Im Vergleich zum vergangenen Jahr verzeichneten die Organisator:innen von GRD, ColorSwell Handmade Design und Voice of the Seas ein für die Umwelt erfreuliches Ergebnis, da auf dem rund 1.500 Meter langen Isarabschnitt zwischen Wittelsbacher- und Corneliusbrücke weniger Müll vorgefunden wurde. Dies ist auch in der Tatsache begründet, dass in den vorangegangenen Tagen bereits Clean-Up-Initiativen in den Isarauen aktiv waren, was sehr zu begrüßen ist. Nur gemeinsam können wir den Eintrag von Plastikmüll in unsere Flüsse – und somit in unsere Ozeane – stoppen. Nichtsdestotrotz haben am 10. September knapp 70 helfende Hände insgesamt 14,1 Kilogramm Plastik- und Restmüll, 11,8 Kilogramm Kronkorken und 2,9 Kilogramm an Zigarettenresten gesammelt.
Umweltproblem Kronkorken: Mit den Brauereien im Dialog
Der noch immer sehr hohe Anteil an Flaschenverschlüssen hat alle Beteiligten auch beim diesjährigen Isar-Clean-Up bestürzt. Noch immer scheint es für manche Konsument:innen – ebenso wie das Wegschnippen von Zigarettenkippen – ein Kavaliersdelikt zu sein, die Kronkorken achtlos in der Natur zu entsorgen. Das gut zu recycelnde Weißblech gehört aber ebenso wenig in die Umwelt wie der im Deckel enthaltene Kunststoffanteil aus Polyethylen. Kronkorken müssen über den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne entsorgt werden. Nachdem die Organisator:innen in den vergangenen Jahren nur grob schätzen konnten, von welchen Bier- und Limonadenflaschen die Kronkorken stammen, wollte es das GRD-Team in diesem Jahr genauer wissen: Die am 10. September gesammelten Kronkorken wurden von Hand sortiert und anschließend gezählt – auch um mit den betreffenden Brauereien den Dialog lösungsorientierte Strategien im Sinne des Umweltschutzes (wir berichteten) fortsetzen zu können.
Insgesamt 4.231 Kronkorken haben die Helfer entlang des rund 1,5 Kilometer langen Isarufers aufgelesen. Der Großteil der Verschlüsse stammt von Bierflaschen – der Anteil an Softdrink-Marken ist aufgrund des geringen Vorkommens zu vernachlässigen. Dominiert wird die „Kronkorken-Sammlung“ von der Augustiner Brauerei. Fast die Hälfte aller Verschlüsse (2.056) befanden sich zuvor auf den Flaschen der Münchner Brauerei. Auf Platz zwei folgen die Deckel des Herzoglich Bayerischen Brauhaus Tegernsee, kurz „Tegernseer“ (558). Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den dritten Platz lieferten sich Giesinger Bräu (159) und die Paulaner Brauerei (156). Auf Rang fünf folgt die mexikanische Biermarke „Corona Extra“, die zum internationalen Konzern Anheuser-Busch InBev gehört.
Verseuchtes Wasser durch Zigarettenkippen
Nicht nur von Kronkorken geht eine Gefahr für das Erdreich und die Gewässer aus, sondern auch von Zigarettenfiltern. Bis zu 60 Liter Grundwasser verseucht eine einzelne weggeworfene „Kippe“ aufgrund ihrer enthaltenen Giftstoffe wie Arsen, Blei oder Cadmium. Bei den gesammelten 17.000 Stummeln entspräche dies rund einer Million Liter Wasser. Zumindest von den gesammelten 2,9 Kilogramm an Filtern geht nach dem Clean-Up keine Gefahr mehr aus. Diese Zigarettenreste werden nun an unsere Recycling-Partner:innen von Tobacycle übergeben, die daraus neue Kunststoffprodukte wie Taschen-Aschenbecher oder Mülleimer herstellen.
4.231 Kronkorken und 17.000 Zigarettenstummel bedeuten auch, dass rund 20.000 Menschen einen kleinen Streifen der Isarauen zur Naherholung aufgesucht und diesen Ort gleichzeitig als Müllkippe zweckentfremdet haben. Ein Paradoxon. Zudem: Delikte dieser Art können laut Bußgeldkatalog mit bis zu 55 Euro geahndet werden – Voraussetzung dafür wären aber temporäre Schwerpunktkontrollen seitens der Polizei.
Auch wenn das Ergebnis des dritten Isar Clean-Ups der GRD bei allen Beteiligten aufgrund der Menge an Plastik- und Kleinstmüll Empörung auslöste, überwog das gute Gefühl, gemeinsam für eine gute Sache aktiv gewesen zu sein. Zudem haben sich viele positive Gespräche mit Isar-Besucher:innen ergeben, die sich über die Aktion informiert haben.
Das gesamte Team der GRD bedankt sich sehr herzlich bei den vielen Helfer:innen und auch den Unterstützer:innen der Münchner Tauchgemeinschaft und dem Kulturstrand für die Freigetränke. Eine Fortsetzung folgt im kommenden Jahr.