Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) sieht hierin einen ersten spürbaren Erfolg der seit Monaten stärker werdenden Protestaktionen im In- und Ausland gegen die Pläne der kroatischen Regierung, in der Adria hunderte von Öl- und Gasförderplattformen errichten zu lassen.
Sie wissen nicht, was sie tun
"Das Ökosystem der Adria und besonders die vom Aussterben bedrohten letzten Adria-Delfine haben etwas Zeit gewonnen", erklärt Diplom-Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. "Seit Bekanntwerden der Öl- und Gasförderpläne hat die kroatische Regierung das Projekt dilettantisch, rücksichtslos und unter Missachtung geltenden EU-Rechts vorangetrieben".
Eigentlich sollten Anfang April die Lizenzverträge mit fünf Ölkonzernen für den Beginn erster Probebohrungen unterzeichnet werden. Doch Slowenien, Italien und Montenegro wurden bislang nicht in die Verabschiedung der Strategischen Studie zur Umweltverträglichkeit einbezogen. Dies ist ein Verstoß gegen die Espoo-Konvention zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung, denn der Öffentlichkeit in diesen Ländern muss eine Stellungnahmemöglichkeit im selben Umfang eingeräumt werden wie der Öffentlichkeit in Kroatien.
Des Bären Fell sollte verteilt werden, bevor er erlegt wurde
"Ein typisches Bespiel für das Vorgehen der kroatischen Regierung war u.a. die voreilige Vergabe von 10 Probebohrlizenzen an 5 Energiekonzerne noch bevor die öffentliche Anhörung zur Umweltverträglichkeit im eigenen Land abgeschlossen war", erläutert Karlowski.
Kampagne "Rettet die Adria!"
Mit der Kampagne "Rettet die Adria" will die GRD gemeinsam mit kroatischen Initiativen die Förderung von Erdöl und Erdgas in der kroatischen Adria verhindern. "Unser gemeinsames Ziel ist es, die kroatische Regierung zum Umdenken zu bewegen. Die Adria muss vor der Öl- und Gasförderung und den katastrophalen Folgen einer Ölpest geschützt werden", fordert Ulrich Karlowski.
Zum Hintergrund:
Bereits in wenigen Jahren könnten Hunderte Öl- und Gasbohrinseln die Küsten der kroatischen Adria verschandeln. Die Territorialgewässer des Landes wurden in 29 unterschiedlich große Blöcke mit einer Gesamtgröße von knapp 37.000 km² aufgeteilt. Fast die gesamte Küste mit ihren mehr als 1.200 Inseln wird betroffen sein. Der Mindestabstand der Bohrinseln zur Küste wurde auf 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt.
Experten warnen vor langfristigen Schäden für Tourismus und Fischerei
Die kroatische Adria ist eines der populärsten Urlaubsziele der Welt. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen und trägt in großem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei. Eine Katastrophe wie 2010 im Golf von Mexiko, der 12mal größer ist als die relativ kleine, umschlossene Adria, würde Tourismus und Fischerei ruinieren.