Kevin ( Joaquin Mikolayczak) ist 10 Lenze, die Geschichte, die er verschlingt ist älter; von so vielen Kindern gelesen, was Kevin in diesem Moment null interessiert. Er verschlingt jede Zeile, die das kuschelige Kinderzimmerlicht noch hergibt... bis endlich der Lichtschalter von seiner Mum (Lisa-Marie Dyk) und seine Augenlider von ihm selbst die Klappen schließen.. Und im freien Tief-Schlaf-Fall purzelt Kevin dem Superhelden und Retter der Welt, dem Superman mit Nerven aus Platin und Eisenmuskeln - Slim Rockfist (Philipp Stephan) direkt vor seine Füße.
Das Kinderzimmer mit seinem Bett, seinem Spielzeug, seinen Utensilien ist schlagartig verschwunden. Das mit Worten und Sätzen vollgestopfte Buch ist für ihn Raum geworden - und Kevin steckt mittendrin. Mittendrin in einem Buch - in einer Handlung, die er jetzt mit bestimmt. Unfassbar!
Dorothea Reinholds, Schauspiellehrerin an der Musikschule in Kandel, Erinnerung an derartig vornehmlich nur Kindern bescherten Phantasie-Lebens-Momenten muss es gewesen sein, dass sie für ihre kleine Schauspielgruppe genau diese literarische Vorlage als Produktion anbot, was nur Kindern widerfährt, wirkliche Träume, denen man eine physikalische Größe bescheren möchte, nämlich der Unendlichkeit.
Die zehn Kids und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren hatten zwei Monate für den freien Fall in das Stück "Vom Jungen, der in ein Buch fiel" von Alan Ayckbourn geprobt.
Die Leseratte Kevin liest nicht nur gern, nein, er ist auch mutig und hilft dem renommierten Privatdetektiv Slim Rockfist, der im Kampf gegen das große Böse die Welt in nur 70 Stunden retten will.
Die Diebin und Mörderin Monique (Rebecca Dambach) macht es den beiden nicht leicht, katzengleich schleicht sie auf hübschen und leisen Pfötchen hinter Kevin her, der nun mit Slims Hilfe in sein Kinderzimmer zurück muss, um nachlesen zu können, wie sein Freund Slim tatsächlich die Welt retten kann.
Dabei stolpert das Duo durch andere Bücher aus Kevins Bücherregal. Lustig: Auch "Schach für Anfänger", in deren Umsetzung die Kleinsten der Gruppe glänzten, wie die Weisse Dame - Effi Armbrust, Dame - Valerie Peters, Weisser Bauer - Lisa Keppel und Schwarzer Springer - Laura Sophie Loreth sowie Schwarzer Läufer Carolin Peters.
Aber dann auch noch das Kopfüber in die "Grimms Märchen" oder in die "Die Puddels", wo Vater Puddel - gespielt von Armin Richtsteig - souverän den süßen Schauspiel-Pudding-Geschmack fürs Publikum suggerierte.
Und ein Wunder braucht noch ein Wunder, damit Kevin am Ende wieder in seinem Kinderzimmer zurück findet.
Und nicht nur das! Er kann seinem Helden Slim die weltrettenden Hinweise geben.
Endlich! Und so schade! Denn damit war das Theaterstück an diesem sonnigen Sonntagnachmittag in der Karlsruher Internationalen Akademie für musikalische Bildung e.V. zu Ende.
Applaus.
Applaus für alle, die rundum für Kulisse, für Musik und für diese schönen Erinnerungen an die Kindheit sorgten. Marlies D y k