So gaben OMV aus Österreich und Marathon Oil aus den USA vor einigen Tagen ihre Bohrlizenzen zurück, was am 29. Juli 2015 schließlich auch von der "Kroatischen Agentur für Kohlenwasserstoffe" bestätigt wurde.
Kroatischen Medien zufolge soll sich mittlerweile auch ExxonMobil zurückgezogen haben. Das Unternehmen hatte eine Kooperation mit dem kroatischen Energiekonzern INA anvisiert.
Absurde Begründung soll wahre Hintergründe verschleiern
Der Verzicht wird in Zagreb mit Grenzstreitigkeiten mit Slowenien und Montenegro begründet. Nach Ansicht der GRD ist dies absurd. Vielmehr dürften die anhaltenden Proteste im In- und Ausland sowie insbesondere der auf absehbare Zeit niedrige Ölpreis ausschlaggebend gewesen sein.
"Dies ist ein schwerer Schlag für einige Regierungsvertreter des Balkanstaates", sagt Ulrich Karlowski. Kritiker hatten von Anfang an das völlig intransparente Vergabeverfahren bemängelt und unrechtmäßige Bereicherung vermutet.
Im Korruptionsindex 2014 von Transparency International ist Kroatien im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze auf den 61. Rang gefallen und liegt damit um einiges näher an Bosnien-Herzegowina (Rang 80) als z.B. an Slowenien (Rang 39).
Im März 2015 musste der Beginn der ersten Probebohrungen auf 2016 verschoben werden, weil Kroatien es versäumt hatte, Anrainerstaaten wie Slowenien, Italien und Montenegro in die Umweltverträglichkeitsprüfungen einzubeziehen, ein Verstoß gegen die EU-Umweltrichtlinie "Espoo-Konvention zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung".
Rettet die Adria!
Mit der Kampagne "Rettet die Adria! Keine Ölplattformen in der Adria" setzt sich die GRD seit Ende 2014 gemeinsam mit kroatischen Initiativen dafür ein, dass die Adria von der Öl- und Gasförderung ausgenommen und den katastrophalen Folgen einer Ölpest geschützt wird.
Hierzu wurde unter anderem auf change.org die Petition „Hands off“! Die Adria darf nicht sterben!“ gestartet.
Zudem warnte die Münchner Delfin- und Meeresschutzorganisation mit Stellungnahmen im Rahmen der kürzlich zu Ende gegangenen öffentlichen Anhörungen der kroatischen, slowenischen und italienischen Behörden vor den katastrophalen Folgen der geplanten Öl- und Gasförderung.
Zum Hintergrund:
Bereits in wenigen Jahren könnten Hunderte Öl- und Gasbohrinseln die Küsten Kroatiens verschandeln. Ohne großes Aufsehen hatte die kroatische Regierung mit der Such nach Öl- und Gas Ende 2013 begonnen und versucht seitdem, die Pläne möglichst an der Bevölkerung vorbei voranzutreiben.
Noch vor Abschluss der öffentlichen Anhörung im Februar 2015 wurden im Januar 10 Probebohrlizenzen an 5 Energiekonzerne, darunter die österreichische OMV, vergeben. Knapp 37.000 km², also ca. 90 % der kroatischen Adria, stellte man als Fläche für die Offshore-Bohrungen bereit.
Der Mindestabstand der Bohrinseln zur Küste wurde auf 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt.
Jedes Jahr Hunderte Störfälle
Es sind nicht nur Katastrophen wie die massive Ölpest im Golf von Mexiko, bei der Tausende von Tieren qualvoll starben und noch heute an den Folgen leiden, ganze Landstriche verseucht und Lebensgrundlagen von Kleinfischern zerstört wurden.
Öl- und Gasförderung im Meer ist hoch riskant und stellt tagtäglich eine große Gefahr dar, zumal in einem relativ geschlossenen System wie dem der Adria.
Bei der täglichen Routine gelangen Öl und giftige Chemikalien ins Wasser, jedes Jahr kommt es zu Hunderten von "kleineren" Störfällen. Weltweit wurden in den letzten 25 Jahren 6.800 Ölunfälle auf See registriert.
Eine Katastrophe wie 2010 im Golf von Mexiko, der 12-mal größer ist als die relativ kleine, umschlossene Adria, wäre der Untergang für dieses Ökosystem, das Leben der Menschen, die vom Meer leben, würde zerstört.
Experten warnen denn auch eindringlich vor langfristigen Schäden für Tourismus und Fischerei.
Die kroatische Adria ist eines der populärsten Urlaubsziele der Welt. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen und trägt in großem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei.