"Wir schwammen ca. 20 Sekunden mit den Delfinen und mussten ca. 30 Minuten warten, bis das Zodiac uns wieder einsammelte, um uns erneut zu den Delfinen zu fahren. Als wir nach dem zweiten Stopp wieder auf's Zodiac wollten, hat es erneut etwa 30 Minuten gedauert, bis wir abgeholt wurden, in dieser Zeit schwammen wir mitten im Meer", schreibt eine Neckermann-Kundin aus Wentorf.
Beim Rücktransport läuft das völlig überfüllte Schlauchboot voll Wasser
"Wir sind dann mit 24 Personen auf einem Zodiac gewesen. Das Zodiac war dermaßen überladen, dass es fast bis zum Rand voll Wasser stand und es kaum geschafft hat, uns auf's große Boot zu bringen. Ich hatte wirklich große Angst unterzugehen", so die noch jetzt geschockte Urlauberin.
Die GRD hat die Thomas Cook AG, zu der Neckermann-Reisen gehört, jetzt aufgefordert, sich nachhaltig für die Sicherheit der Urlauber einzusetzen und das Angebot derartiger Delfinausflüge unverzüglich einzustellen.
"Die deutsche Reisebranche ist dringend gefordert, die Situation unter Kontrolle zu bringen, für den Schutz von Menschen und Tieren", fordert der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.
Der Delfin-Tourismus vertreibt die Tiere aus wichtigen Rückzugs- und Ruheräumen
Der meist völlig unregulierte Massentourismus vor Hurghada und beim Sataya-Riff im Roten Meer hat sich mittlerweile zu einer ernsthaften Bedrohung für die besuchten Delfingruppen entwickelt.
Die Tiere werden mit Zodiacs auf die schwimmenden Touristen zugetrieben und eingekreist, damit auch jeder einen Delfin berühren kann. Die Tour-Guides versuchen, mit wildem Lärm über Wasser und unter Wasser mit klappernden Esslöffeln, die Delfine anzulocken.
Es geht einzig und allein darum, möglichst viele Touristen zu den Delfinen zu bringen
Die Art, wie der Großteil der Touren abläuft, zeigt, dass weder die Bootskapitäne noch die Tour-Guides sich für schonende Delfinbeobachtungen interessieren. Es geht einzig und allein darum, möglichst viele Touristen zu den Delfinen zu bringen und dann mit allen Mitteln Begegnungen mit den Meeressäugern zu erzwingen.
Auf die Bedürfnisse der Tiere, die sich hier erschöpft von der nächtlichen Jagd zurückkehrend zum Ruhen und Schlafen zurückziehen wollen, wird keinerlei Rücksicht genommen.
"Wenn diese Auswüchse nicht gestoppt werden, dann wird es in den betroffenen Gebieten im Roten Meer bald keine Delfine mehr geben", warnt Ulrich Karlowski.
Projekt "Delfinschutz im Roten Meer" für tierverträglichen Delfin-Tourismus
Mit dem Projekt "Delfinschutz im Roten Meer" arbeitet die GRD gemeinsam mit der Dolphin Watch Alliance (DWA, Schweiz) bei Hurghada unter anderem für die Etablierung von verbindlichen Regeln für tierverträgliche Delfin-Beobachtungstouren.
Im vergangenen Jahr konnten mit Hilfe der lokalen Umweltschutzorganisation HEPCA die vor Hurghada liegenden Riffe "Fanous" und "Shaab el Erg", die vorwiegend von Delfintouren besucht werden, für einen Monat zum befristeten Schutzgebiet erklärt und für Touristen gesperrt werden.