Altdorfer, Wolf Huber, Hans Baldung Grien und Lucas Cranach.
Werke von Albrecht Dürer werden auch in der Ausstellung "Heilige und Hasen - Bücherschätze der Dürerzeit" (9. Juli bis 12. Oktober 2008) zu sehen sein. Die Ausstellung dreht sich um die blühende Buchkultur, die Dürer um 1500 in seiner Heimatstadt vorfand: Buchmaler wie Albrecht und Nikolaus Glockendon oder Jakob Elsner statteten Prachthandschriften aus, Bürgertum und Patriziat trugen gewaltige Privatbibliotheken zusammen. So schuf auch Dürer seine Holzschnittfolgen des Marienlebens und der Apokalypse ursprünglich als große gebundene Bücher. Erlesene Buchmalereien und seltene Dürer-Bände lassen materielle Pracht, wechselseitige Einflüsse, aber auch den steten Modernisierungsprozess des Mediums lebendig werden. Erkenntnisgewinn für die Forschung verspricht vor allem die Zusammenführung bislang nie vergleichend präsentierter Buchmalereien, deren Authentizität und Zusammengehörigkeit nun neu bewertet werden kann.
Weitere Ausstellungen des Germanischen Nationalmuseums sind:
"Mensch + Tier" (2. April bis 15. Mai 2008): In Kooperation mit dem Nürnberger "Galeriehaus" zeigt die Ausstellung Positionen junger Künstler aus der Bundesrepublik zum Verhältnis von Mensch und Tier. Im Medium der Videokunst, Installation, Fotografie, Skulptur und Malerei wird der bestehende Umgang mit dem Animalischen kritisch hinterfragt und die Möglichkeit eines künftigen Miteinander zwischen Mensch und Tier erörtert.
"Der Liebe Spiel" (8. Mai bis 9. November 2008) präsentiert als Studioausstellung den "Spieleteppich", eine der bedeutendsten frühen deutschen Tapisserien, die nach 30 Jahren und aufwändigen Restaurierungsmaßnamen erstmals wieder ausgestellt werden kann. Neben der Erläuterung der versteckten erotischen Anspielungen der dargestellten Minnespiele beschreibt die Ausstellung auch die Restaurierungsarbeiten.
Zu den Neuerungen des Jahres 2008 zählt die Umbenennung des "Archivs für Bildende Kunst" in "Deutsches Kunstarchiv". Damit solle der gewachsenen Bedeutung und dem Anspruch des 1964 gegründeten Archivs Rechnung getragen werden, so der Generaldirektor. Das "Deutsche Kunstarchiv" sammelt schriftliche Nachlässe des deutschsprachigen Raums aus dem Bereich der bildenden Kunst, also von Malern, Graphikern, Bildhauern, Fotografen, Architekten, Kunsthistorikern, Kunsthändlern und Kunstsammlern. Es ist die größte Einrichtung ihrer Art in Deutschland, vergleichbar mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Großmann verwies auf eine Initiative des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Rüttgers, der in der Nähe von Köln ebenfalls ein Archiv für Künstlernachlässe gründen wolle. Dies könne aufgrund der langen Erfahrung und des großen Bestandes in Nürnberg nur als sinnlose Geldverschwendung gewertet werden: "Wenn zwei Institutionen dasselbe sammeln, treibt das automatisch die Preise hoch. Es ist viel sinnvoller, zu kooperieren und die Aktivitäten zu bündeln."
Generaldirektor Großmann erläuterte abschließend die geplanten Bauarbeiten zu einem 5-stöckigen unterirdischen Depot- und Technikgebäude unter dem Großen Klosterhof des Museums. Die Arbeiten sollen 2009 in Angriff genommen werden. Wenn die Mittel - zum gegenwärtigen Zeitpunkt über 23 Millionen Euro - planmäßig fließen, kann mit der Fertigstellung bis 2014 gerechnet werden.